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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Decke und eine schier
endlose Reihe kleiner Fenster, die überraschend wenig Licht ins Innere fallen
ließen. In etwa das Gegenteil des Sonnenhofes.
    »Komm, wir schauen uns ein wenig um«, sagte Riesle und erntete nur
Kopfschütteln seines Freundes. Der Journalist betrachtete ein paar Fotos an der
Wand. Sie zeigten einen Mann in der Schutzkleidung eines Imkers. Einmal
hantierte er mit dem Rahmen eines Bienenstocks, dann wieder stand er neben
einer seltsam aussehenden Maschine, aus der Honig zu laufen schien. Auf allen
Fotos war er allein und machte ein einigermaßen grimmiges Gesicht. Er wirkte so
einzelgängerisch, dass man fast darüber staunte, dass ein Fotograf zugegen
gewesen war. Oder handelte es sich um Selbstauslöser-Aufnahmen?
    Tiere waren wohl die einzigen Kreaturen, die ihm hier draußen
Gesellschaft leisteten. Unzählige Bienen, die den großen Hut des Mannes
umschwirrten, eine Katze, ein Hund und Hühner waren im Hintergrund der Bilder
zu sehen.
    Über den Fotos hingen ein paar Auszeichnungen, Gold- und
Silbermedaillen, eine Urkunde mit dem Motiv »Biene in Wabe« für den »Imker
Julius Kaltenbach anlässlich der bienenwirtschaftlichen Ausstellung – Honigprämierung 1984 für die Sorte
Weißtannenhonig«. Sie waren durchweg älteren Datums.
    Der bärtige Mann mit der großen Mütze, der vom Sims des Kachelofens
aus stoisch die ungebetenen Besucher betrachtete, kam Hubertus bekannt vor.
    »Klaus, das da oben ist er doch, der …«
    »… Schutzheilige der Imker, Hubertus. Bingo!«
    »Ambrosius von Mailand«, konkretisierte Hummel.
    Riesle nahm das Kärtchen mit dem aufgedruckten Ambrosius-Bild in die
Hand. »Und weißt du was, Hubertus? Das ist genau das gleiche, das die Polizei
in der Brusttasche des Mordopfers gefunden hat. Siehst du, es hat sich schon
gelohnt, sich hier ein bisschen umzusehen.«
    »Allerdings ist der Mann auch Imker. Wieso soll er da nicht ein
Bildchen des Schutzheiligen seines Berufsstandes auf dem Kachelofen stehen
haben?«, wandte Hummel ein.
    »Wir könnten uns mal schlau machen, wo es diese Kärtchen gibt und
wie häufig die im Umlauf sind. Ist zumindest mal ein Ansatz«, sagte Riesle.
Neben dem Kärtchen stand eine Blechschatulle. Der Journalist kramte ausgiebig
darin herum.
    Als er aufschaute, schienen die roten Äderchen auf der
Nase des Imkers hinter Hubertus gleich zu platzen. Die Augen, die unter den
Brauen hervorstarrten, verhießen nichts Gutes. Auch nicht die kleine, handliche
Axt, die der Mann in der schwieligen Hand hielt, während er die beiden
Eindringlinge grimmig fixierte.
    Er hatte gesehen, wie der Schlankere der beiden sich an seiner
Schatulle zu schaffen machte. Das reichte ihm.
    »Ihr Strolche!«, brüllte er und stürmte in die Wohnstube. Die Axt
erhob er dabei so drohend, dass Hummel und Riesle sofort erkannten:
Diskussionen waren hier überflüssig – raus hier! Nur wie? Der Fluchtweg schien
durch den Hausbesitzer versperrt. Riesle entdeckte in letzter Sekunde noch eine
Tür zu einem weiteren Raum. Er ließ die Schatulle scheppernd auf die Holzdielen
fallen, riss die Tür auf, und beide stürmten hinein, um sich nun mit aller
Macht von innen gegen die Tür zu stemmen. Doch der Imker war trotz seiner über 60 Jahre ein kerniger Naturbursche. Nicht so korpulent
wie Hummel, dafür so kräftig wie die beiden Freunde zusammen. Er drückte mit
solcher Wucht gegen die Tür, dass diese sich bereits einen Spalt weit öffnete.
Gleichzeitig stieß er wilde Flüche aus.
    »Mach was, Klaus, der bringt uns um«, rief Hubertus und starrte mit
schreckgeweiteten Pupillen den Gekreuzigten an, der an der gegenüberliegenden
Wand hing. Keine Zeit für ein Stoßgebet. Klaus sah nur einen Ausweg: er zerrte
eine kleine Kommode unter den Türgriff. Zum Glück konnte er das Ganze so
verkeilen, dass sich die Tür keinen Zentimeter mehr bewegte. Jetzt müsste der
Imker schon die Axt benutzen, um zu ihnen vorzudringen. Womöglich tat er das
aber auch gleich. Der Raum hatte keine weiteren Türen.
    Dafür aber wenigstens ein Fenster. Riesle wies stumm in jene
Richtung und riss schon die Fensterflügel auf. Hummel hechtete hindurch, fast
wie zu seinen besten Zeiten als Torwart der Fußballjugend. Figurbedingt wirkte
der Sprung jetzt wie in Zeitlupe. Er landete weich auf einer von Stroh und
Hühnerkot bedeckten Wiese. Es stank fürchterlich. Riesles Landung war ebenfalls
sanft, zudem auch sauberer – auf Hummel!
    Sie rappelten sich auf. Das hysterische Bellen, das sie nun

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