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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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zu schneiden.
    »Kommissar Winterhalter! Können Sie mir bitte wenigstens sagen, ob
es sich bei dem Opfer um eine Frau oder einen Mann handelt? Ich habe die
Befürchtung, es könnte eine Bekannte von mir sein«, fragte Hummel vage.
Ausnahmsweise war ihm mal nicht nach Essen zumute. So verlockend Speck und Brot
auch dufteten.
    Das Gebiet um den Tatort war hell erleuchtet. Fünf Uniformierte
zählte Riesle. Schutzpolizisten, die die Kripo unterstützten.
    »So, e’ Bekannte? Do könnet Sie ganz beruhigt sei’. Es isch en
Mann«, sagte er und widmete sich wieder der Verpflegung. »Wollet Sie au’ mol
vo’ dem Speck probiere’? Selbscht g’schlachtet und vo’ glückliche’ Säu auf
unserem Hof. Und des Brot hät mei’ Frau backe’.«
    Da Thomsen außer Reichweite und er für kurze Zeit außer Dienst war,
konnte er nun wirklich reden, wie ihm der Schnabel gewachsen war. Bei Hummel
ohnehin.
    Der war erleichtert. Elke lebte! Er atmete tief durch.
    Sofort meldete sich auch der durch die Sorge unterdrückte Hunger
wieder. »Ach ja. Warum eigentlich nicht?«
    Riesle stand der Sinn nach etwas ganz anderem. »Darf ich mal einen
Blick auf die Leiche werfen?«
    Mit einem Seitenblick in Richtung Waldrand vergewisserte sich
Winterhalter, dass Thomsen noch außer Sichtweite war.
    »Wenn Sie des unbedingt brauchet. Bitt’schön. Aber nu’ ganz kurz und
bloß keine Fotos«, antwortete er und wandte sich dann an Hummel, der gerade
neben ihm auf der Bank Platz genommen hatte: »Soll ich Ihne’ e’ Doppelbrot mit
kleine’ Speckwürfele mache’? Es gibt kein bessere Speck im ganze’ Schwarzwald,
kann ich Ihne’ sage’. Die Viecher hab ich alle selbscht auf’zoge’ und
g’schlachtet. Wichtig isch übrigens, dass de’ Speck ganz fein g’schnitte’ wird.
Dann entfaltet sich des Aroma am beschte’.«
    Winterhalter machte nie einen Hehl aus seiner
Nebenerwerbslandwirtschaft. Thomsen ging mitunter aus dem Zimmer, wenn der
Kollege in der Dienststelle ausführlich, fast blumig von den Hausschlachtungen
erzählte.
    »Beachten Sie dabei auch die rechtlichen Vorschriften?«, hatte er
ihn neulich gefragt. »Vor allem, was die Hygiene anbelangt?« Hygiene war
Thomsens großes Thema.
    »Auf die Hygiene gucket mir scho’. Aber Vorschrifte’ brauchet mir in
Linach dafür keine.«
    Thomsen lehnte deshalb den in der Polizeidirektion zum
»Selbstkostenpreis« angebotenen Speck, die eingemachte Wurst, die Butter oder den
Käse vom Winterhalter-Hof kategorisch ab.

7. Im Saloon
    Mittlerweile war es kurz vor 23 Uhr, und Riesle wirkte zunehmend nervös. Die wesentlichen Informationen hatte
er aber zusammen. »Sekten-Mord im Schwarzwald« – das war ein Thema, an dem
nicht nur die Lokalredaktion, sondern auch die Kollegen vom Überregionalen, dem
»Mantelteil«, Interesse haben würden.
    Blieb noch die Frage nach dem Bild. Die Motivauswahl war nicht
einfach.
    Die Leiche durfte er nicht aufnehmen – das hätte am nächsten Morgen
einen Riesenärger gegeben. Das einzige Foto, das Riesle bislang gemacht hatte,
war das von Kommissar Winterhalter in seiner weißen Schutzkleidung beim
»Speckveschper« vor dem erleuchteten Imkerhäuschen. Das wollte er dem Polizisten,
mit dem ihn ein leidlich gutes Verhältnis verband, dann doch nicht antun.
Schließlich hatte der ihm noch einen weiteren wichtigen Hinweis gegeben – auf
das Ambrosius-Kärtchen, das in der Brusttasche des Opfers gefunden worden war.
»Aber schreibet Sie des bloß nit«, hatte er ihn ermahnt. »Und scho’ gar nix vo’
dem Sprüchle auf dem Kärtle.«
    Blieb also die Frage, ob der Täter in der Sekte zu suchen war oder
im Dorf. Oder wo auch immer. Dazu hatte Winterhalter nichts sagen wollen.
    Der Journalist wartete, bis der Kriminaltechniker seine Mahlzeit
beendet hatte und wieder ins Imkerhäuschen zurückgegangen war. Dann knipste er
das halb erleuchtete Häuschen von außen, lief mit Hummel im Schlepptau zurück
zum Sonnenhof und fotografierte das Schild mit der Aufschrift »Liberi Solis.
Orden der Kinder der Sonne«.
    Hummel, der inzwischen in seiner untauglichen Kleidung bitterlich
fror, jammerte. So erleichternd es war, dass Elke noch lebte – befand sie sich
nicht dennoch in Gefahr?
    Als sie die wenig einladende Holztür zum »Gasthof Linde« öffneten,
wähnten sie sich in einem Saloon. Nicht, dass geschossen worden wäre. Aber die
Gespräche verstummten nach ihrem Eintreten sofort, und die neun anwesenden
Gäste starrten sie an. Sechs von ihnen saßen am

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