Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
wenn er sich ein bisschen vergnügen wollte.
»Ich habe damals ein Praktikum in einer Anwaltskanzlei gemacht und Puff Daddy gehört. Been around the world, uh-huh, uh-huh .« Zu seinem Singsang bewegte er die Schultern auf eine Art, die sexy wirken sollte. Eigentlich sah er gar nicht so schlecht aus, aber sie hatte sich noch nicht entschieden, ob sie mit ihm ins Bett gehen würde oder nicht.
Sie musste sich zwingen, nicht an die Arbeit zu denken – deshalb war sie ausgegangen. Sie kam mit ihren Nachforschungen einfach nicht weiter. Statt Antworten tauchten immer neue Fragen auf, die alles nur noch schwieriger und beunruhigender machten. Drei ganze Tage hatte sie am Computer gesessen. Ohne Unterbrechung. Hatte am Schreibtisch geschlafen und sich von Crackern aus dem Automaten ernährt. Sie ging alles durch, was im Counterterrorism Center über die Kontakte zwischen dem syrischen Geheimdienst und der Hisbollah im Libanon gesammelt worden war: Kontaktmeldungen, Beobachtun gen, Handygespräche und E-Mails. Das übliche Material eben, wie es in rauen Mengen bei den Geheimdiensten anfiel. Saul hatte es einmal mit der Suche nach einem Diamanten verglichen. »Du gräbst tonnenweise Schutt um, bis du endlich einmal etwas Glitzerndes findest. Etwas, das sich als wirklich nützlich erweisen könnte.«
Interessanterweise hatte einige der brauchbareren Informationen sie selbst geliefert, und zwar über ihre Quelle Julia. Was Nightingale betraf, so gab es außer dem Hinweis von Dima nicht viel über ihn. Taha al-Douni hatte an der Universität Damaskus Maschinenbau studiert und war zum ersten Mal vor neun Jahren der CIA -Station Moskau aufgefallen, als er mit dem russischen Rüstungsriesen Rosoboron-Export ins Geschäft kommen wollte. Sie betrachtete das Überwachungsfoto, das auf einer breiten, schneebedeckten Straße in Moskau aufgenommen worden war, wahrscheinlich der Twerskaja. Er sah auf dem Bild nicht nur jünger, sondern auch schlanker aus und trug einen Mantel und eine Pelzmütze, doch es handelte sich ohne jeden Zweifel um Nightingale – jenen Mann, der ihr in Beirut vom Café aus zugewinkt hatte.
Aber das war’s auch schon. Keine Informationen über seinen Wohnort, sein Privatleben, seine Arbeit beim syrischen Geheimdienst. Erzähl mir etwas über dich, Nightingale, dachte sie. Wo arbeitest du? Welche Rolle spielst du zwischen deinem Geheimdienst und der Hisbollah? Wer steht dir nahe? Mit wem schläfst du? Doch sie fand nicht mehr als dieses eine Foto aus Moskau.
Und absolut nichts über einen geplanten Terroranschlag auf die US A. Julias Information blieb der einzige Hinweis und wurde durch nichts erhärtet. Kein Wunder also, dass sich noch niemand in der Agency deswegen an sie gewandt hatte.
Dann allerdings, am dritten Tag, fand sie etwas. Ein Foto, das die NSA von einem israelischen Spionagesatelliten abgezweigt hatte und das Nightingale in einem Shisha -Café zeigte. An der Wand hinter ihm hing ein Schild. Sie vergrößerte das Foto auf dem Bildschirm und versuchte, die unscharfe Aufschrift mit Photoshop lesbar zu machen. Es schien sich um einen Souk, einen Markt, in Amman oder Kairo zu handeln.
Viel wichtiger jedoch als die Frage, woher das Foto stammte, war der Mann, mit dem Nightingale am Tisch saß. Sie hätte den Namen, den die Israelis angefügt hatten, nicht gebraucht. Es war jemand, den alle in der CIA -Station Beirut, also auch sie, seit Langem im Visier hatten: Ahmed Haidar, ein Angehöriger des Zentralrates der Hisbollah.
Das hieß, Nightingale war wirklich ein Verbindungsglied zwischen syrischem Geheimdienst und Hisbollah. Genau, wie Dima gesagt hatte. Zu gern wäre sie jetzt in Beirut, um mit Julia über Nightingale zu sprechen. Vielleicht war ihr Mann Abbas ihm ja schon einmal begegnet. War er in die Ermordung von Rafiq al-Hariri verwickelt gewesen?
Noch etwas beschäftigte sie: Wo steckte Dima? Die Verbindung zwischen Nightingale und Ahmed Haidar machte diese Frage noch wichtiger. Aus der Station Beirut war lediglich eine dürftige Mitteilung von Fielding gekommen, dass seit dem Sicher heitsbruch in der CIA -Wohnung niemand mehr Dima gesehen habe. Von dem geplanten Terroranschlag in den Staaten kein Wort. Der Stationschef schrieb nicht einmal, ob er es der Mühe wert fand, weitere Nachforschungen anzustellen. Arsch loch, dachte sie.
Als Nächstes nahm sie sich das Material aus Damaskus über den syrischen Geheimdienst vor. Jeden noch so kleinen Hinweis. Wie Saul gesagt hatte, war das
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