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Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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war er zu seiner ersten Mitarbeiterin gekommen.

Bei der Erinnerung an diese Szene schmunzelte er. Er legte seine Mappe vor sich auf den Tisch, öffnete sie und startete den Computer. Lisa war der absolute Glücksgriff. Nicht nur, dass sie wirklich alles und jeden kannte, die Kollegen hatten auch einen enormen Respekt vor der kleinen Person, die gerne unterschätzt wurde – solange man sie nicht näher kannte.
    „Hier ist der Kaffee, schwarz und heiß, wie du ihn magst.“ Lisa stellte ihm die Tasse auf den Schreibtisch. Wer zuerst im Büro war, kochte den Kaffee, somit war es meistens Jakobs Job.
    „Gibt es bei unserer Stellenausschreibung was Neues?“, fragte Jakob. So einfach es gewesen war, die zweite Stelle zu besetzen, so schwierig war es, die richtige Person für die dritte Stelle zu finden. Bewerber gab es genug, und wenn er Lisa nicht gehabt hätte, hätte er wohl längst den Falschen eingestellt. Wie es bei einer Behörde üblich war, gab es viele Kandidaten, die man ihm aktiv anbot. Alles Leute, die aus ihren Abteilungen weggelobt werden sollten.
    Nachdem Lisa zu ihm in die Abteilung gekommen war, hatten die Kollegen schlagartig ihre Vermittlungsversuche eingestellt. Lisa sortierte sämtliche Bewerbungen, die noch bei ihm auf dem Schreibtisch lagen, sofort aus. Ihre Argumente waren in jedem Fall sehr überzeugend.
    „Wir brauchen keinen Polizisten, keinen Ermittler, das können wir beide. Wir brauchen einen Computerfreak, einen, der im Web lebt. Jemanden, der recherchiert und der in der Lage ist, sich in jeden Computer zu hacken.“ Er musste nicht lange darüber nachdenken, sie hatte vollkommen recht. Aber diese Spezialisten waren äußerst rar. Außerdem war sein Budget für die Stelle beschränkt, in der freien Wirtschaft konnte man damit vielleicht geradeso eine Fünfzig-Prozent-Stelle finanzieren.
    Lisa setzte sich auf den Besucherstuhl vor seinen Schreibtisch und nahm einen Schluck Kaffee, ihre Tasse war fast leer. „Aktive Bewerber haben wir keine. Aber ich habe ein paar Kandidaten, dazu muss ich nachher noch ein wenig telefonieren, und ich bin vielleicht auch kurz weg.“
    „Etwas, was ich wissen sollte?“, sagte Jakob.
    „Du erfährst alles, was du wissen musst, zur rechten Zeit“, konterte sie, stand schon wieder auf, ging zur Tür und schloss sie hinter sich. Das hatte er auch schnell gelernt, es hieß: „Lass mich machen, ich nutze auch inoffizielle Wege, ich komme, wenn ich dich brauche oder mit dem Ergebnis. Vertrau mir.“ Er vertraute ihr.
    Der Computer war inzwischen hochgefahren. Er meldete sich im System an und checkte seine spärlichen E-Mails, es waren fünf. Eine mehr als am Tag zuvor. Eine Einladung zu einem Umtrunk nach Feierabend anlässlich eines Dienstjubiläums. Eine Einladung zum Abteilungsleiter-Meeting, ein Protokoll der Sitzung von letzter Woche und die Bestätigung seines nächsten Termins auf dem Schießstand, am Freitag dieser Woche.
    Die fünfte war interessant. Er hatte schon vor einiger Zeit eine Recherche über das Thema Organtransplantation und Organhandel beauftragt. Das Ergebnis lag nun vor und aus der Anzahl der Dokumente und ihrer Größe schloss er, dass es ihn einige Zeit beschäftigen würde.
    „Zeit habe ich ja mehr als genug“, murmelte er. „Mal sehen, was es an Fakten gibt.“
    Er startete den Internetbrowser und starrte auf die Sanduhr, die ihm anzeigte, dass der Browser dabei war, die ersten Seiteninhalte zu laden. Es dauerte diesmal ungewöhnlich lange. Ungeduldig versuchte er schließlich, den Vorgang abzubrechen.
    Zuerst drückte er die Escapetaste und dann in wilder Reihenfolge mehrere andere Tasten. Kurz darauf sah er einen blauen Bildschirm, auf dem in weißer Schrift Fachchinesisch zu lesen war. Das Einzige, was er verstand, war die Meldung „Memory overflow“.
    Genervt schaltete er den Computer aus und startete ihn erneut. Ein unerklärlicher Fehler, der alltäglich weltweit Hunderte Male auftrat und durch den Neustart des Computers zunächst beseitigt wurde.

Er zuckte zusammen, als Lisa ohne anzuklopfen die Tür öffnete und in sein Büro hineinrief: „Bin mal kurz weg, Chef“, und gleich wieder die Tür schloss. Überrascht stellte er fest, dass es kurz vor 11 Uhr war. Er durchforstete nun schon fast vier Stunden die Recherchedokumente, las angegebene Links im Internet nach und hatte einen ersten Überblick gewonnen. Eine abschließende Meinung hatte er sich allerdings längst noch nicht gebildet.
    Die leere Kaffeetasse auf

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