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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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des Verbrechens, mit dem er täglich zu tun hatte, fein
säuberlich vom Körper schrubben. Pore für Pore.
    Und nun das: Schlimm sah sie aus, diese Leiche mit dem
aufgeschlitzten Bauch und den massiven Blutantragungen. Der Meinung war wohl
auch Thomsens Magen, der keinen Wert mehr auf den Matjes legte, den er zum
Abendessen erhalten hatte. Und das, obwohl Thomsen nicht einmal für die
Leichenbefundaufnahme zuständig war und den leblosen Körper somit nicht
berühren musste. Darum kümmerte sich Kollege Winterhalter vom
Kriminaltechnik-Bereitschaftsdienst. Beziehungsweise der alarmierte Arzt, der,
nachdem er Tod durch Verbluten diagnostiziert hatte, die Hütte aber bereits
wieder verlassen hatte.
    Seine Übelkeit bereitete Thomsen nicht nur körperliches Unbehagen.
Sie war ihm gegenüber seinen Kollegen auch schlicht peinlich. Schließlich hatte
er sich im ersten Jahr in der neuen Dienststelle seiner Überzeugung nach durch
seine unbestreitbare kriminalistische Kompetenz einen guten Ruf erworben.
Welchen Eindruck musste es da jetzt auf die anderen Beamten machen, wenn sich
»der Neue aus Kiel« am Leichenfundort übergab?
    Claas Thomsen versuchte sich also zu konzentrieren. Er war trotz
allem bemüht, sich jedes noch so kleine Detail einzuprägen und den Speichel,
der sich gerade gefährlich in seinem Mund sammelte, zu ignorieren. Die Worte,
die sein Kollege Winterhalter halb ins Diktiergerät, halb in Richtung Thomsen
brabbelte, dienten ihm als willkommene Ablenkung. Zumindest der Dialekt.
    »Die Leich’ isch en Ma’, etwa 45 bis 50 Johr alt. Mehrfach isch auf de Bauch ei’g’stoche’
worde’. Tatwerkzeug offe’sichtlich en …« – Winterhalter stockte, weil er nichts
mit dem metallenen, länglich und unheimlich scharf wirkenden Gegenstand
anfangen konnte, der blutverschmiert war. Mit seinen Latexfingern drehte er ihn
hin und her – »Herr Thomsen, wisset Sie, wa’ des für e’ Ding isch?«
    Vor einigen Monaten noch hätte Thomsen nur Bahnhof verstanden.
Mittlerweile hatte sich sein Gehör auf das alemannische Kauderwelsch des
Kollegen eingestellt. Dennoch widerstrebte es ihm. Er hatte Winterhalter schon
mehrfach gebeten, wenigstens ihm gegenüber ein »halbwegs gerades Deutsch« zu
sprechen. Und das konnte der auch, wenn er sich nur anstrengte.
    »Wie bitte?«
    Winterhalter wiederholte den letzten Satz. Und Thomsen blieb stur.
In wenigen Stunden würde – wie bei solchen Kapitaldelikten üblich – eine
Sonderkommission eingesetzt werden. Und aller Wahrscheinlichkeit nach würde er
zum Leiter dieser Soko bestimmt werden. Da konnte man ruhig schon einmal
anfangen, den Chef zu spielen.
    »Ich habe Ihnen schon tausend Mal gesagt: Kommunizieren Sie bitte
auf Deutsch mit mir. Auch wenn es Ihnen schwerfällt. Der Bericht soll ja auch
nicht in Schwarzwälder Dialekt abgefasst werden. Bitte benutzen Sie deshalb
auch die korrekten Termini. Es heißt ›Stichverletzungen beigebracht‹. Nicht
›ei’k’schtoche‹«.
    Thomsens Versuch, den Dialekt zu imitieren, hörte sich an wie ein
Schluckauf. »Und wie lautete Ihre Frage?« Für einen kurzen Augenblick vergaß er
zumindest seine Übelkeit.
    Der Kriminaltechniker sparte sich ein Widerwort. »Wie würden Sie
wohl diesen Gege’schtand definieren?«, fragte er brav in recht passablem
Hochdeutsch.
    Na also, es ging doch, dachte Thomsen – auch wenn Winterhalter die
tiefalemannische Klangfarbe und gewisse SCH -Laute
nicht zu unterdrücken vermochte. Schließlich war er auf einem abgelegenen
Bauernhof in der Nähe des Linacher Stausees aufgewachsen, wo er bis heute
lebte. Hochdeutsch war für ihn fast so etwas wie eine Fremdsprache.
    Mitunter kam es dem Kriminaltechniker so vor, als hielten die Leute
einen wie ihn, der normalerweise Schwarzwälder Dialekt »schwätzte«, für minderbemittelt.
Dabei warb das Ländle doch sogar damit, dass man hier alles könne – außer
Hochdeutsch.
    »Schwer zu sagen. Sieht aus wie ein kurzes Brecheisen«, antwortete
Thomsen. »Können Sie uns da vielleicht weiterhelfen?«, blickte er auf den Mann
an der Türschwelle, dessen Kleidung nicht nur so weiß wie die des Mordopfers
war. Auch das blasse, blutleer wirkende Gesicht hätte man für das einer Leiche
halten können.
    »Das … das ist ein Imkermeißel aus Federstahl.« Der Mann, der sich als
Sanus vorgestellt hatte, schien auch schon starr wie eine Leiche zu sein. Fast
hatte man den Eindruck, beim Sprechen würden sich nicht einmal die Lippen
bewegen.
    »Und was macht

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