Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
doch alles Quatsch. Dir geht es nicht um das, was richtig ist, nicht um die Sicherheit, sondern um Politik. Und das stinkt.« Sie sah ihm in die Augen. »Seit wann gehörst du auch zu denen, Saul? Zu den Leuten, denen die Interessen des Landes egal sind, wenn dadurch ihre eigenen armseligen Karrieren in Gefahr geraten?«
Saul schlug so energisch mit der Hand auf den Tisch, dass sie zusammenzuckte. »Sag das nicht noch einmal! Du solltest mich ein bisschen besser kennen. Und außerdem: Wenn du so mit Fielding gesprochen hast, wundert es mich nicht, dass er dich mit einem Tritt in den Arsch aus Beirut entfernt hat. Aber weißt du, Carrie, was das Schlimmste ist? Die Information, die du von deinem Vögelchen Julia mitgebracht hast, ist so brisant, dass ich selbst bereits überlegt habe, wie ich dich nach Beirut zurückschicken könnte.«
Wunderbar, dachte sie erleichtert. Saul glaubte noch an sie, war auf ihrer Seite. Er musste lediglich die Hürden der Bürokratie überwinden. Sie würde schon dafür sorgen, dass er es nicht zu bereuen brauchte. »Sprichst du mit dem Direktor? Werden wir etwas unternehmen?«
»Ich habe es nach oben weitergegeben.« Er blickte zur Decke auf. »Allerdings liegt die Entscheidung nicht bei mir. Solche Drohungen kriegen wir jeden Tag rein.«
»Julia hat immer erstklassiges Material geliefert, das weißt du. Erinnerst du dich an das, was sie uns über die Ermordung von Hariri zugespielt hat? Wir können es nicht ignorieren, Saul.«
»Findest du? Leider hat sie keine Details genannt. Nichts. Ein Anschlag, sehr bald . Wir wissen nicht, wo und wie und welches Ziel. Haben keine Ahnung, ob wirklich die Hisbollah dahintersteckt oder jemand, der uns mit diesem Hinweis auf eine falsche Fährte lenken will. Was zum Teufel sollen wir damit anfangen?«
»Das ist alles? Wir geben es weiter und hoffen das Beste? So schützen wir heutzutage unser Land?«
»Komm mir nicht mit dem Scheiß, Carrie. Ich habe Estes und dem Deputy Director gesagt, es sieht für uns nach einer handfesten Information aus, die man nicht ignorieren sollte. Jetzt sind sie am Ball. Ich habe außerdem Fielding in Beirut angewiesen, der Sache nachzugehen.«
»Fielding«, sagte sie angewidert. Sie stand auf, trat ans Fens ter und blickte auf den grünen Rasen und den Parkplatz hinaus. »Wir haben eine Sicherheitskrise in Beirut. Was ist mit Achilles?«
»Fielding meint, du hättest die Leute zu der sicheren Wohnung geführt.« Er wandte sich seinem Computer zu, und nach ein paar Mausklicks fand er, was er suchte. Er las es ihr laut vor: »Mathison hat amateurhaft agiert und sich in ihrer Verzweiflung an eine unbekannte Libanesin gewandt, die ihr – wenn man der Agentin glauben soll – aus reiner Herzensgüte ihr Auto zur Verfügung stellte. Mathison ließ den Wagen auf einem zentral gelegenen Parkplatz stehen und führte ihre mutmaßlichen Verfolger, statt sie abzuschütteln, direkt zum sicheren Haus in der Rue Adonis. Ein katastrophaler Sicherheitsbruch, der unsere weiteren Operationen vor Ort schwer beeinträchtigt.«
Saul sah sie über den Brillenrand hinweg an. »Was soll ich damit machen?«
Er konnte das doch unmöglich glauben, dachte sie. Nicht Saul. »Sag Fielding, er soll sich den Arsch damit wischen«, versetzte sie verärgert. »Ich bin mir absolut sicher, dass ich sie bereits in Hamra abgeschüttelt habe und sie mir zu Fuß nicht mehr nach Ras Beirut gefolgt sind. Da war niemand weit und breit, und plötzlich dringen sie in die Wohnung ein, als hätten sie längst davon gewusst. Jemand hat mich ins Messer laufen lassen.«
»Wer?«, fragte Saul und hob eine Hand. »Wo willst du anfangen?«
»Mit Nightingale«, antwortete Carrie und stützte sich mit beiden Händen auf seinen Schreibtisch wie eine Sprinterin am Start. »Und mit Dima. Schick mich zurück, Saul. Ich finde sie beide – und die undichte Stelle zusätzlich.«
Er schüttelte den Kopf. »Unmöglich, Carrie. Selbst wenn ich dir glaube und davon ausgehe, dass Fielding sich irrt, kann ich es nicht.«
»Warum nicht? Was hat er gegen dich in der Hand?« Das war nicht der Saul, den sie kannte.
»Er hat Verbindungen, verstehst du?«, sagte Saul frustriert. »Er und David Estes, der Direktor des Counterterrorism Center, sind beide Protegés von Bill Walden.«
»Dem DCIA ?«
»Ja, der Boss persönlich steht hinter ihm. Sie sind dicke Kumpel. Und Walden hat politische Ambitionen. Mit ihm legt man sich besser nicht an – du schon gar nicht als eine Agentin
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