Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
meiste Müll. Doch plötzlich stieß sie auf etwas Interessantes. Im Jahr 1990 hatte der CIA -Agent Dar Adal einen Maulwurf im syrischen Geheimdienst aufgebaut, einen gewissen Nabeel Abdul-Amir, Codename Pineapple, der angeblich der mittleren Ebene des Sicherheitsdirektorats angehörte. Und dem Assad-Clan, der seit vierzig Jahren rücksichtslos in Syrien herrschte. Zuerst der Vater Hafiz al-Assad, dann sein Sohn Baschar. Sie stützten ihre Macht auf die Baath-Partei und die Schiiten, insbesondere auf die kleine Gruppe der Alawiten, aus der sie den Führungskader rekrutierten. Pineapple war ein entfernter Cousin der Assads und damit der perfekte Maulwurf. Vielleicht zu perfekt.
Adal hatte Pineapple häppchenweise Informationen über Israels Verhandlungsposition bezüglich der Golanhöhen zukommen lassen, um seinen Aufstieg im Geheimdienst zu fördern. Dabei benutzte er als Mittelsmann angeblich einen israelischen Maulwurf, mit dem Abdul-Amir sich heimlich in Zypern traf – in Wirklichkeit handelte es sich um einen Hebräisch sprechenden New Yorker Juden. Als Pineapple jedoch versuchte, seine israelischen Kontakte eigenmächtig auszuweiten, und die CIA -Operation beinahe an den israelischen Inlandsgeheimdienst Schin Bet verriet, hatte Adal – hier waren die Aufzeichnungen offenbar zensiert worden – dafür gesorgt, dass Pineapple entweder vom Mossad oder einem eigens beauftragten Killer ermordet wurde, zusammen mit seiner Geliebten und ihrem Kind. Die drei Leichen wurden auf einem Boot im Hafen des zypriotischen Limassol gefunden.
Carrie richtete sich auf ihrem Stuhl auf und starrte ins Leere. Wer hatte diese Unterlagen zensiert? Aus welchem Grund? Und warum gab es bloß so wenig Material über den syrischen Geheimdienst? Die CIA -Station Damaskus war offenbar ziemlich nutzlos. Und was Beirut betraf, so residierte dort seit den frühen Neunzigern der wenig effektive Fielding. Dabei wusste jeder, dass die Syrer Verbindungen zur Hisbollah im Libanon unterhielten. Das bewiesen auch die Ermordung des ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten al-Hariri im vergangenen Jahr und das israelische Foto von Nightingale mit Ahmed Haidar. Was zum Teufel ging in der Station Beirut vor sich? Das Ganze ergab einfach keinen Sinn.
Es war spät, kurz nach acht Uhr abends. Während sie über ihren Unterlagen saß, verließ David Estes, der bullige afro amerikanische Direktor des Counterterrorism Center, sein Büro. Als er auf dem Weg zum Aufzug Licht bei ihr sah, kam er zu ihr herüber. »Woran arbeiten Sie da?«, fragte er.
»Ich sichte Unterlagen über den syrischen Geheimdienst. Seit den Neunzigerjahren scheint es kaum neues Material zu geben.«
»Ich dachte, Sie beschäftigen sich mit al-Kaida und ihren Aktivitäten auf der Arabischen Halbinsel?«, erwiderte Estes stirnrunzelnd. Seine Frage bezog sich auf ihr offizielles Aufgabengebiet, das man ihr nach ihrer Rückkehr nach Langley zugewiesen hatte. »Gibt es da eine Verbindung?«
»Möglicherweise«, antwortete sie vorsichtig und spürte, wie ihr Herz schneller schlug, denn eigentlich war sie für den Bereich Syrien nicht mehr zuständig. »Ist alles sehr vage.«
»Aber nicht sehr wahrscheinlich. Die syrischen Alawiten und al-Kaida? Die vertreten schließlich entgegengesetzte Positionen innerhalb des Islam. Sie sind doch nicht etwa immer noch an der Sache aus Beirut dran, oder, Carrie?«, fragte er.
Verdammt schlau, der Kerl . Die islamische Welt war gespalten, seit man sich in der Frage der Nachfolge Mohammeds entzweit hatte. Insofern war eigentlich nicht anzunehmen, dass sich die syrischen Alawiten mit den fanatischen Sunniten von al-Kaida zusammentaten. Estes war das sofort aufgefallen – der Mann hatte nicht von ungefähr in Stanford und Harvard studiert.
Sie musste besser aufpassen. Vielleicht lag es ja daran, dass ihr inzwischen die Medikamente ausgegangen waren. Einen Tag ohne Clozapin-Tabletten und sie hatte bereits Mühe, sich zu konzentrieren. Reiß dich zusammen, Carrie, mahnte sie sich.
»Manchmal springen sie über ihren Schatten, sofern es ihren Interessen nützt«, sagte sie.
Er überlegte einen Augenblick und nickte dann. »Das stimmt.«
»Was ist mit dem möglichen Anschlag auf die US A? Haben Sie da etwas gehört?«
»Wir haben nichts gefunden, was die Angabe Ihres Vogels bestätigen würde, Carrie. Sie müssen uns schon mehr geben.«
Fast hätte sie geantwortet: Schicken Sie mich doch zurück nach Beirut, aber sie unterließ es. »Ich suche
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