Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)
vier Wochen, in denen es in Betrieb war, befand. Wir haben einige Funkzellen, in die sich das Telefon jeweils einwählte, identifiziert. Sie sehen hier“, er zeigte auf dem Stadtplan drei große Kreise, die jeweils mehrere kleine Kreise enthielten, „dass sich die Person in diesem Zeitraum im Großraum Frankfurt jeweils hautsächlich in der City und am Flughafen Frankfurt aufhielt.“
„Bringt uns das weiter?“, fragte von Bösental.
„Wir können zumindest den Raum einkreisen, in dem sich die Person bewegt hat. Das Bewegungsprofil, welches wir aus den Daten ableiten können, lässt den Schluss zu, dass die Person zwei-, dreimal ab Frankfurt flog beziehungsweise dort ankam. Ich vermute, dass der Mann in Frankfurt jeweils in einem Hotel in der City übernachtet hat.“
„Das ist aber ziemlich dünn, was Sie da haben“, unterbrach ihn von Bösental ungeduldig.
Albig zuckte nur kurz mit den Schultern. „Das würde ich nicht sagen. Nach Ihren Angaben suchen wir einen eher älteren Herrn mit einem südafrikanischen Akzent, sagen wir ab fünfzig, der in diesem Zeitraum mehrmals ab Frankfurt flog beziehungsweise dort ankam. Berücksichtigen wir die Höhe Ihrer Zahlung, können wir davon ausgehen, dass er in einem gehobenen oder in einem Luxushotel abgestiegen ist. Das reduziert die Anzahl der Hotels auf zwanzig bis etwa fünfundzwanzig, je nachdem, welche Maßstäbe man anlegt.“
Mit einem Ruck schnellte von Bösental auf seinem Sessel nach vorne. „Moment mal, wollen Sie sagen, dass Sie ihn haben?“
„Nein, nicht direkt, aber lassen Sie mich noch die anderen Ergebnisse zeigen.“ Albig holte Fotos aus dem Ordner. Sie zeigten einen Krankenwagen vor dem Notfalleingang eines Krankenhauses. Auf der Bilderfolge war zu erkennen, wie eine Tragbahre mit einer Person darauf aus dem Wagen gehievt wurde.
„Das ist der Notfalleingang der Universitätsklinik, in der Ihr Sohn operiert wurde. Sie sehen hier hinter dem Eingang die Uhr? 16:12 Uhr war es. Und hier wird der Spender angeliefert. Es sind vier Personen zu erkennen, die mit dem Krankenwagen kamen und die definitiv nicht zum Krankenhaus gehören. Das sind Aufnahmen von einer der Überwachungskameras. Es war gut, dass Sie uns so schnell beauftragt haben, sonst wären die Aufnahmen weggewesen. Fällt Ihnen etwas auf?“
Von Bösental zog die Fotos näher zu sich heran. „Nein, nichts Spezielles.“
„Schauen Sie sich den Krankenwagen an.“
„Sieht aus wie ein normaler Krankenwagen. Ein privater Sanitätsdienst? Der Name sagt mir nichts.“
„Warten Sie, es kommt noch besser. Der Name sagt niemandem etwas und die Telefonnummern, mit hiesiger Vorwahl, wohlgemerkt, gibt es nicht. Auch die Nummernschilder existieren nicht. Wir haben es eindeutig mit Profis zu tun! Das meint auch die Krankenschwester, die den Notfall entgegennahm. Sie sagte, die Männer waren vom Fach, jeder Handgriff saß, der Verletzte sei perfekt versorgt gewesen. Sie sagte wörtlich, warten Sie, ich lese es Ihnen vor …“ Er nahm ein Blatt aus dem Ordner heraus.
„Also: Der Patient hatte großes Glück, dass gerade ein Arzt am Unfallort war und die Erstversorgung übernahm, sonst wäre er wohl noch an der Unfallstelle verstorben. Der Arzt war ein sympathischer Typ, ein wenig wie George Clooney. Er sprach kurz mit dem diensthabenden Notfallarzt, allerdings nur Englisch.“
„Sie meinen, das war der Anrufer, mein Kontaktmann?“
Albig holte das nächste Bild aus dem Ordner, eine grobkörnige Vergrößerung. „Das ist er, leider nur undeutlich zu erkennen. Es ist ein Ausschnitt aus einem der vorherigen Bilder, aber es ist eindeutig ein Schnurrbart zu sehen. Die Krankenschwester hat ihn auch so beschrieben.“
„Hat die Krankenschwester Sie nicht gefragt, warum Sie das wissen wollten, Herr Albig?“
„Doch, natürlich. Ich habe ihr gesagt, dass Sie sich bei den Leuten bedanken wollen, damit war sie zufrieden.“
Von Bösental nickte. „Und konnten Sie diesen Arzt identifizieren?“
„Nein, aber es ist eine gute Spur. Warten Sie einen Moment. Ich habe noch etwas.“
„Noch etwas?“ Von Bösental hatte mittlerweile seine Skepsis abgelegt und schaute Albig fragend an.
„Die Sache hat mich neugierig gemacht, und so habe ich ein wenig in der Regenbogenpresse recherchieren lassen. In den letzten drei Jahren wurde in Kreisen der europäischen sogenannten High Society von elf Schicksalsschlägen berichtet, in denen es aufgrund einer Organtransplantation ein Happy End gab. Sie
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