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Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Titel: Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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stieß, triumphierte der blinde Pirat: »Wenn du ein Teufel bist, darfst du die Hölle nicht fürchten! Merk dir das, Gabi! Der Teufel kennt keine Angst! Doch jeder, der Angst hat, muss den Teufel noch fürchten. Denk drüber nach.« Whistle lachte und winkte. »Du hast sechs Tage Zeit. In sechs Tagen erreichen wir die Insel. Heute in sechs Tagen gehört uns der Schatz!« Er jauchzte vor Freude, denn in diesem Moment sprang der Wal über eine der zehn Meter hohen Wellen hinweg, die danach über dem Schoner zusammenschlug.

DAS VERGESSENE VOLK

    E s passierte nichts: In den ersten drei Tagen der zwei Wochen, in denen Hannah und Will lernen sollten, so zu werden wie das vergessene Volk. Aweiku war nach ihrem Angeber-Stell-dich-ein auf ihrem Jaguar davongaloppiert und nicht mehr zurückgekehrt. Aber das schien niemanden wirklich zu stören. Die Einwohner des Dorfes lebten lachend und unbeschwert. So erschien es zumindest Will. Es kam ihm vor, als blickte er mitten in einen Ameisenhaufen. Ohne viel Absprache oder Gerede fanden sie sich in Gruppen zusammen. Die einen gingen dann auf die Jagd. Andere sammelten Samen und Früchte, wieder andere blieben zu Hause, kümmerten sich um Hausrat und Werkzeug, hielten Hütten und Stege instand, und wieder andere taten nichts. Sie saßen einfach auf Felsen und Bäumen und starrten aufs Gras oder in die Wolken hinauf. So wie Hannah und Will. Niemand schien sie zu beachten. Die Einwohner des Dorfes schauten durch sie hindurch, und hätten die Kinder nicht ab und zu hinter ihrem Rücken gekichert, hätte Will schwören können, dass es ihn gar nicht gab.
    Nur wenn sie versuchten, das Dorf zu verlassen, waren sie plötzlich da. Dann stand ihnen immer einer im Weg. Einfach
so, ohne zu reden, denn reden schien ohnehin nicht ihr Ding zu sein. Sie lachten nur immer, und das ging Hannah und Will inzwischen ganz schön auf den Keks.
    Abends kochten dann alle gemeinsam: Männer und Frauen und alle Kinder. Hier schienen immer alle alles zusammen zu machen. Es gab keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern. Jeder von ihnen war Jäger, Krieger, Sammler, Handwerker, Koch oder Vater, Mutter, Onkel, Tante und Lehrer in einem und die Kinder begleiteten sie. Sie waren immer dabei, und abends, kurz vor Sonnenuntergang, trafen sich alle zum Kochen und sobald es dann dunkel wurde, wurde gespeist. Gelacht und gespeist. Will wollte und konnte das nicht mehr ertragen. Er wurde nervös. Und während sich Hannah stumpfsinnig wie ein der Freiheit beraubtes Tier in der Hütte verkroch, konnte er nicht mehr schlafen. Er konnte nicht mehr liegen und sitzen und kurz vor Morgengrauen des vierten Tages weckte er Jo.
    »Wie hältst du das aus?« Er rüttelte seinen Freund. »Wie hältst du das aus, ohne durchzudrehen?«
    »Was meinst du damit?«, fragte Jo. Er rieb sich die Augen und staunte ihn an und Will schien es, als wäre Jo plötzlich ein Fremder. Als sähe er ihn heute zum ersten Mal. Jo trug nicht einmal mehr seinen Hut, die Mütze, den Talisman, den er früher nie abgesetzt hatte. Er trug nur einen Lendenschurz, wie ihn alle hier trugen, und er hatte seinen Körper wie die anderen Kinder bemalt.
    »Jo! Wo ist deine Mütze? Sie bringt dir doch Glück!«, meinte Will, der sich nichts sehnlicher wünschte, als seinen alten Freund zurückzubekommen.
    »Ich weiß nicht«, lächelte Jo. »Aber ich brauch sie nicht
mehr. Das habe ich dir und Hannah bewiesen. Ich habe kein Pech mehr.«
    »Ja, ja, ich weiß. Aber was ist mit deinen Erfindungen, Jo? Du bist doch so ein genialer Erfinder.Vermisst du das nicht? Juckt es dich nicht in den Fingern?« Will flehte Jo in Gedanken an: Jetzt sag doch schon. Du musst nur nicken!
    »Aber es gibt hier schon alles«, erwiderte Jo. »Schau doch, Will!« Er zeigte auf die Wände der Hütte, die sich, als sie in diesem Moment das erste Sonnenlicht traf, wie die Blätter einer Knospe öffneten. »Komm!«, sagte Jo und zog Will hinter sich her. »Was fehlt dir denn hier? Was soll ich erfinden?« Überall öffneten sich die Hütten wie Blumen, und die Kinder, die zuerst erwachten, begrüßten die Tiere: die Löwen und Tiger, die Panther und Emus.
    »Hier ist alles perfekt!«, lachte Jo glücklich und lief zu seinen neuen Freunden. »Hier ist die Welt noch andersrum,Will. Hier ist sie so, wie sie früher mal war!« Er winkte Will zu, sprang zu einem Jungen auf den Rücken eines Emus und trabte davon.
    »Und mir schlafen die Füße ein«, stöhnte Honky Tonk Hannah. Sie saß auf dem

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