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Home Run (German Edition)

Home Run (German Edition)

Titel: Home Run (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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an dem die Ausgabe mit der Post kam.«
    »Das können wir alle. Es war vermutlich der größte Tag in der Geschichte der Stadt.«
    »Reden die Leute hier noch über Joe?«
    »Selten. Es ist dreißig Jahre her. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ihn jemand das letzte Mal erwähnt hat.«
    Unser Frühstück wird serviert. Nicht weit von uns tobt der Krieg. Wir essen schnell, und ich begleiche die Rechnung in bar, nicht mit Kreditkarte. Ich möchte nicht, dass jemand meinen Namen sieht. Clarence ist der Meinung, dass wir seinen Wagen nehmen sollten – einen bordeauxroten Buick –, da ein fremdes Fahrzeug mit einem Kennzeichen von außerhalb des Staates die Leute misstrauisch machen könnte. Es ist keine Überraschung, dass der Buick nach kaltem Rauch riecht. Eine Klimaanlage gibt es nicht, und so legen wir die kurze Fahrt mit offenen Fenstern zurück.
    Die Highschool liegt keine zwei Kilometer von der Main Street entfernt in einem neueren Teil der Stadt. Calico Rock ist zu klein für ein eigenes Footballteam, daher weiß ich, dass wir gleich beim Baseballfeld sind, als ich Scheinwerfermasten sehe. In einiger Entfernung, im Center Field, sitzt ein Mann auf einem Rasentraktor. »Das ist er«, sagt Clarence.
    Der Unterricht hat noch nicht wieder begonnen, und der Parkplatz ist leer. Wir stellen den Buick neben einer alten Rodeo-Arena ab, überqueren die Straße und gehen hinter der Tribüne vorbei auf den Backstop zu. Dann gehen wir zur obersten Reihe und setzen uns an eine Stelle, die Schatten von der kleinen Pressebox bekommt. Das Feld ist wunderschön. Das Bermudagras ist saftig und grün. Alles andere welkt in der heißen Augustsonne dahin, doch der Rasen des Joe Castle Field ist dicht, gepflegt und gut gewässert. Der Sand auf den Base Paths und dem Infield ist akribisch präpariert. Der Wurfhügel sieht aus, als wäre er mit der Hand geformt worden. Ein drei Meter breiter Warning Track aus gemahlenem Kalkstein umgibt das gesamte Spielfeld, und es ist nirgendwo Unkraut zu sehen. Direkt hinter dem Maschendrahtzaun des Left Center Field hängt eine große Anzeigetafel, auf der am oberen Rand JOE CASTLE FIELD und am unteren HOME OF THE PIRATES steht.
    Joe sitzt auf einem roten, spinnenähnlichen Mäher mit verschiedenen Schneidebenen und mehreren Messern, der offenbar speziell für Spielfelder konstruiert wurde. Er trägt eine schwarze Baseballmütze, deren Schild er tief ins Gesicht gezogen hat, und eine Brille. Im Laufe der Jahre hat er stark zugenommen, was mich nicht überrascht.
    »Er ist jeden Tag hier?«, frage ich.
    »Fünf Tage die Woche.«
    »Wir haben Mitte August. Das nächste Baseballspiel findet doch erst im März statt.«
    »Mitte März, wenn es nicht schneit.«
    »Warum mäht er dann das Gras und richtet jeden Tag das Feld her?«
    »Weil er es so will. Das ist seine Arbeit.«
    »Bekommt er Geld dafür?«
    »Ja. Joe ist 1973 kurz vor Weihnachten nach Hause gekommen. Er lag zwei Monate in einem Krankenhaus in New York, dann flogen ihn die Cubs nach Chicago, wo er mehrere Wochen in einem anderen Krankenhaus blieb. Red und Charlie haben ihn dann rechtzeitig zu Weihnachten heimgeholt. Er redete immer davon, wieder spielen zu wollen, doch wir wussten, wie es um ihn stand. Kurz nach Neujahr hatte er einen Schlaganfall. Er war allein zu Hause, und bis man ihn in das Krankenhaus in Mountain Home gebracht hatte, war es schon zu spät. Seine linke Seite ist teilweise gelähmt. Man sieht es, wenn er läuft.«
    »Weiß er, dass wir hier oben sind?«
    »Ja. Er hat gesehen, wie wir hergekommen und uns einen Platz gesucht haben. Er weiß, dass wir über ihn reden. Vermutlich wird er nicht nah genug an uns herankommen, um Hallo zu sagen, und noch vor heute Abend werde ich von Red oder Charlie, vermutlich Charlie, einen Anruf bekommen und gefragt werden, was ich hier gemacht habe und wer bei mir war. Ich werde ihm sagen, Sie seien mein Neffe aus Texas, Baseball-Coach an einer Highschool, und wollten sich unser Feld ansehen.«
    »Okay. Zurück zum Thema. Warum bekommt Joe Geld dafür, dass er sich um das Feld kümmert?«
    »Nach dem Schlaganfall war klar, dass er behindert bleibt und einen Job braucht. Daher hat ihn die Schulverwaltung als Platzwart angestellt, Vollzeit mit Krankenversicherung und Rentenanspruch, und das geht jetzt schon seit dreißig Jahren so. Er arbeitet auf dem Feld, macht kleinere Reparaturen in der Sporthalle, und wenn das Baseballteam ein Spiel hat, sitzt er hier oben in der Pressebox

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