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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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diese Leute
aber keine Sorgen machen. Der Empfang war hier draußen recht schwach.
    Nach ein paar Serpentinen gelangten sie auf eine Anhöhe, von der aus
man einen weiten Blick über die bewaldeten Berge des mittleren Schwarzwalds
hatte. Ein Schild verriet, dass es hier geradeaus nach Großbiberbach ging, nach
rechts in Richtung Sonnenhof. Auf einem weiteren Schild zitierte jemand
handschriftlich den beliebten Spruch, dass wir die Erde von unseren Kindern nur
geborgt hätten. Daneben war ein durchgestrichenes Handy zu sehen.
    Bei Hummels war es gerade umgekehrt: seine Tochter hatte sich etwas
von ihm geborgt.
    Ein paar hundert Meter weiter stoppte Martina Hubertus’ Wagen an
einem großen Gehöft, das aus mehreren, eng beieinander stehenden Gebäuden
bestand. Eine mächtige Steinmauer schottete das Anwesen ab, sodass man nur die
Dächer der etwa zehn Häuser sah. Die Mauer mochte gute vier Meter hoch sein.
    Davor befanden sich ein Sonnenhof- sowie ein Parkplatz-Schild. Fünf
Autos hatten von letzterem Angebot Gebrauch gemacht.
    Hummel fuhr in gebührendem Abstand rechts ran. Nachdem seine Tochter
den Kleinen aus dem Kindersitz geholt hatte, schien ihr Blick für einen Moment
in Richtung des auffälligen Hybridautos zu gehen.
    Hubertus löste den Sicherheitsgurt, ließ ihn nach hinten schnellen
und sich ruckartig mit seinem Oberkörper auf den Beifahrersitz fallen. Dass
sich dabei der Schaltknüppel in seinen Bauch bohren würde, hatte er nicht
bedacht. Er stöhnte auf, verharrte aber für einen Moment in der schmerzhaften
Haltung, um nicht entdeckt zu werden.
    Als er sich vorsichtig aufrichtete, sah er nur noch seinen Astra vor
sich. Martina und Maxi waren offenbar durch das Tor in der Mauer verschwunden.
    »Schwarzwälder Weißtannenhonig vom Sonnenhof«, stand auf einem
weiteren Schild.
    Hausgemachter Schinkenspeck wäre ihm lieber gewesen. Da war er
wieder, dieser Heißhunger.
    Machte Elke hier mit ihrem Liebhaber etwa Ferien auf dem Bauernhof?
Oder war Brindur gar selbst ein Schwarzwaldbauer? Ulkige Vorstellung. Seine
Kleidung, sein Auftreten und dieser seltsame Name sprachen ja nicht gerade
dafür. Aber ein Landwirt musste ja nicht per se in Kniebundhosen und kariertem
Hemd herumlaufen. Vielleicht war Brindur ja auch sein Nachname. Auf jeden Fall
handelte es sich um einen gut abgeschotteten Bauernhof.
    Er hoffte, dass es hier irgendetwas Anständiges zu essen gab. Wozu
fuhr man denn sonst aufs Land? Allerdings konnte er schlecht einfach
hineinspazieren und sagen: Guten Tag, mein Name ist Hummel. Ich suche meine
Frau und ihren Liebhaber, den Herrn Brindur. Meine Tochter und mein Enkel sind
gerade bei ihnen. Aber erst einmal würde ich gern ein paar geräucherte
Schwarzwälder Bauernbratwürste verspeisen. Und danach Schinkenspeck. Und wie
ist eigentlich Ihr Weinangebot?
    Er wartete noch drei, vier Minuten, dann schlich er durch das Tor in
einen kleinen Innenhof. Von dort aus gelangte man in ein typisches
Schwarzwaldhaus mit vielen kleinen Fenstern. Das Dach – und das war der
Hauptunterschied zu den anderen Häusern der Gegend – war zum Teil aus Glas,
durch das die Sonne flutete.
    »Atrium Lucis«, stand handgeschnitzt auf einem weiteren, rustikalen
Schild, das über einer Tür hing.
    Atrium Lucis? Oje. Bei aller Bildung hatte er es mit Latein nie
wirklich gehabt, obgleich seine Eltern in seiner Jugend versucht hatten, ihm
die Priesterlaufbahn schmackhaft zu machen. Vor allem die Mutter hatte ihn im
Geiste schon als Dekan am Altar des Villinger Münsters gesehen.
    »Halle des Lichts«, »Vorhof des Lichts«? Irgend so etwas bedeutete
»Atrium Lucis« wohl, beschloss Hummel. Er drückte vorsichtig die Klinke nach
unten. Eine ungewöhnliche Bezeichnung für einen solchen Hof. Er musste zugeben,
dass hier alles recht geschmackvoll und einladend aussah.
    Wie es sich für einen Schwarzwaldhof gehörte, dominierte im Inneren
Holz. Das Ganze war großzügig und wie eine Art Foyer gestaltet, durch das
Glasdach zudem heller und wärmer, als Hubertus vermutet hätte. Umso besser
konnte er rasch den gesamten Raum überblicken und sehen, dass seine Tochter
sich nicht darin befand. Zwei Möglichkeiten gab es: Entweder war sie nach links
in eine Art Laden abgebogen oder durch eine Pforte geradeaus weiter ins Innere
des Anwesens vorgedrungen. Das war allerdings nicht so ohne Weiteres möglich, denn
dazu musste man an einem großen hageren Mann in Weiß vorbei – möglicherweise
der Portier. Seltsamer Bauernhof.
    Hubertus

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