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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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gerne mit einer Zecke. Sie biss sich
im Fleisch der Kripo fest, wurde zunächst kaum bemerkt und war dann umso
schwerer wieder abzuschütteln. Leider gab es keine Impfung gegen ihn.
    »Kommen Sie ja nicht näher! Unbefugten wie Ihnen ist der Zutritt
verboten«, raunzte Thomsen den Journalisten an.
    »Ah, Riesle! Sie hab ich ja eigentlich schon früher erwartet. Freut
mich, dass wir vor Ihnen da waren.« Winterhalters Begrüßung klang schon
kommunikativer. »Das rote Flatterband vor dem Häusle ist Ihnen wohl wieder mal
entgangen? Oder haben Sie gedacht, wir wollten es damit nur schmücken?«
    »Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, was hier passiert,
Herr Thomsen. Aber ich erzähle Ihnen ja jedes Mal das Gleiche: Grundgesetz,
Pressefreiheit …«
    Dann wandte er sich an Winterhalter: »Ich dachte, der Mord hätte
sich auf dem Sonnenhof ereignet. Stattdessen stehen wir hier ja einige hundert
Meter entfernt im Wald. Und noch dazu befindet sich dieses reizende Fleckchen
Erde mitten in einem Funkloch. Wirklich prächtig …« Riesle klang fast wie ein
Tourist, der sich über eine ungenaue Angabe im Reiseführer beschwert.
»Entschuldigen Sie auf jeden Fall unsere Verspätung«, meinte er schließlich
ironisch. »Könnten Sie uns bitte schnell auf den Stand der Dinge bringen? Wer
ist denn das Opfer?«
    »Auskünfte gibt’s morgen früh«, erwiderte Thomsen barsch. »Und zwar
beim Kollegen für die Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem fordere ich Sie jetzt
ultimativ auf, den Tatort umgehend zu verlassen.«
    »Ist das Opfer ein Mann oder eine Frau?«, hakte Riesle nach.
Wenigstens für seinen Freund Hummel wollte er eine beruhigende Information.
    Der ging nervös hinter dem rot-weißen Absperrband auf und ab.
    »Kein Kommentar«, antwortete Thomsen und verließ die Hütte im Slalom
um die Blutflecken herum. Draußen hob er mit einer Hand das Band an und winkte
Riesle mit der anderen herrisch hindurch.
    Winterhalter hatte seine Arbeit inzwischen unterbrochen. Die von der
Leiche weg oder zu ihr hin führende Blutspur war natürlich auch ihm nicht
entgangen. Sie konnte – DNA sei Dank – möglicherweise der Schlüssel zu einer baldigen Klärung der Tat sein. Die dafür
notwendigen kriminaltechnischen Untersuchungen würde er aber erst machen, wenn
Riesle wieder außer Sichtweite war: einen Schnelltest mit Streifen, ob es sich
auch wirklich um Blut handelte, Fotos des Spurenträgers »Kieselstein« inklusive
des Maßstabs aus verschiedenen Perspektiven sowie die Anfertigung einer exakten
Skizze, wo genau und wie weit entfernt von der Leiche sich die Spuren befanden.
    So oder so würde er hier noch eine ganze Weile zu tun haben. Es war
    jetzt 22 Uhr 20. Im
Gegensatz zu Thomsen hatte er noch kein Abendessen zu sich genommen.
    Winterhalters Tag begann um 5 Uhr 30. Das würde auch morgen so sein. Aber vielleicht
erbarmte sich seine Frau und stand etwas früher auf. Die Kühe mussten schließlich
gemolken werden.
    »Also, ich mach jetzt e’ Veschperpaus’«, sagte Winterhalter zu
Thomsen und war wieder ganz im Dialekt. »Ich han en Mordshunger.«
    Thomsen schaute fassungslos. »Jetzt? Unfassbar. Eine
Zwischenmahlzeit nach der Arbeit an einer Leiche?« Er schien wirklich
erschüttert. »Komischer Menschenschlag, diese Schwarzwälder«, murmelte er
nachdenklich, als sei er auf einer Expedition bei Ureinwohnern im
Amazonasgebiet.
    »Herr Hauptkommissar?«, machte jetzt Hubertus den Versuch, Thomsen
anzusprechen. Doch der war schon zwischen ein paar Fichten verschwunden.
    »Der ist ja noch abweisender als sonst: Was hat er denn?«, fragte
Riesle.
    »Der isch auf einem Spaziergang und schnappt e’ wen’g frische
Schwarzwaldluft. De’ Mief do drinne’ isch ihm nit so gut bekomme’«, sagte
Winterhalter und grinste breit.
    Dem Bauernsohn machte eine Leichenschau nichts aus. Er hätte sein
Abendessen auch neben dem Toten einnehmen können – mal abgesehen vom
Pietätsaspekt. Er setzte sich auf eine Bank vor der Imkerhütte, holte ein Holzschneidebrett
sowie ein kariertes Geschirrtuch aus seiner Aktentasche und drapierte es
sorgfältig auf seinem Schoß. Dann zog er ein mit Butterbrotpapier gefaltetes
Bündel hervor, das ihm seine Frau nach dem Anruf des Kommissars vom Dienst in
aller Eile eingepackt hatte.  Zum
Vorschein kamen mehrere recht dicke Stücke geräucherter Schwarzwälder
Schinkenspeck sowie ein paar Scheiben Bauernbrot. Er zückte sein scharfes
Schweizer Messer und machte sich daran, den Speck ganz fein

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