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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Vermittler in allen Geschäften zwischen dem Handelshaus und den Chinesen.
    »Ach, Philip, du bist pünktlich wie immer.« Alastair Struan versuchte sich jovial zu geben. »Champagner?«
    »Danke, Tai-Pan. Ja, bitte. Guten Abend, Ian Struan-Dunross«, wandte sich Philip Tschen mit ungewohnter Förmlichkeit an den jüngeren Mann. Sein Englisch war das Englisch der britischen Oberschicht. Er war Eurasier, Ende Sechzig, mager, ein sehr gut aussehender Mann mit grauen Haaren und hohen Backenknochen, heller Haut und dunklen, sehr dunklen chinesischen Augen.
    »Scheußliches Wetter, was?«
    »Ja, das ist es wirklich, Onkel Tschen«, antwortete Dunross. Er gebrauchte die höfliche chinesische Form der Anrede für Philip, den er ebenso schätzte, wie er seinen Vetter Alastair verachtete.
    Sie tranken. Der Regen trommelte gegen die Scheiben.
    »Ich bin froh, daß ich heute nacht nicht auf See bin«, sagte Alastair Struan nachdenklich. »Da bist du nun also wieder, Philip.«
    »Ja, Tai-Pan. Ich fühle mich geehrt. Ja, sehr geehrt.« Philip Tschen spürte die Feindseligkeit zwischen den beiden Männern, ging aber darüber hinweg. Antipathie gehört dazu, dachte er, wenn ein Tai-Pan von Noble House die Macht weitergibt.
    Alastair Struan nahm wieder einen Schluck. »Ian«, sagte er schließlich, »es ist unser Brauch, daß bei jeder Übergabe vom alten Tai-Pan auf den neuen Tai-Pan ein Zeuge anwesend ist, und das ist immer nur unser gegenwärtiger Comprador. Wie oft hast du uns schon diesen Dienst erwiesen, Philip?«
    »Ich war viermal Zeuge, Tai-Pan.«
    »Philip hat uns fast alle gekannt. Und er ist in sehr viele Geheimnisse eingeweiht. Stimmt’s, alter Freund?« Philip Tschen lächelte nur. »Vertrau ihm, Ian. Sein Rat ist weise. Du kannst ihm vertrauen.«
    Soweit ein Tai-Pan überhaupt jemandem vertrauen sollte, dachte Dunross grimmig.
    »Ja, Sir.«
    Alastair Struan stellte sein Glas nieder: »Erstens: Ian Struan-Dunross, ich frage dich offiziell, ist es dein Wunsch, Tai-Pan von Struan’s zu werden?«
    »Ja, Sir.«
    »Schwörst du bei Gott, dieses Procedere geheimzuhalten und nur deinem Nachfolger zu offenbaren?«
    »Ja, Sir.«
    »Schwöre!«
    »Ich schwöre bei Gott, daß ich dieses Procedere geheimhalten und niemandem außer meinem Nachfolger offenbaren werde.«
    »Hier.« Der Tai-Pan reichte ihm ein vergilbtes Dokument. »Lies es laut vor!«
    Es war eine spitze, eng zusammengedrängte, aber noch gut lesbare Schrift. Dunross warf einen Blick auf das Datum – 30. August 1841 – und seine Erregung wuchs. »Ist das Dirk Struans Schrift?«
    »Ja. Das meiste. Sein Sohn Culum Struan hat einen Teil angefügt. Wir haben natürlich Photokopien. Lies!«
    »Mein Vermächtnis soll jeden Tai-Pan verpflichten, der mir nachfolgt. Er soll es, bevor er meine Stelle einnimmt, laut lesen und auf die von mir, Dirk Struan, Gründer von Struan and Company, vorgeschriebene Weise in Anwesenheit von Zeugen vor Gott schwören, sich mit den Bestimmungen dieses Vermächtnisses einverstanden zu erklären und sie für immer geheimzuhalten. Ich verlange das, um ein solides Fortbestehen zu gewährleisten, und in Vorwegnahme von Schwierigkeiten, die in den kommenden Jahren auf meinen Nachfolger zukommen werden – wegen des Blutes, das ich vergossen habe, aufgrund meiner Ehrenschulden und im Hinblick auf die Extravaganzen im Verhalten Chinas, mit dem wir eng verbunden sind. Dies also ist mein Vermächtnis:
    Erstens: Es soll immer nur einen Tai-Pan geben. Er übt die totale und absolute Macht über die Gesellschaft aus, ist befugt, einzustellen oder zu entlassen, und hat Befehlsgewalt über alle unsere Kapitäne und Schiffe und Unternehmungen, wo immer sie sich befinden mögen. Der Tai-Pan ist immer allein; darin liegen seine Genugtuung und sein Schmerz. Seine Privatsphäre muß respektiert werden, und alle müssen ihm den Rücken decken. Was immer er befiehlt, es soll getan werden.
    Zweitens: Steht der Tai-Pan auf dem Achterdeck eines unserer Schiffe, hat er Vorrang vor dem Kapitän dieses Schiffes, und seine Gefechtsbefehle und Fahrtaufträge sind Gesetz. Darauf muß jeder Kapitän, bevor wir ihm das Kommando über ein Schiff übertragen, ein feierliches Gelöbnis ablegen.
    Drittens: Der Tai-Pan allein bestimmt seinen Nachfolger, der aus einem inneren Kreis von sechs Männern ausgewählt werden soll. Von diesen soll einer unser Comprador sein, der für alle Zeiten dem Hause Tschen angehören wird. Die restlichen fünf sollen es wert sein, Tai-Pan zu

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