Hongkong 02 - Noble House Hongkong
daß ich alles tun werde, was nötig ist, um das Handelshaus Brock and Sons und insbesondere meinen Feind, den Gründer Tyler Brock, seinen Sohn Morgan und ihre Erben zu schlagen, zu vernichten und aus den Grenzen Asiens zu verjagen, ausgenommen nur Tess Brock und ihre Nachkommen, Tess Brock, die Frau von Culum …« Dunross unterbrach sich abermals.
»Wenn du fertig bist, kannst du so viele Fragen stellen, wie du magst«, sagte Alastair Struan.
»Machen wir weiter!«
»Na gut. Letztlich: Ich schwöre vor Gott, daß auch mein Nachfolger als Tai-Pan auf die Bestimmungen dieses Vermächtnisses vereidigt wird, so wahr mit Gott helfe!«
Alastair Struan legte die Bibel zurück und nahm seine Brille ab. »Das war’s.« Steif streckte er die Hand aus. »Ich möchte der erste sein, der dir alles Gute wünscht, Tai-Pan. Wenn ich etwas tun kann, um dir zu helfen, verfüge über mich.«
»Und für mich ist es eine Ehre, der zweite zu sein, Tai-Pan«, sagte Philip Tschen mit einer leichten Verneigung ebenso förmlich.
»Ich danke euch.« Dunross befand sich in einem Zustand großer Spannung.
»Ich glaube, jetzt können wir alle einen Drink vertragen«, sagte Alastair Struan.
»Mit deiner Erlaubnis werde ich einschenken, Tai-Pan. Philip?«
»Ja, Tai-Pan. Ich …«
»Nein. Ian ist jetzt Tai-Pan.« Alastair Struan schenkte den Champagner ein und gab Dunross das erste Glas.
»Danke«, murmelte Dunross, genoß die Höflichkeitsbezeugung und wußte doch, daß sich nichts geändert hatte. »Auf das Noble House«, sagte Dunross und hob sein Glas.
Die drei Männer tranken, dann nahm Alastair Struan einen Umschlag aus der Tasche. »Mit diesem Dokument lege ich die Dutzende von Vorstandsämtern nieder, die automatisch mit der Position des Tai-Pan verbunden sind. Deine Bestallungen erfolgen ebenso automatisch. Nach altem Brauch werde ich Verwaltungsratsvorsitzender unserer Londoner Niederlassung – aber du kannst auch dieses Vertragsverhältnis jederzeit beenden, wenn du es wünschst.«
»Es ist beendet«, sagte Dunross rasch.
»Wenn du es wünschst«, murmelte der alte Mann, aber sein Nacken lief rot an.
»Als stellvertretender Vorsitzender der First Central Bank of Edinburgh könntest du, glaube ich, Struan’s nützlicher sein. Ich werde Hilfe brauchen. Nächstes Jahr wird Struan’s eine Aktiengesellschaft.«
Verdattert starrten ihn die beiden Männer an. »Was?«
»Seit 132 Jahren sind wir ein privates Unternehmen«, brüllte der alte Mann los.
»Himmel Herrgott noch mal! Ich habe es dir schon hundertmal erklärt! Genau das ist unsere Stärke, daß keine gottverdammten Aktionäre oder Außenseiter ihre Nase in unsere Privatangelegenheiten stecken können!« Die Röte stieg ihm ins Gesicht.
»Hörst du nie zu?«
»Ich höre immer zu. Und sehr aufmerksam«, antwortete Dunross, ohne die Ruhe zu verlieren. »Um zu überleben, müssen wir eine Aktiengesellschaft werden … das ist die einzige Möglichkeit, um das Kapital zu bekommen, das wir brauchen.«
»Welche Folgen wird das für das Haus Tschen haben?« fragte der Comprador nervös.
»Formell ist unser Comprador-System ab sofort beendet.« Er sah Philip Tschen erblassen, sprach aber weiter. »Ich habe einen Plan für dich vorbereitet – schriftlich. Er ändert nichts und alles. Nach außen hin wirst du weiter Comprador sein, aber inoffiziell werden wir anders operieren. Eine wesentliche Veränderung wird darin bestehen, daß dein Anteil statt einer Million im Jahr in zehn Jahren zwanzig Millionen betragen wird.«
»Unmöglich!« platzte Alastair Struan heraus.
»Wir sind heute etwa 20 Millionen US-Dollar wert. In zehn Jahren werden es zweihundert Millionen und in fünfzehn Jahren, mit etwas Glück, 400 Millionen sein – und unser jährlicher Umsatz wird einer Milliarde nahekommen.«
»Du bist verrückt geworden«, sagte Struan.
»Nein. Noble House wird international – die Tage, die wir nur eine in Hongkong ansässige Handelsgesellschaft waren, sind für immer vorbei.«
»Denk an deinen Eid, verdammt nochmal! Wir haben unseren Sitz in Hongkong!«
»Das werde ich nicht vergessen. Und weiter: Was ist das für eine Verantwortung, die ich von Dirk Struan übernehme?«
»Das liegt alles im Safe. Schriftlich niedergelegt in einem versiegelten Umschlag mit der Aufschrift ›Das Vermächtnis‹. Dort findest du auch die Anweisungen für zukünftige Tai-Pane von der ›Hexe‹.«
»Wo ist der Safe?«
»Hinter dem Bild im Großen Haus. Im
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