Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)
Herrin, aber das sei nur am Rande bemerkt", sagte Balthasar, dann dreht er sich abrupt von ihr weg. "Ich bin in meinen Räumen, falls du mich suchst." Dann ließ er sie einfach stehen und stapfte aus dem Stall.
Jeanne sah ihm unschlüssig hinterher. Dann trat sie näher an die Box und Aphrodite kam neugierig näher. Jeanne streichelte den warmen Pferdehals und hauchte einen Kuss auf die fellige Wange.
"Meine Schöne...", murmelte sie. "Der Name passt nicht zu dir. Was hat er sich bloß dabei gedacht?"
Dann erinnerte sie sich an das Lexikon, das Lucien ihr gezeigt hatte. Dort wurden alle Namen erklärt! Sie würde einfach dort nachschlagen und seine Bedeutung herausfinden.
Sie streichelte Aphrodite noch mal kurz, dann begrüßte sie eben noch Zeus, Hades und Poseidon und dann machte sie sich auf den Weg zu dem Lexikon.
Sie fand das Buch auf Anhieb wieder, denn der rote Ledereinband war nur schwer zu übersehen. Aus dem großen Wohnzimmer nebenan hörte sie, wie Lucien und Victor sich leise unterhielten.
Jeanne schlug den Einband auf und suchte unter "A" bei den griechischen Göttern. Sie fand "Aphrodite" fast augenblicklich. Es brauchte ein wenig, bis sie die Buchstaben zu Wörtern geformt hatte, aber je mehr sie las, desto mehr bekam sie Balthasar gegenüber ein schlechtes Gewissen. Aphrodite galt als Göttin der Liebe und ihrer Schönheit verfiel angeblich ein jeder augenblicklich. Und wenn dieser Name jemals zu einem Pferd gepasst hatte, dann war es diese schneeweiße, feingliedrige Schönheit da unten im Stall, die sie ab heute ihr Eigen nannte.
Jeanne stellte das Buch wieder weg und begab sich in die obere Etage zu Balthasars Räumen.
"Der Name passt sehr gut zu ihr", sagte sie, als sie ihn in seinem kleinen Arbeitszimmer antraf.
"Wie kommst du zu dieser neuen Erkenntnis?", fragte er ruhig.
"Ich habe ihn in einem Lexikon über griechische und römische Götter nachgeschlagen."
Balthasars Augen wanderten erstaunt in die Höhe.
"Und jetzt weiß ich, dass er zu ihr passt."
"Das freut mich."
"Trotzdem...", begann sie, weil sie es einfach nicht lassen konnte. "Ich hätte ihr selbst gerne einen Namen gegeben."
"Um Himmels Willen...", murmelte Balthasar und begann genervt im Zimmer auf und ab zu laufen.
"Sie ist doch ein Geschenk", begann Jeanne, als sie plötzlich spürte, wie der Himmel sich verdunkelte. "Was tust du da?", fragte sie, zog finster die Augenbrauen zusammen und deutet mit dem Kopf Richtung Fenster.
"Was meinst du mit "Sie ist ein Geschenk"? Muss ich das verstehen?", brauste er auf. Am Himmel begannen die ersten Gewitterwolken zu nahen.
Und auf ein Mal fühlte sie es auch. Dieses Rauschen in den Adern, als sie spürte, dass die Kräfte der Luft durch ihren Körper vibrierten.
"Sie ist ein Geschenk und deshalb dürfte ich ihr einen Namen geben, der mir gefällt!" Jeanne spürte, wie es in ihren Ohren wieder zu summen begann. Sie sah, wie am Himmel aus der genau entgegengesetzten Richtung ebenfalls dunkle Wolken herannahten. Und sie wusste, dass es ihr Unwetter war, was dort über kurz oder lang auf sein Gewitter prallen würde.
Regen brach los und ein heulender Wind strich um die rauen Mauern des Hauses.
"Ein Geschenk darf man annehmen und mehr nicht!", erwiderte er und sein Blick glitt zu dem Fenster hinter seinem Rücken.
"Aber ich will...", setzte sie an.
"Flocke!", unterbrach er sie unwirsch. "Das ist doch kein Name für ein Pferd. Das ist eine Beleidigung!" Immer noch ging sein Blick aus dem Fenster und beobachtete fasziniert, wie die zwei Gewitterfronten aufeinander zu zogen.
"Das war gemein!", fauchte sie.
Balthasar zeigte aus dem Fenster in Richtung ihres Gewitters.
"Bist du das?"
"Sieht ganz so aus..."
"In diesem Haus wird kein stolzes Pferd mit so einem Namen....verschandelt!"
"Vielleicht will sie gar keine griechische Göttin sein!"
"Aber ein "Flocke", ja?"
Jeanne öffnete wütend den Mund, um zu protestieren.
"Der Name ist doch ein Witz!", warf er noch hinterher.
Blitze krachten gegeneinander, als die zwei Gewitterfronten funkensprühend aufeinander trafen.
"Wenn du vielleicht keinen Humor hast, ist das dein Problem!"
"Irrtum", sagte er. "Es ist genauso gut dein Problem." Er machte drei schnelle Schritte auf sie zu, griff mit zärtlicher Grobheit nach ihrer Taille und zog sie nah an sein Gesicht. "Denn du wirst für immer an meine Seite sein."
Jeannes Wut und der Versuch, seine körperliche Präsenz zu ignorieren, verpufften schlagartig. Sie krallte die
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