Honigmilch

einzig und allein, dass sie nicht wusste, womit Matyáš sie da bedrohte: einer altertümlichen, ramponierten Flinte, die nicht mal mehr »klick« machen würde.
    Fanni seufzte.
    Wie auch immer, Matyáš hatte Irina in den Tod getrieben.
    Eine Woche darauf hatte er, um sich schlagend wie ein verwundeter Riesenbär, Jonas’ BMW demoliert, und gestern hatte Matyáš den Ziegelstein geschleudert, der Jonas traf.
    Doch für nichts von alledem steht Matyáš Labém unter Verdacht, überlegte Fanni. Für nichts von alledem gibt es einen Beweis.
    Severin hat Irina erstarren und wegrennen sehen. Er dachte, sie sei vor ihm geflohen. Für den Schaden an Jonas’ Wagen werden Rowdys verantwortlich gemacht. Und der Ziegelstein? Es wird sich wohl niemand finden, der Matyáš damit werfen sah.
    Matyáš könnte auf der Stelle nach Hause fahren und wieder Teig kneten, Brötchen backen, Torten verzieren. Alena, Irinas Großmutter, würde ihn gewiss nicht verraten.
    Nein, denn sie hatte die Entscheidung Fanni zugeschoben.
    Wie fühlt es sich an, einzige Richterin zu sein, ohne Beisitzer, ohne Anwälte? Wie fühlt es sich an, Macht in den Händen zu halten?
    Ungut, dachte Fanni.
    Sie drehte sich zu Matyáš Labém um.
    »Matyáš«, sagte sie, »ich halte es für verkehrt, so zu tun, als sei nichts geschehen. Einfach heimzugehen und hinter einer falschen Fassade ein falsches Leben zu führen.«
    Hört, hört, auf einmal kennt auch Fanni Rot die Regeln!
    »Gleich morgen«, fuhr Fanni fort, »suchen wir gemeinsam Kommissar Hofer auf. Ich werde ihm alles erklären, und er wird es verstehen. Ich kenne ihn. Hofer wird dafür sorgen, dass all den besonderen Umständen Rechnung getragen wird. Wir machen Nägel mit Köpfen, Matyáš. Auf Lügen lässt sich nicht aufbauen.«
    Da schau her! Nennt man so was nicht doppelte Moral?
    Das lässt sich doch nicht vergleichen, dachte Fanni. Durch mein Schweigen über den wirklichen Vater von Leni und Leo, durch meine heimliche Freundschaft mit Sprudel ist nie ein Mensch verletzt …
    Ach nicht? Gelten Hans Rots Gefühle nicht als verletzt, nur weil er keine Ahnung davon hat, wie ihm mitgespielt wird?
    Hier geht es um Recht und Ordnung, um Gerechtigkeit …
    Und wie sieht deine Art von Gerechtigkeit aus? Saures für Matyáš Labém, Honigmilch für Fanni Rot!
     

Danksagung
     
    Wie schon zu früheren Romanen hat meine Familie auch zu diesem eine Menge beigetragen.
    Dr. Katrin Mehler und Linda Mehler berieten mich in allen medizinischen Fragen.
    Philipp Mehler machte mich mit World of Warcraft bekannt.
    Mein Mann beantwortete Fragen ähnlich dieser: Wie lange braucht ein Geländewagen von Zwiesler Waldhaus zur Falkensteiner Schutzhütte? Wenn auch die erste Antwort darauf lautete: Das kommt drauf an, wer fährt, zeigte sich die zweite durchaus zufriedenstellend.
    Ich danke dem Team vom Emons Verlag. Ganz besonders meiner Lektorin Stefanie Rahnfeld, die netterweise jede Kritik in Honigmilch tränkt.
    Und wie immer danke ich auch Dr. Matthias Auer von der Aulo Literaturagentur.