Home at Heart - Liebe auf Umwegen
nicht. Britney, die vor einigen Monaten selber von ihrem Partner verlassen wurde und mit ihm seither einen On/Off-Beziehung führte, war der starren Ansicht, dass Lorelai die Hyäne in sich freilassen sollte und einen auf emotionalen Rambo machen sollte. Monique und Karen waren der Meinung, Lorelai sollte Jake treffen.
„Ich werde hingehen“, sagte Lorelai, nachdem sie ihren Bissen Eisbergsalat hinuntergeschluckt hatte. Augenblicklich waren die drei anderen still. Britney legte ihre Gabel mit einem demonstrativen Laut auf ihrem Teller ab und schüttelte den Kopf. Monique und Karen grinsten.
28
Madelines Cafe war ein lauschiges Plätzchen in der 56. Straße und befand sich zwischen einem Friseur und einem kleinen Eisenwarenladen. Die weiß-grüne Markise davor trug eine leichte Schneeschicht an diesem Samstag-Abend, die sich im laufe der Zeit bestimmt noch verdichten würde. Die Fassade des Cafes war in edlem Grün gehalten, „Madeline’s“ war mit goldenen Buchstaben darauf zu lesen. Das Cafe war mit warmem Licht ausgeleuchtet. Drin roch es nach frischem Kaffee und Kuchen.
Jake hatte bereits um viertel nach vier Platz in der kleinen Nische direkt am Fenster, das hinaus auf die Straße zeigte, genommen. Lorelai hatte sich den ganzen Tag über nicht gemeldet. Am Vorabend, nachdem er die Nachricht auf ihren Anrufbeantworter gesprochen hatte, hatte er neben dem Telefon gewartet und gehofft, dass sie zurückrief, doch das hatte sie nicht getan. Er war etwas geknickt gewesen, als er am Morgen aufgewacht war und festgestellt hatte, dass sie sich immer noch nicht gemeldet hatte. Seine Laune war etwas gesunken und er war sich nicht mehr so sicher wie noch am Abend zuvor, dass er Lorelai sehen würde. Aber er wollte nichts unversucht lassen und beschloss deshalb, schon früher im Cafe zu sein – für alle Fälle.
Er bestellte eine Tasse Kaffee und blätterte in den New York Times, die er sich vom Tresen beim Eingang mitgenommen hatte. Nervös begann er, alle paar Minuten auf seine Armbanduhr zu starren. Jetzt war er sich sicher, dass Lorelai nicht kommen würde. Wäre er an ihrer Stelle, hätte er die Einladung auch nicht angenommen. Sie hatte nichts von sich hören lassen und auf seine Nachricht nicht reagiert. Er selbst bestärkte sich immer mehr in der Meinung, dass es eine dumme Idee gewesen war, hierher zu kommen. Er hatte sie aus ihrem Red-Oak-Leben gekickt und durfte sich jetzt nicht darüber beklagen, dass sie sich in ihrem New-York-Leben wieder eingefunden hatte. Er beschloss, bis halb sechs (eine ausreichend große Zeitspanne für eine Verspätung, wie er fand), zu warten und danach zurück ins Hotel zu gehen und nach Texas zurück zu fliegen. Er hatte es wenigstens versucht. Niemand konnte ihm vorwerfen, er hätte nicht um Lorelai gekämpft, wenn er für sie sogar nach New York gekommen war.
Mittlerweile war es fünf Minuten nach fünf und Lorelai war immer noch nicht aufgetaucht. Jake empfand, dass die Zeit reichlich schnell vergangen war. Er war am Sportteil der Times hängen geblieben und hatte den zweiseitigen Auszug der Biographie von John Elway gelesen, als er auf die Uhr blickte. Eine kleine Welle der Enttäuschung durchfuhr ihn. Er hatte zwar geahnt, dass Lorelai nicht auftauchen würde, doch jetzt, wo sich seine Ahnung scheinbar bewahrheitete, war es doch etwas schmerzhaft. Irgendwie hatte er wohl doch diesen romantischen Gedanken inne gehabt, dass Lorelai kommen würde – dass sie ihm verzeihen würde und sie sich dann draußen vor dem Cafe im sanften Schneefall küssen würden. Chance verspielt. So einfach war das. Er faltete die Zeitung zusammen, legte sie neben seiner Tasse Kaffe ab und nahm einen Schluck der braunen Brühe.
Ein kalter Windstoß zog ins Cafe, als die Tür geöffnet wurde und die kleine Glocke über der Tür leise und gedämpft bimmelte. Eine Junge Frau in einem schwarzen Mantel, auf deren Schultern sich einige Schneeflocken gesetzt hatten, kam herein. Lorelai. Jake stockte der Atem und sein Herz schien für seinen kurzen Augenblick auszusetzen, als er sie sah. Dann begann es, schneller zu klopfen und sein Magen begann zu kribbeln.
Lorelai lies ihren Blick durch das Cafe schweifen und bemerkte Jake, der in der hinteren, linken Nische, ganz in ihrem äußeren Blickfeld saß, als Letztes. Ihre Blicke begegneten sich und Jake war augenblicklich wieder von ihr fasziniert. Sie sah jetzt nicht mehr so aus, wie das Red-Oak-Cowgirl in ihren Jeans, dem Pferdeschwanz und dem
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