Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)
Spuren, die sollen sie auch einscannen und die Dateien auf unseren Server stellen. Wie lange brauchst du, um der Spusi eine Mail mit dem Auftrag zu schreiben? Und Tobias braucht auch noch etwas zu tun.“
„Fünf Minuten, um den Computer hochzufahren, fünf Minuten zum Schreiben. Tobias hat noch Arbeit. Außerdem können wir ihn von unterwegs anrufen, ich glaube, uns fällt noch eine ganze Menge zum Recherchieren ein“, antwortete sie.
Er warf einen Blick auf die Uhr. „Gut, 7:15 Uhr brechen wir auf, das Material bringen wir direkt rüber zur Spurensicherung. Bis Frankfurt brauchen wir circa zwei Stunden. Um 9:30 Uhr stehen wir bei von Bösental auf der Matte.“
Während der Fahrt nach Frankfurt diskutierten sie das Material, sie saßen beide wie auf glühenden Kohlen. „Wenn die Vermutungen des Informanten stimmen, wird der Fall für Wirbel sorgen, und zwar ordentlich“, meinte Jakob schließlich.
„Wollen wir Tobias eigentlich über den Fall informieren?“, fragte Lisa. „Ich will das lieber persönlich machen und nicht am Telefon“, antwortete er nach kurzem Zögern. „Und es ist noch zu früh, wir warten, bis der Hinweis bestätigt ist. Die Spurensicherung wird mit ziemlicher Sicherheit nur den Fall bearbeiten und keine Dritten darüber informieren. Wir sollten das Ganze jetzt nicht an die große Glocke hängen, stell dir vor, die Sache stellt sich als Irrtum heraus? Wir brauchen erst mal Fakten, Gewissheit. Dann können wir andere informieren.“
Als endlich die Skyline Frankfurts zu sehen war, knisterte die Luft im Auto förmlich – was würde von Bösental ihnen erzählen? Und wohin würde das alles führen? Jakob stand unter Strom, das Blut rauschte schneller. Er schaute hin und wieder kurz Lisa an. Ihre Augen glänzten, die Wangen waren gerötet. Und schon war er wieder da, wo er vor seinem Amerikaurlaub gewesen war: zu viel Lisa im Kopf.
Im Hauptsitz der Deutschen Gesellschafts Bank in der Frankfurter Innenstadt reichte das Vorzeigen des Dienstausweises, um problemlos einen Besucherparkplatz im Untergeschoss des protzigen Hochhauses zu bekommen. Als sie in der Lobby des Gebäudes aus dem Lift traten, wurden sie bereits erwartet.
„Guten Tag, mein Name ist Johannes Freidel von der Gebäudesicherheit. Herr Schell? Und Frau …?“
„Ja, Schell und Schlattmann, vom BKA“, antwortete Jakob und betonte das letzte Wort so, dass man es in der Lobby gut hören konnte.
Freidel warf einen Blick hinter sich und schien etwas erleichtert, dass die Lobby bis auf einen Mann und eine Frau am Empfang leer war.
„Genau, vom BKA, das hatten Sie schon bei der Einfahrt ins Parkdeck gesagt. Folgen Sie mir bitte?“
Er führte sie in einen kleinen Sitzungsraum hinter dem Empfang. Der Raum war spartanisch eingerichtet: ein Tisch und vier Stühle, eine weiße Wandtafel, daneben die Kopie eines Stiches von der Frankfurter Paulskirche.
„Nehmen Sie doch bitte Platz.“ Freidel zeigte auf die Stühle. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Herr Freidel, wir bleiben lieber stehen, wir sind gerade zwei Stunden Auto gefahren.“ Und Jakob wollte erst gar nicht den Eindruck eines Bittstellers aufkommen lassen. „Wir wollen zu Herrn von Bösental.“
„Verstehe, Sie haben keinen Termin und vermutlich auch keine richterliche Verfügung, einen Hausdurchsuchungsbescheid oder Ähnliches? Das wird nicht so einfach gehen.“ Freidel lächelte, es war ein kühles, professionelles, etwas überhebliches Lächeln.
Jakob erwiderte das Lächeln nicht, er starrte Freidel an und sagte: „Variante eins, wir gehen wieder und Sie richten Herrn von Bösental aus, dass wir hier waren, Sie es nicht für nötig hielten, uns anzumelden und er aus diesem Grunde morgen früh um 7:30 Uhr in Köln beim BKA einen Termin hat. Variante zwei, Sie rufen jetzt oben an und lassen ihm ausrichten, dass zwei Beamte des BKA ihn umgehend zu sprechen wünschen.“
Die beiden Männer schauten sich einige Sekunden in die Augen. Schließlich senkte Freidel den Blick und zog aus seiner Jackentasche ein Handy. „Einen Moment bitte, ich komme gleich wieder.“
Kaum hatte er den Raum verlassen, setzte sich Lisa. „Du kannst ganz schön überzeugend sein, Jakob. Ich dachte schon, ihr springt euch gleich gegenseitig an den Hals.“
Jakob grinste: „Typisch Mann, wir mussten nur die Rangordnung klären.“ Er wollte noch etwas sagen, als sich die Tür wieder öffnete.
„Wenn Sie mir bitte folgen würden?“ Freidel erwartete keine Antwort. In
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