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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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hinterher aussehen würde, wusste er aber
nicht.
    Ein weiterer Gedanke bezog sich auf das ständige Grummeln in seinem
Magen. Die zwei Espressi, die er gerade im Eiltempo getrunken hatte,
verstärkten dieses vermutlich noch. Hubertus hatte Hunger. Ach was, er hatte
Riesenhunger. Immer, wenn es ihm schlecht ging oder er nachdenklich war, musste
er essen. Eine der Tatsachen, die dazu führten, dass er seine Figurprobleme nie
so richtig in den Griff bekam.
    Denn trotz aller Bodenständigkeit hörte er ähnlich wie Elke nie ganz
auf, Probleme zu haben. Ihm fehlte eben die Unbeschwertheit. Er schmunzelte
über sein unfreiwilliges Wortspiel.
    Jetzt würde er zunächst sein Privatleben, dann sein Gewicht in
Ordnung bringen.
    Hubertus hatte Carolin gebeten, nur noch ein paar Tage Geduld
aufzubringen.
    Morgen würde er seiner Tochter folgen, wenn sie Elke besuchte.
Allerdings benötigte er dazu dringend einen Wagen, den Martina nicht kannte.
Der verschrammte Opel Kadett seines Journalisten-Freundes Klaus Riesle kam
dafür also nicht infrage, der Dienstwagen des »Schwarzwälder Kurier«, mit dem
Klaus gelegentlich durch die Stadt raste, ebenso wenig. Carolin besaß zwar
einen Kleinwagen, aber sie wollte er auf keinen Fall in diese Sache mit
hineinziehen. Seine eigenen Eltern hatten Führerschein und Auto vor wenigen
Jahren zurückgegeben. Impresario Edelbert verfügte weder über einen Wagen noch
über einen Führerschein. Er ließ sich lieber chauffieren.

4. Hybrid
    So ein seltsames Gefährt hatte Hubertus noch nie gesehen,
geschweige denn gefahren. Er trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Die
Beschleunigung ließ zwar zu wünschen übrig, aber dafür fuhr das Auto schön
ruhig und hatte den Vorteil, dass es kaum zum sauren Regen beitrug, der dem
Schwarzwald schon genug zusetzte. Sein Nachbar Klaus-Dieter Pergel-Bülow hatte
ihm stolz erklärt, dass dies ein Hybridfahrzeug sei, das ihm aufgrund seiner
Mitgliedschaft im Car-Sharing-Verein zur Verfügung stand. Außerdem schwafelte
er irgendetwas von einem Ökotrend-Auto-Umweltzertifikat, das der Wagen
aufweise. Hubertus sollte es recht sein: Hauptsache, Martina erkannte ihn
nicht.
    Als er am Morgen während der zuverlässig verrichteten Gartenpflege
schon erwogen hatte, sich als blinder Passagier in seinem eigenen Kofferraum zu
verstecken, hatte ihn Pergel-Bülow angesprochen, der vermutlich gerade eine
engagierte Diskussion mit seinen Bäumen hinter sich hatte.
    »Ich überlege, mir auch so ein umweltfreundliches Fahrzeug
zuzulegen«, hatte Hubertus nicht ohne Hintergedanken schnell auf den
Hybrid-Vortrag reagiert.
    »Das fänden wir wirklich sehr gut, Huby«, hatte Pergel-Bülow
freudestrahlend geantwortet. »Dein alter Wagen ist ja auch wirklich ökologisch
kaum mehr zu vertreten. Hat der eigentlich einen Katalysator?«
    Mit einem Biss auf die Unterlippe hatte Hubertus das übliche
ökologische Moralisieren des Nachbarn überstanden.
    Mit Erfolg: Pergel-Bülow hatte ihm den Wagen zu einer Testfahrt
beinahe aufgedrängt.
    Zum Glück war er nicht im eigenen Kofferraum mitgefahren. Martinas
Fahrstil gab ihm Anlass zur Sorge. Schon mehrfach hatte sie eine durchgezogene
Linie offenbar grundlos überfahren. In jeder zweiten Kurve kam sie ins
Schlingern. Einmal war sie sogar mit einem Reifen über den rechten Randstreifen
hinausgeraten. Er machte sich Gedanken um sein Auto – mindestens genauso viele
um seine Tochter, vor allem aber um den Enkel. Wenigstens war sie offenbar
genug mit sich selbst beschäftigt und achtete nicht auf etwaige Verfolger.
Zumindest nicht auf so einen: Hubertus war in den Keller gegangen und hatte aus
einem Karton eine alte Schiebermütze seines Großvaters sowie seine etwas zu
groß geratene Sonnenbrille herausgezogen. Die Maskerade sollte er vor dem
Treffen mit Elke definitiv abnehmen.
    Peterzell hatten sie bereits hinter sich gelassen. Jetzt fuhren sie
in eine Gegend, die Hubertus weniger gut kannte.
    Da Martina den Astra auf kaum mehr als Tempo 70
beschleunigte, ließ er den Blick für einen Moment über die Baumwipfel streifen,
deren Konturen sich dunkel abzeichneten. Der Schwarzwald trägt seinen Namen zu
Recht, dachte Hummel wieder einmal.
    Als er dann wieder auf die Straße schaute, stand sein eigenes Auto
plötzlich so dicht vor ihm, dass ein Zusammenstoß fast unausweichlich war. In
Sekundenschnelle lief vor seinen Augen ein schrecklicher Film ab. Sein
Enkelsohn wurde schwer verletzt von einem Krankenwagen in die Klink gebracht,
Martinas

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