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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Körper lag …
    Hubertus machte eine Vollbremsung, die Reifen quietschten. Dann
wartete er auf das Kollisionsgeräusch. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Es waren nur wenige Zentimeter, die einen Aufprall verhinderten.
Martina war zwar rechts rangefahren, aber doch so, dass das Heck noch mindestens
zur Hälfte in die Fahrbahn ragte. Nun kramte sie offensichtlich im
Handschuhfach. Hubertus vermutete, dass es der Autoatlas war, nach dem sie
suchte. Er trommelte nervös mit den Händen auf dem Lenkrad herum. Da konnte
seine Verkleidung noch so gut sein. Bald würde sie ihn entdecken, wenn er hier
sinnlos hinter ihr in der Landschaft stand.
    »Im Fach der Beifahrertür, wo er immer ist«, sagte er ungeduldig.
    Zum Glück war sie wirklich so beschäftigt, dass sie von dem
Fast-Unfall keine Notiz genommen hatte. Zwar drehte sie sich mehrfach um, doch
das galt Maximilian, der offenbar gerade mal wieder unzufrieden schrie. In
diesem Fall war das Hubertus ausnahmsweise einmal recht.
    Wenige Kilometer weiter kam er schon wieder ins Schwitzen. Martina
hatte es im vierten Anlauf tatsächlich geschafft, einen kleinen roten Traktor
mit Anhänger zu überholen. Nun versuchte Hubertus aufzuschließen. Doch entweder
reihte sich eine Kurve an die andere, sodass er die Straße nicht einsehen
konnte. Oder der aus Touristenautos bestehende Gegenverkehr wollte einfach
nicht abreißen, wenn mal wieder ein gerader Streckenabschnitt folgte.
    Hubertus, der sich doch eigentlich als engagierter Verteidiger des
bedrohten Schwarzwald-Bauernstandes begriff, fluchte auf den Landwirt vor ihm,
setzte dann in einer lang gezogenen Kurve doch zu einem Überholmanöver an und
gab Gas. Ganz knapp vor dem Gegenverkehr scherte er wieder ein.
    Die nächste Abzweigung verriet, dass es geradeaus Richtung
Schramberg ging und links Richtung Reichenbach. Von Martina war nichts mehr zu
sehen. Hubertus stellte sich an den Straßenrand und ignorierte die
Scheibenwischer-Handbewegung, die der Mann auf dem nun vorbeifahrenden Traktor
zeigte. Er atmete für eine Sekunde die glasklare Schwarzwaldluft ein. Dann
schmetterte er vor Wut Opas Schiebermütze auf den moosigen Boden. Er hatte
seine Tochter aus den Augen verloren!
    Er blickte in das lang gezogene und weite Tal, das in Richtung
Reichenbach führte. Am Waldrand links reihten sich wie an einer Perlenkette ein
paar Häuser sowie eine Kirche auf. Der Ort schien aus nur einer Straße zu
bestehen. Hubertus nahm die Sonnenbrille ab und kniff die Augen zusammen. Wenn
er den orangefarbenen Fleck wenige hundert Meter entfernt richtig deutete, war
es sein Wagen, der da gerade in die Dorfstraße von Langenschiltach hineinfuhr.
Glück gehabt!
    Er setzte die Mütze schnell wieder auf, warf sich auf den
Fahrersitz, was für diesen eine ernste Belastungsprobe darstellte, und war nach
wenigen Minuten seiner Tochter wieder auf den Fersen. Da Martina sich innerorts
peinlich genau an die 30 hielt, war ihm nicht nur
die Aufholjagd spielend gelungen. Er konnte auch noch Notiz von dem schmucken
Ort nehmen, von den Schwarzwaldhäusern mit ihren typischen, tief
heruntergezogenen Schopfwalmdächern, den rustikalen Fassaden, die durch lange
Balkongeländer aus Holz unterbrochen wurden. Ansonsten behielt er das Heck
seines Autos fest im Blick.
    Hubertus rief sich das Aussehen des vermeintlichen Liebhabers von
Elke in Erinnerung. Weiß gekleidet, bärtig, etwas »geleckt«. Eigentlich passte
so ein extravaganter Vogel nicht in diese ländliche Gegend. Er hätte ihn eher
in Freiburg oder Tübingen vermutet.
    Aufmerksam verfolgte er die Lenkbewegungen seiner Tochter. Doch auch
vor dem mit gelben Schindeln versehenen Haus des Trachtenmusikvereins
Langenschiltach machte sie keine Anstalten anzuhalten. Stattdessen bog sie in
ein schmales Sträßchen ein, das einen sanft aufsteigenden, zum Teil bewaldeten
Hang durchschnitt. Ein paar verstreute Höfe wetteiferten mit Hinweisschildern
auf Ferienwohnungen. Und ein Bäcker bot kurz vor dem Ortsausgang frisches
Bauernbrot feil.
    Elke schien ihrer Tochter den Weg doch ganz gut beschrieben zu
haben.
    Hubertus bemühte sich nun, etwas mehr Abstand zu halten.
    Links und rechts der Straße sah er Protestplakate: »Mobilfunkterror NEIN !« war auf dem ersten zu lesen. »Wir wollen, dass
unsere Kinder gesund bleiben« auf dem nächsten. Offenbar waren die Zeiten
vorbei, in denen die Landbevölkerung alles klaglos hinnahm. Momentan, bemerkte
Hummel bei einem Blick auf das Display seines Handys, mussten sich

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