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Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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die Ohnmacht zu durchbrechen. An einem Abend vor rund vier Wochen hatte er auf seinem privaten Telefonanschluss einen Anruf erhalten. Seine private Nummer kannten nur wenige. Der Anrufer war ein Mann, der älter und seriös klang. Auf Englisch mit einem südafrikanischen Akzent sagte er, er könne ihm ein Spenderherz für seinen Sohn vermitteln.
    Er lehnte ab, aber der Anrufer hinterließ eine Nummer, die er bei Bedarf anrufen konnte. Was er drei Tage später, nach zwei schlaflosen Nächten, tat. Danach überwies er drei Millionen Euro von den vereinbarten fünf Millionen auf ein Konto in Hongkong. Damit hatte er seinen Teil der Vereinbarung erfüllt. Vor zwei Wochen war das gewesen, und gestern kam der Anruf aus dem Krankenhaus. Ein junger Mann war verunglückt und damit ein Spenderherz, das zu seinem Sohn passte, verfügbar.
    Er blickte auf sein Handy, das er schon die ganze Zeit in der Hand hielt. Kurz entschlossen wählte er die Nummer des Kontaktmannes.
    „Hallo?“, meldete sich der Mann.
    „Das Herz, das Sie geliefert haben, hat nichts getaugt!“, sagte von Bösental.
    „Benötigen Sie einen Ersatz?“ Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet.
    „Mein Sohn ist tot“, brüllte er ins Telefon, „und ich will mein Geld zurück!“ Er wollte seinen Sohn zurück.
    Es dauerte eine Weile, bis er realisierte, dass der Mann aufgelegt hatte. Er drückte die Wahlwiederholung, doch niemand nahm ab. Als er es nach einer halben Stunde noch einmal probierte, hörte er nur: „Der Teilnehmer ist im Moment nicht erreichbar, rufen Sie später wieder an.“
    Und am nächsten Morgen dann: „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“

Von Bösental arbeitete mehr oder weniger durch, ob Tag oder Nacht war, spielte keine Rolle mehr. Um die Beerdigung seines Sohnes kümmerte sich der Bestatter. Sein Sekretariat erledigte den Rest. Bei der Beerdigung schaltete er komplett ab, er bekam nichts mit und würde sich an nichts erinnern. Als er sämtliche Hände geschüttelt und die Leute verabschiedet hatte, schickte er Franz, seinen Chauffeur, weg und lief stundenlang durch die Stadt. Schließlich landete er am Ufer des Mains, in der Nähe des Eisernen Stegs, auf der Sachsenhausener Seite. Das Wetter war typisch für Mitte November, nasskalt, aber er spürte weder die Kälte noch die ersten Schneeflocken, die gleich wieder schmolzen.
    In der letzten Nacht hatte er nicht schlafen können. Ihm war bewusst geworden, dass er das Leben zweier Menschen auf dem Gewissen hatte. Das seines Sohnes und das des jungen Spenders.
    Er erinnerte sich an den Tag, an dem das Unglück begann. Er saß in einer entscheidenden Sitzung zu einem Joint Venture mit einer Bank in Singapur. Es ging um Milliarden. Sein Handy vibrierte zum vierten Mal innerhalb einer halben Stunde, auf dem Display „Leopold von Bösental“, Leo, sein Sohn.
    Er verließ schließlich genervt den Raum und drückte die Rückruftaste. „Was ist denn so verdammt wichtig, Leo“, hatte er böse ins Telefon gezischt. Ihm kamen die Tränen, als er daran dachte.
    Sein Sohn hatte einfach aufgelegt, ohne ein Wort. Er war kaum zurück in der Sitzung, als seine Assistentin, Frau Claasen, ihn wieder herausholte. Sie sagte nur: „Ein sehr, sehr dringender Anruf, in Ihrem Büro. Es duldet keinen Aufschub.“ Wenn eine seiner Assistentinnen es wagte, ihn in einer Sitzung zu stören, musste es extrem wichtig sein. Wütend wegen der erneuten Unterbrechung eilte er in sein Büro. „Von Bösental“, meldete er sich, nur mühsam beherrscht.
    „Doktor Baader, Kardiologe, ich bin der behandelnde Arzt Ihres Sohnes Leopold. Er sitzt bei mir im Wartezimmer, darf ich Sie bitten, sofort zu mir in die Praxis zu kommen!“
    Das klang so fordernd, dass er nur ja sagen konnte. Und plötzlich war ein Gefühl da, mit dem er in seinem Leben nur selten konfrontiert wurde: Panik.
    Jetzt saß er auf der Bank, blickte auf den Main und weinte, er weinte wie in der Nacht, nachdem er die Diagnose erfahren hatte. Erst damals war ihm bewusst geworden, wie wenig er sich um seinen Sohn gekümmert hatte. Wie weit er sich von ihm entfernt hatte. Er hatte noch nicht einmal gewusst, dass der Hausarzt seinen Sohn an einen Kardiologen überwiesen hatte.
    Dilatative Kardiomyopathie, das war die Diagnose gewesen. „Vermutlich verursacht durch eine unentdeckte und nicht behandelte Infektion des Herzmuskels, die dazu führte, dass das Herz immer größer, die Herzwände immer dünner und die Kontraktionskraft des Herzens immer

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