Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
weiter«, sagte sie stattdessen.
»Okay. Lassen Sie’s mich wissen, wenn Sie etwas finden«, antwortete er und ging zum Aufzug.
Sie sah ihm nach. Ihr gefielen seine kräftige Statur, die Farbe seiner Haut, die trotz seiner Körpermasse geschmeidigen Bewegungen. Einen Moment lang stellte sie sich vor, wie Sex mit ihm wäre: langsam und intensiv. Ihre Gedanken überraschten sie selbst. Ganz schön verrückt, dachte sie. Selbst Hand anzulegen reichte auf Dauer nicht – vielleicht war es an der Zeit, wieder einmal mit einem Mann zu schlafen. Richtigen Sex zu haben. Einfach, ohne Komplikationen.
Vergiss Pineapple . Vergiss für einen Moment Nightingale und Dima . Vielleicht kommst du der Lösung näher, wenn du ihnen nicht krampfhaft hinterherjagst .
Es musste einen Zusammenhang geben, den sie übersah. Nightingale und Ahmed Haidar, der Zentralrat der Hisbollah und der Plan, eine junge CIA -Agentin zu töten oder zumindest zu verschleppen. Warum? Für wen? Den syrischen Geheimdienst? Die Hisbollah? Und warum herrschte in der Station Beirut nach dem Sicherheitsbruch nicht Alarmstufe Rot? Warum waren wichtige Unterlagen aus der Station Damaskus zensiert worden? Und was hatte das alles mit dem möglichen Anschlag zu tun? Zu viele offene Fragen, zu viele fehlende Teile im Puzzle. Seufzend fuhr sie den Computer herunter und schaltete das Licht aus.
Zurück in ihrer Wohnung in Reston fiel ihr das Medikamentenproblem wieder ein. Es war so einfach in Beirut gewesen. Die Apotheke in der Rue Nakhle in Zarif, gegenüber dem Krankenhaus, der alte libanesische Doktor, der jedes gewünschte Rezept ausstellte, solange man bar in Dollar oder Euro zahlte. Dort bekam sie, was sie brauchte, ohne dass irgendjemand Fragen stellte. »Im Nahen Osten gibt es Regeln, und es gibt Bedürfnisse«, hatte Julia ihr erklärt. »Allah versteht alles. Es gibt immer einen Weg.«
Hier blieb ihr nur ihre Schwester, wenngleich es ihr widerstrebte, sich an sie zu wenden. Maggie war Ärztin, Internistin, hatte ihre Praxis im West End und wohnte in Seminary Hill in Alexandria, Virginia. Carries Problem bestand darin, dass sie wegen des Rezepts keinen Psychiater aufsuchen konnte. Sie wäre dann im System gespeichert, und das bedeutete, falls es herauskam, das Ende ihrer Laufbahn bei der CIA . Also musste sie sich das Zeug unter der Hand besorgen. Sie würde Maggie morgen anrufen und abends hinfahren. Heute musste sie einfach mal raus.
In dem seidigen roten Top mit Ausschnitt, einem kurzen schwarzen Rock und einer dazu passenden Jacke fühlte sie sich richtig sexy. Während sie sich umzog und schminkte, spielte der CD -Player »Round Midnight« mit Coltrane und Miles Davis ab, das großartigste Stück überhaupt – es erzählte von der Nacht, von New York und von Sex und Einsamkeit, von der Sehnsucht und dem Leben insgesamt.
In diesem Moment hob sie ab. Es begann damit, dass sie sich im Spiegel betrachtete und wunderschön fand mit Make-up und Wimperntusche. Die Natur hatte ihr die größtmögliche Attraktivität geschenkt. Sie konnte jeden Mann haben – hundert Männer, wenn sie wollte. Der Gedanke, dass sie ihr machtlos ausgeliefert waren, wirkte wie ein Aphrodisiakum. Sie musste sie nur an sich heranlassen, dann würden sie ihr folgen wie Schafe. So sah die Natur es vor.
O Gott, diese Musik. Davis und Coltrane. Besser ging es nicht. Sie fühlte sich warm und glücklich und unbesiegbar. Und sie würde rauskriegen, was in Beirut passiert war, was es mit Dima und Nightingale auf sich hatte. Dann konnte sie auch den Anschlag verhindern, und Fielding musste es schlucken. Saul würde sehr stolz auf sie sein. Sie war sich ihrer Sache sicher und spürte ein angenehmes Kribbeln.
Die Musik ging ihr durch und durch. Sie lief aus dem Haus, setzte sich ins Auto und fuhr über Reston Parkway, VA -267 und Key Bridge nach Georgetown. Im CD -Player lief Lester Youngs »She’s Funny That Way« – es ging ihr gut, und sie war so sexy und so unwiderstehlich wie nie zuvor in ihrem Leben.
Und jetzt saß sie neben Dave, dem Anwalt, an der Bar und beugte sich vor, um ihm einen Blick auf ihre Titten zu gewäh ren. Klein, aber perfekt geformt, genau richtig für die Hand eines Mannes, aber davon hatten die meisten Typen keine Ahnung. Sie betatschten einen ungeschickt, diese Idioten, und wussten gar nicht, dass sie jede Frau haben konnten, wenn sie es verstanden, die Brüste genau richtig zu berühren, sanft und fest, langsam und zärtlich zugleich.
»Was machst du
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