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Home Run (German Edition)

Home Run (German Edition)

Titel: Home Run (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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und bedient die Anzeigetafel.«
    »Eine großartige Idee.«
    »Hier in Calico Rock wird niemand vergessen. Und Joe schon gar nicht.«
    Joe mäht einen langen Grasstreifen von der Foul-Linie des Right Field bis zur linken Foul-Linie fertig, dann wendet er und nimmt sich den nächsten Streifen vor. Der Mäher ist in der Nähe des Warning Track am Outfield. Falls die Messer das Bermudagras tatsächlich schneiden, kann ich es nicht sehen. Der ungemähte Teil sieht genauso gepflegt aus wie das Stück, über das er gerade gefahren ist.
    »Woran denken Sie gerade?«, fragt Clarence, während er seine Pfeife wieder anzündet.
    »Was hätte sein können. Wo wäre Joe jetzt, wenn er nicht verletzt worden wäre? Wie weit hätte er es bringen können?«
    »Dieser Gedanke macht einen verrückt. Ich habe mich das jahrelang gefragt, und irgendwann ist mir klar geworden, dass es Zeitverschwendung ist. Die Geschichte von Joe Castle ist eine große Tragödie, sonst nichts. Es fällt einem schwer, das zu akzeptieren, aber nach einer Weile versucht man, einfach weiterzumachen.«
    »Halten Sie es für eine gute Idee, dass mein Vater herkommt und mit Joe redet?«
    Ein langer Zug, eine große Rauchwolke. Es muss schon um die zweiunddreißig Grad haben, und ich frage mich, wie man bei dieser Hitze rauchen kann. »Wissen Sie, Paul, wenn ich hier so sitze, halte ich es für unmöglich, dass Ihr Vater auftaucht, Joe die Hand gibt und über die Vergangenheit redet.«
    »Sie haben recht.«
    »Glauben Sie wirklich, Sie können ihn überreden zu kommen?«
    »Ich werde es versuchen. Und ich glaube, ich werde es schaffen.«
    »Wie?«
    »Erpressung.«
    Joe mäht den letzten Grasstreifen im Outfield. Bis jetzt hat er kein einziges Mal in unsere Richtung gesehen.
    »Ich glaube nicht, dass ich mehr darüber wissen will«, meint Clarence.
    »Nein, wollen Sie nicht.«
    Wir sehen Joe zu.
    »Ja, meiner unmaßgeblichen Meinung nach würde es ihm viel bedeuten, wenn Warren Tracey ihm die Hand geben und sich bei ihm entschuldigen würde«, sagt Clarence schließlich. »Die beiden haben nie wieder miteinander geredet, sie haben sich seit jenem Abend nie wieder gesehen. Ich halte es für eine gute Idee. Aber wie zum Teufel wollen Sie das anstellen?«
    »Es wird nicht einfach sein. Ich brauche Ihre Hilfe. Ich möchte, dass Sie mit seinen Brüdern reden und das Ganze an diesem Ende abklären. Andernfalls verschwende ich meine Zeit.«
    Joe hält im Foul Territory außerhalb des Left Field an und stellt den Mäher ab. Er schwingt das rechte Bein herum, stützt sich ab und springt vom Traktor. Dann nimmt er einen Stock und schlurft zu einem Geräteschuppen. Beim Gehen sieht man, dass er stark hinkt, sein linker Fuß schleift nach, und der rechte bewegt sich in kleinen Trippelschritten vorwärts.
    »Der arme Kerl«, sage ich, und etwas in mir hätte am liebsten geweint. Dieser großartige junge Mann, der es von der Home Plate bis zur ersten Base in unter vier Sekunden geschafft hat, der die zweite und dritte Base in achtunddreißig Spielen siebenmal unmittelbar hintereinander gestohlen hat, der faule Singles in spannende Doubles verwandeln konnte, dieser außergewöhnliche Sportler mit seinem brillanten Spiel wurde zu einem verkrüppelten Platzwart, der Gras mäht, das nicht gemäht werden muss. Allein der Gedanke daran … Als Joe dreißig Jahre alt war und auf dem Höhepunkt seiner Karriere hätte stehen sollen, tat er stattdessen genau das, was er jetzt tut.
    »Ja, es ist wirklich traurig«, fügt Clarence hinzu. Joe verschwindet im Geräteschuppen. »Er lässt sich jetzt vermutlich nicht mehr blicken. Ich glaube, wir sollten gehen.«
    Als wir in die Main Street zurückkehren, verspricht Clarence, mit Charlie und Red zu reden und ein Treffen vorzuschlagen. Ich wiederhole, was Clarence sowieso schon weiß: Warren hat nicht mehr lange zu leben. Wir dürfen keine Zeit verlieren.
    Wir halten kurz beim Calico Rock Record , wo ich eine Tasse Kaffee bekomme. Es dauert eine Weile, bis ich mich verabschiedet habe. Wir haben die gemeinsame Zeit genossen und hoffen, dass wir uns bald wieder treffen. Als ich die Stadt verlasse, weiß ich nicht, ob ich wirklich zurückkehren werde.
    Vier Stunden später bin ich in Memphis. Über Atlanta fliege ich nach Tampa, wo ich mir wieder einen Mietwagen nehme und nach Osten fahre, in Richtung Winter Haven.

14
    Lange nachdem der Polizeibeamte gegangen war, saßen meine Mutter und ich im Wohnzimmer und sahen uns im Fernsehen Western an.

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