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Home Run (German Edition)

Home Run (German Edition)

Titel: Home Run (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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beschloss ich, Pitcher zu werden, weil mein Vater Pitcher war. Ich war ziemlich gut und wurde noch besser, je älter ich wurde. Mit meinem Vater habe ich selten im Garten Baseball gespielt, weil er nur selten zu Hause war, aber wir lebten im gleichen Haus, und ein bisschen was von ihm muss wohl auf mich abgefärbt haben. Einmal habe ich bei einem Spiel gepitcht, und ein Junge schlug einen Home Run und lief dann unter lautem Freudengeheul um die Bases. Mein Vater war auch da, was nicht oft vorkam, und als der Junge das nächste Mal am Schlag war, rief mir mein Vater zu, ich solle ihm einen Ball verpassen. Ich war elf und wollte nicht auf ihn zielen. Also bekam der Junge keinen Beanball verpasst. Mein Vater raste vor Wut. Nach dem Spiel hatten wir einen Riesenstreit. Er verprügelte mich hinten in unserem Garten und sagte mir, dass ich nie ein guter Pitcher würde, weil ich ein Feigling sei, weil ich Angst hätte, auf Hitter zu zielen. Er ist kein guter Mensch, Clarence.«
    Noch ein Schluck, noch eine Rauchwolke. »Sie besuchen ihn morgen?«
    »Richtig. Zum ersten Mal seit Jahren.«
    »Und Sie glauben, dass Sie ihn überreden können herzukommen, nach Calico Rock?«
    »Ich weiß nicht, aber ich werde es versuchen.«
    »Das scheint mir ehrlich gesagt wenig Aussicht auf Erfolg zu haben.«
    »Ich habe einen Plan. Er wird vielleicht nicht funktionieren, aber ich werde es versuchen.«
    Clarence gießt noch etwas von dem schwarzgebrannten Brandy ein. Nach ein paar Minuten nicke ich fast ein. »Haut einen das Zeug um?«, frage ich.
    »Und wie. Sie werden wie ein Baby schlafen.«
    »Ich bin tot. Danke.«
    Ich lege mich im Gästezimmer schlafen, unter einem surrenden Deckenventilator, nur drei Häuserblocks entfernt von dem kleinen Haus, in dem Joe Castle mit seiner Mutter lebt. Das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, lag er auf einer Trage und wurde vom Spielfeld heruntergetragen und in ein Krankenhaus in New York City gebracht. Zurück blieben sein brillantes Spiel, die Träume seiner Fans und eine vielversprechende Karriere, die vorbei war, bevor sie richtig begonnen hatte.
    Fay steht schon vor ihrer Staffelei und malt, als ich mich von ihr verabschiede. Ich bedanke mich für ihre Gastfreundschaft, und sie sagt, dass ich das Gästezimmer jederzeit haben könne. Dann fahre ich Clarence in die Main Street hinterher, wo wir parken und in den Evans Drug Store gehen. »Es wäre vielleicht besser, wenn Sie bei ›Paul Casey‹ bleiben, nur für den Fall«, sagt er, als wir eintreten.
    Kein Problem. Ich habe dieses Pseudonym schon öfter benutzt, als er sich vorstellen kann.
    So früh am Morgen ist das Café gut besucht, alles Männer, und Clarence wechselt mit einigen von ihnen ein paar Worte, während wir zu einem Tisch weiter hinten gehen. Es gelingt mir, mich nicht vorstellen zu müssen. Offenbar ist Clarence nur zu Hause Vegetarier, wo Fay die Herrschaft über die Küche hat. Jetzt bestellt er Eier mit Schinken, und ich möchte das Gleiche. Während wir auf unser Frühstück warten, trinken wir Kaffee und hören den angeregten Gesprächen um uns herum zu. An einem langen Tisch in der Nähe des Eingangs ereifert sich eine Gruppe von Pensionären über den Irakkrieg. Die Männer haben jede Menge Ansichten und kümmern sich nicht darum, wer sie hören könnte.
    »Was Politik angeht, ist Calico Rock wohl ziemlich konservativ«, sage ich zu Clarence.
    »O ja, aber bei den Wahlen geht ein Riss durch die Stadt. Im Izard County wohnen nur Weiße, aber es sind noch eine Menge Roosevelt-Demokraten aus alten Zeiten übrig. Hier nennt man sie übrigens ›Verlängerungskabel-Demokraten‹.«
    »Den Begriff kannte ich noch gar nicht.«
    »Stromversorgung auf dem Land, stammt noch aus Zeiten des New Deal.«
    »Warum gibt es nur Weiße im County?«
    »Das hat historische Gründe. Hier in der Gegend gab es nie viele Farmen, also keine Sklaven und auch sonst keinen Grund für die Schwarzen, sich anzusiedeln. Heute gehen sie wohl lieber woandershin. Aber wir hatten nie Probleme mit dem Klan, wenn es das ist, was Sie gerade denken.«
    »Nein, das denke ich nicht.«
    An der Wand über der Registrierkasse hängen Fotos von Sportmannschaften – Little League, Softball, Highschool-Basketball –, von denen einige aktuell, andere im Laufe der Jahre völlig verblichen sind. In der Mitte prangt die gerahmte Titelseite der Sports Illustrated vom 6 . August 1973 . Calico Joe, das Phänomen. Lächelnd sage ich: »Ich kann mich noch an den Tag erinnern,

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