Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Titel: Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Libellenflügel sollen sie sein. Nein, so leicht wie die Fäden von silbernen Spinnen.« Hannah seufzte zufrieden und rollte sich wie eine Katze zusammen, doch die Fremde, die unter ihr stand, runzelte fragend die Stirn.

    Sie warf einen vorwurfsvollen Blick zu Moses im Boot. »Kamaha’o! 5 «, zischte das Mädchen und verdrehte die Augen, kopfschüttelnd, ratlos, als hätte sie nichts anderes vom Franzosen erwartet. Aber dann, als sie Will in der Hängematte entdeckte, vergaß sie ihren Groll sofort. »Kanaloa! 6 «, flüsterte sie fasziniert und im selben Moment begann der Junge zu lächeln. »Kanaloa!«, flüsterte die Fremde noch einmal und sie konnte nicht widerstehen. Sie strich mit dem Finger durch Wills hohle Hand und der Junge schien die Berührung zu spüren.
    »Blütenblätter«, murmelte er leise im Schlaf. »Nein, der Samen von Löwenzahn.«
    »Ja«, nickte das Mädchen. »Und vergiss das nicht, hörst du. Vergiss nicht den Löwenzahn bei allem Gold dieser Welt.«
    Da schreckte Will hoch. »Alarm!«, schrie der Junge. »Verfluchter Flitzfliegenschiss!« Doch er hörte sich nicht. Sein Schrei blieb stumm und vor ihm stand die dunkelhäutige Fremde und legte den Finger auf den Mund.
    »Moe’uhane 7 «, lächelte sie freundlich. »Moe’uhane.«
    Sie spreizte die Finger, wischte mit der Hand vor ihrem Gesicht durch die Luft, das wie der Rest ihres Körpers ein Geflecht aus graugrünen Tattoos überzog, und war mit dem nächsten Herzschlag verschwunden.

MOSES’ GEHEIMNIS

    H ey!«, rief Hannah. »So lange wie ihr schlafen sonst nur die Kerle, denen ich am Abend zuvor die Kehlen aufgeschlitzt hab.«
    Will erwachte. Er rieb sich die Augen, und mit dem Schlafsand verflog auch die letzte Erinnerung an seinen Traum. Das wohlige Gefühl wich einem müden Morgengrauenfrösteln, und die raue, sandpapierweiche Stimme der freundlichen Fremden verschwand in dem Geschrei, mit dem sich die unzähligen Vögel aus den Schatten des Dschungels hinauf in den Himmel und dort in die ersten Strahlen der noch unsichtbaren Sonne schwangen. Dort glänzten sie golden.
    »Zeit für die Schatzsuche! Zeit für ein Abenteuer! Jo, Moses, Will!«, rief Honky Tonk Hannah und sprang von der Spitze des Hauptmasts kopfüber ins Meer.
    »Ja!«, lachte Will. »Jo, komm schon! Hab keine Angst. Die Insel ist unbewohnt. Und schau dir das an.« Er zeigte in den goldenen Himmel. »Hier werden wir glücklich. Nein, hier wirst du glücklich!« Dann lief er zu einem der Boote und ließ es zu Wasser. »Jetzt kommt schon!«, rief er. »Moses, was ist?«
    Der Chevalier stand an Deck, als hätte sein schlechtes Gewissen dort Wurzeln geschlagen. Doch Will hatte keine Zeit,
argwöhnisch zu sein. »Moses, was ist?«, lachte der Junge und half Jo ins Boot. »Sag nicht, du lässt dir diesen Tag heut entgehen. Auf ihn hast du über zwölf Jahre gewartet.«
    Da schluckte der Franzose. Er überwand seine Skrupel, sprang über die Reling und kletterte zusammen mit Will über das Netzwerk der Seile an der Außenbordwand des Rochens hinab zum im Ruderboot wartenden Jo.
    »Weißt du noch, wie du Talleyrand gefoppt hast?«, fragte Will und zeigte Moses Kahiki den Daumen. »Du hast ihm den Daumen in den Rücken gerammt und so getan, als wär’s eine Pistole.« Der Junge grinste über das ganze Gesicht. »Und ich hatte schon gedacht, du hättest mich verraten. Heiliger Flitzfliegenschiss, Moses, das war echt steif.«
    Moses hob eine Braue, weil er nicht verstand.
    »Ja, steif, wie’ne Brise. So steif wie der Wind. Der Atem der Piraten. Er fährt dir ins Haar und zieht dir das Grinsen bis über die Ohren.« Will lachte. »Steif halt wie steif.« Er ignorierte das Unverständnis der andern. »Und ich verspreche euch, heute wird es noch tausendmal steifer.« Er warf seine blonden Haare in den Nacken und ruderte, während seine Augen die Sonne begrüßten, vom Rochen zum Strand.
    Dort stieg Hannah jetzt aus dem Wasser und ging zu den Triple Twins. Die hatten ihre Waffen und Kleider bereits auf die Insel gebracht und ein Feuer entzündet. Davor wehte ein Segel zwischen zwei in den Boden gerammten Stangen, und hinter diesem luftigen Paravent zog Hannah sich aus. Sie warf ihre nassen Kleider über die Leine, rief zwei der Triple Twins, die sie abtrocknen sollten, und begann dann mit der allmorgendlichen Prozedur, die sie so quälte und ohne die sie nicht leben konnte.

    »Bei allen Irrlichtern von Louisiana! Was ziehe ich an?«, seufzte sie wie immer verzweifelt, und

Weitere Kostenlose Bücher