Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)
Feng sein Testament und legte den Grundstein für die Zukunft seiner zahlreichen Nachkommen, die bisher nicht einmal wussten, dass er ihr Vater war.
Er hatte Respekt vor seinem Feind. Diesen Respekt hatte er sich mit seiner Aktion und dem Ergebnis der Aktion verdient. Doch Dérúgo Feng hatte keine Angst und er würde nicht den Fehler machen, seinen Gegenspieler zu unterschätzen.
Feng versuchte, sich ihn vorzustellen. Er musste intelligent sein und über große Ressourcen verfügen. War es mehr als eine Person? Seine Intuition sagte ihm: nur eine Person. Aber wie konnte eine Person allein eine solche Aktion durchführen?
Es musste eine gut vernetzte Organisation dahinterstehen, ein Unternehmen vielleicht. Doch ihm fiel ein, dass das Projekt Chimäre auch nur einen Kopf, aber viele Hände hatte.
Vermutlich waren sie sich ähnlicher, als er dachte. Auf jeden Fall musste er seinen Gegner ausschalten. Denn der ging mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht davon aus, dass er alle Chimären erwischt hatte. Und er würde erst zufrieden sein, wenn er das Projekt Chimäre gestoppt hatte, wozu er Dérúgo Feng und die überlebenden Chimären ausschalten musste.
Warum alle Computer auf der Welt zerstört worden waren, verstand Feng nicht. Er hatte das unangenehme Gefühl, dass sein Widersacher ein anderes Ziel haben könnte und das Projekt Chimäre nur ein Schauplatz unter vielen war.
Am 12. Juni beschloss Feng auch den offiziellen Tod von To Zhang. Sein Widersacher kannte mit Sicherheit die wichtigsten Personen des Projektes. Auf seiner Liste musste To Zhang ganz oben stehen. Deshalb würde er sterben, zumindest offiziell. Das war To Zhangs bester Schutz.
„Wir überfliegen gerade Berlin und werden in etwa fünfundvierzig Minuten landen.“ Dérúgo Feng schreckte hoch, er hatte nicht gemerkt, dass jemand den abgetrennten Bereich betreten hatte. Ein junger Steward, dem Rang nach Offiziersanwärter der Luftwaffe, räumte die Reste seines Frühstücks ab.
Feng nickte ihm zu, der Steward nahm dies als Aufforderung, sich sofort zurückzuziehen und ihn allein zu lassen. An Bord des Flugzeugs befanden sich außer Feng lediglich zwölf Mann seines persönlichen Sicherheitsdienstes, der Außenminister Ching Ling Foo, vier Mitarbeiter des Außenministeriums sowie sechzehn Besatzungsmitglieder.
Außenminister Ching Ling Foo war es nicht recht gewesen, Feng zu begleiten, aber Feng hatte darauf bestanden. Ching Ling Foo war neben Feng der Einzige in der Regierung, der den britischen Premier persönlich kannte. Falls Feng in Großbritannien etwas zustieß, sollte Ching Ling Foo die chinesischen Interessen vertreten.
Außerdem war Ching Ling Foo ein äußerst machtorientierter Mensch, den Feng so unter seiner Kontrolle hatte. Er hätte ihm zugetraut, während seiner Abwesenheit einen Putsch anzuzetteln. Andererseits war Ching Ling Foo der Einzige, den er für fähig hielt, China zusammenzuhalten, so gut es ging. Verteidigungsminister General Bao Xie würde ihm noch zu schaffen machen, er gierte am meisten nach Macht und Reichtum, hatte aber vorläufig genug anderes zu tun.
Feng hatte anfangs vermutet, dass sein Widersacher auch ihn töten wollte. Aber ihn extra dafür nach Großbritannien kommen zu lassen, fand er absurd. Wer weltweit die Computer ausschaltete und eine Million Menschen koordiniert vergiftete, der hatte auch andere Möglichkeiten.
Feng hätte an der Stelle seines Gegners zuerst den Kopf, also ihn, Dérúgo Feng, getötet und sich dann die Diamanten und die Projektmitarbeiter vorgenommen. Das Vorgehen seines Gegners erschien ihm nicht logisch, nicht nachvollziehbar.
So hatte er die Gelegenheit, Vorkehrungen und Maßnahmen zu treffen. Gib deinem Gegner keine Chance, zu handeln! Das war Fengs Grundsatz, offensichtlich aber nicht der seines Widersachers. Feng lächelte, als er an sein letztes Gespräch mit To Zhang dachte.
To Zhang hatte vor fünf Tagen, am 12. Juni, als er Fengs Büro betrat, keinen entspannten Eindruck gemacht. Er war in Peking unterwegs gewesen und hatte das Chaos auf den Straßen erlebt.
„Du hast alle Aufgaben erledigt?“, fragte Feng als Begrüßung.
„Alle Wertsachen und Familienangehörigen habe ich wie befohlen hierher gebracht“, To Zhang ging zur großen Chinakarte, die auf dem Besprechungstisch lag, und zeigte auf einen Ort etwa dreißig Kilometer nordwestlich von Peking. Es war eine kleine Garnisonsstadt mit einem Flugfeld und einer Luftwaffenbasis.
„Deine Familie
Weitere Kostenlose Bücher