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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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»Mobilfunk-Berater«. Ein
Berufsbild, von dem Winterhalter noch nie etwas gehört hatte. Kein Problem. Der
Mann schien sich darin zu gefallen, es dem Kommissar engagiert gestikulierend
in einer Art Referat zu erklären.
    »Schon gut, schon gut«, unterbrach der ihn bald. Die Information,
dass er die Gemeinde bei der Standortwahl des noch zu errichtenden
Mobilfunkmasts berate, genügte ihm.
    »Darf ich Sie fragen, wie ich Ihnen in dieser Sache helfen kann?« Berater
Reinhard Konzmann strich über seine seidene, anthrazitfarbene Krawatte und
bleckte die Zähne zu einem – wie Winterhalter zugeben musste – durchaus
gewinnenden Lächeln. Vor allem im Vergleich zu seinem Zeugen-Vorgänger.
    »Das dürfen Sie. Die ›Kinder der Sonne‹ haben Sie einen der
vehementesten Vertreter der neuen Mobilfunkanlage in der Nähe des Sonnenhofes
genannt. Lucidus, der Sektenchef, hat angegeben, dass es zwischen Ihnen und dem
Mordopfer zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sei.« Winterhalter fixierte
sein Gegenüber.
    »Das ist zutreffend«, entgegnete der Mann. »Herr Mellitus war wie
seine Sekte der Ansicht, dass der Mobilfunkmast das Leben der Menschen und der
Bienen beeinträchtige. Das wurde mir auch bei der Bürgeranhörung mehr als
deutlich gemacht.«
    »Moment: Wieso beeinträchtigt Mobilfunk die Bienen?«, fragte
Winterhalter.
    »Es gibt Studien, die angeblich belegen wollen, dass Mobilfunkmasten
die elektromagnetische Erdstrahlung so verändern, dass die Bienen verwirrt
werden und nicht mehr zu ihrem Stock zurückfinden. Herr Mellitus hatte die
vergangenen Jahre wie so viele andere Imker Bienenvölker verloren. Jetzt sah er
durch Mobilfunkstrahlen auch seine restlichen Bienen bedroht. Diese Studien
sind aber meines Erachtens wissenschaftlich nicht haltbar. Ich habe versucht,
Herrn Mellitus und seinen Freunden die Zusammenhänge aufzuzeigen. Vergeblich.
Die Sekte hat gedroht, mit einem Sitzstreik die Errichtung des Mastes zu
blockieren.«
    Er bleckte wieder die Zähne. »Ich sehe es als meine Pflicht an,
gegen Vorurteile auf beiden Seiten anzugehen und aufzuklären. Es gibt keinerlei
Belege dafür, dass Mensch oder Tier durch die Mobilfunkstrahlen Schaden nehmen.
Aber glauben Sie mir: Ich bin wahrlich keiner, der nicht auch die Risiken und
Gefahren sieht.«
    »Natürlich!« Winterhalter schaute griesgrämig. Schon wieder verfiel
der Anzugträger ins Dozieren. Dann räumte er aber ein, dass man Kinder nicht
stundenlang mit dem Handy telefonieren lassen solle. Er habe völliges
Verständnis für eine gewisse Verunsicherung. Es gehe ja auch darum, die Gräben
zwischen den unterschiedlichen Ansichten nicht noch tiefer werden zu lassen.
Aber summa summarum könne er nach bestem Wissen und Gewissen solche
Mobilfunkmasten befürworten, wenn sie an einer verantwortbaren Stelle errichtet
würden – so wie in diesem Fall. Dann sagte er: »Neulich, Herr Kommissar, ist
nicht weit entfernt von hier eine Frau vergewaltigt worden. Und wissen Sie
auch, warum?«
    Winterhalter hatte keine Lust zu raten. Der Mobilfunk-Berater schien
das zu bemerken, jedenfalls gab er unmittelbar Antwort: »Weil die Frau keinen
Handy-Empfang hatte und deshalb keine Hilfe holen konnte. Der Verbrecher hat
sie ein paar hundert Meter verfolgt, als sie abends durch den Wald joggte. Sie
war völlig hilflos. Sagen Sie mal ehrlich: Das ist doch schrecklich.« Er
schaute Winterhalter freundlich an: »Leider ist der Täter immer noch nicht
gefasst.« Sofort hob er abwehrend die Hände: »Kein Vorwurf an Sie und Ihre
Kollegen. Sie haben genug zu tun – keine Frage.«
    Das Beispiel zeige aber doch eindrücklich, dass die Gefahren des
Mobilfunks eher theoretischer Natur seien, der Nutzen aber ein ganz
praktischer. »Oder stellen Sie sich vor, jemand erleidet in dieser abgelegenen
Gegend einen Herzinfarkt. Wie wollen Sie da schnell Hilfe holen?«
    »Haben die Gegner überhaupt noch eine Chance, die Errichtung des
Mastes zu verhindern?«, konterte Winterhalter.
    »Sicher ist zwar noch nichts, aber wahrscheinlich. Der Gemeinderat
wird demnächst über meinen Standortvorschlag abstimmen. Ich denke, er hat gute
Chancen, befürwortet zu werden.«
    »Aha. Und dieser Standort wird in unmittelbarer Nähe des Sektenhofes
sein?«
    »Wenn Sie so wollen … Ich habe die Anhöhe zwischen Sonnenhof und
Großbiberbach vorgeschlagen, weil man von dort die beste Reichweite hat.
Gleichzeitig sind die Menschen der geringstmöglichen Strahlung ausgesetzt,
sodass eigentlich auch die

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