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Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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und lernte zufällig einen Geschäftsmann kennen, der der jungen Frau aus bescheidenen Verhältnissen Geld- und Luxusgeschenke im Ausgleich für Sex bot. Als er sie bat, ihn auf einer Geschäftsreise nach Kapstadt zu begleiten, lehnte sie auch dieses Angebot nicht ab.

Er schwitzte. Die Luft war stickig, seine Augen hinter den Brillengläsern gerötet. Die Lüftungen der Computer summten vor sich hin, wälzten die Luft kontinuierlich um und heizten sie dabei weiter auf.
    Tobias war wieder im Jagdmodus. Er verfolgte parallel zwei Fährten, die eine entwickelte sich, bei der anderen stand er vor einem Rätsel. Die Kreditkartenbande verhielt sich ruhig. Es gab wenig Kontakt, aber das Überwachungssystem erweiterte das Netzwerk kontinuierlich. Bisher hatte er siebzehn Mitglieder gefunden, fünfzehn hatte er identifiziert und ihre Computer mit einem kleinen Programm gekapert.
    Zwei schienen der Dreh- und Angelpunkt zu sein. Hinter dem einen stand eine Rechtsanwaltskanzlei in Berlin, spezialisiert auf Strafverteidigung, hinter dem andern eine Steuerberatung in der griechischen Kleinstadt Pyrgos, unweit der Mittelmeerküste, im Westen des Peloponnes. Bei beiden hatte er die Firmenserver sowie die privaten Rechner der Geschäftsführer gekapert.
    In dieser Sache musste er nur Geduld haben. Was ihm fehlte, war der letzte Beweis. Er rechnete mit einer kurzen, hoch kommunikativen Phase, die eine nächste Aktion begleiten würde, und wenn er Glück hatte, würde das den einen oder anderen eindeutigen Hinweis bringen. Er hatte eine Routine programmiert, die ihn mit einer SMS alarmieren würde, sobald die Kommunikation unter den Bandenmitgliedern sprunghaft anstieg.
    Vor wenigen Tagen hatte er unter der Dusche die Idee gehabt, wie er sich an der Bande rächen konnte. Er würde sie ans Messer liefern – für eine Sache, mit der sie nichts zu tun hatten. Genauso, wie es ihm ergangen war. Er hatte alles vorbereitet, er musste nur noch die Lawine auslösen.
    Der Maulwurf dagegen bereitete ihm Kopfzerbrechen, der Mann war ein Rätsel. Sein Name war Martin Polinski, achtundvierzig Jahre, ledig, seit achtzehn Jahren beim BKA, vorher beim Landeskriminalamt, dort zuletzt bei der Sitte. Nach seinem Einstieg beim BKA war er über zwölf Jahre beim Drogendezernat gewesen. Dann wurde er auf eigenen Wunsch in den Innendienst versetzt. Zuerst innerhalb des Drogendezernats, dann bei der Sitte und seit zwei Jahren war er als Revisor beschäftigt. Als Revisor hatte er umfangreiche Benutzerrechte für die IT des BKA. Wahrscheinlich konnte er sich so auch zu den Daten ihrer Abteilung Zugang verschaffen.
    Warum er in den Innendienst gewechselt war, war aus seiner Personalakte, die Tobias gehackt hatte, nicht ersichtlich. Die Akte war so unauffällig wie die ganze Person. In den letzten Jahren war er öfter für mehrere Wochen krankgemeldet, und die Fotos, die Tobias von Martin Polinski gefunden hatte, zeigten zwei verschiedene Menschen.
    Der frühere Polinski war eine dynamische, selbstbewusste Person und hatte nichts mit dem Mann gemein, den Tobias kannte. Dieser sah älter aus als er war, wirkte schlaff und fahrig. Das alles sprach für eine Krankheit. Tobias vermutete, dass Polinski deswegen in den ruhigeren Job des Revisors gewechselt war.
    Für Polinski hatte er ebenfalls ein Überwachungssystem eingerichtet. Er überwachte dessen Festnetzanschluss, das Blackberry des BKA und das Telefon am Arbeitsplatz. Viel zu beobachten gab es allerdings nicht. Polinski telefonierte kaum und erhielt nur wenige Mails. Alle Anrufe am Arbeitsplatz oder über das Blackberry waren dienstlicher Natur. Die meisten Anrufe waren intern, die wenigen externen gingen an andere Ämter. Privat rief er zwei Nummern an: einen Pizzadienst und ein Altersheim.
    Am meisten machte Tobias die Frage zu schaffen, wie Polinski sich auf ihrem Server und in ihrem Mailsystem bewegen konnte, ohne Spuren zu hinterlassen. Er war zu dem Ergebnis gekommen, dass Polinski nicht der IT-Spezialist war, den er anfangs in ihm vermutet hatte. Er musste eine andere Möglichkeit gefunden haben, an ihre Daten zu kommen. Die Lösung musste lächerlich einfach sein, und Tobias hatte das Gefühl, sie unbewusst schon zu kennen. Aber sein Gehirn weigerte sich noch, sie offenzulegen. Fürs Erste gab er auf. Er würde jetzt die Wohnung lüften, sich duschen und dann eine Runde schlafen.

Es war dunkel und eiskalt in den frühen Morgenstunden des 4. März. Jakob gähnte auf dem kurzen Weg von der Haustür

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