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Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Titel: Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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»Renn! Sie will, dass wir rennen.« Aber da rannten sie schon, und während der Panther zu traben begann, rannten Hannah und Will vor ihm her in die Steppe zurück.
    Will verfluchte die Stiefel, die er noch trug. Bevor seine Lungen zu schmerzen begannen, hatte er sich an jedem Fuß drei große Blasen gelaufen. Nach anderthalb Kilometern platzten sie auf, doch Hannah, die barfuß lief, erging es nicht besser. Dornen und Kiesel bohrten sich in ihre Sohlen und rissen die Zehen und Fußballen auf. Will konnte nicht mehr. Er dachte nur noch daran, stehen zu bleiben, doch der Panther, der hinter ihm trabte, war anderer Meinung, und nach zwei Kilometern waren Hannah und ihm ihre Füße egal. Der Schmerz in
der Lunge verdrängte jedes andere Gefühl und das einzige Geräusch, das sie hörten, war das durch ihre Ohren rauschende Blut. Will sah, wie Hannah neben ihm stürzte, und er wollte anhalten, um ihr zu helfen. Doch seine Beine gehorchten nicht mehr. Sie rannten weiter. Drei, fünf, acht Meter rannten sie noch. Dann stürzte auch er, schlug mit dem gebrochenen Kiefer auf dem Boden auf, spürte den Schmerz und konnte noch nicht einmal mehr schreien …
     
    Als er die Augen öffnete, saß Aweiku neben ihm. Sie hockte auf einem Stein und pulte das saftige Fleisch aus einer prächtig duftenden Frucht. Wills Mund war geschwollen und trocken, die Zunge klebte am Gaumen und er bekam kaum noch Luft, doch das interessierte das Mädchen kein bisschen. Sie aß die ganze Frucht auf, als wäre er nicht da, und als Hannah sich unter den wachsamen Augen des Panthers erhob, stand sie auf, sagte tonlos »Na endlich« und trabte davon.
    Hannah und Will sahen ihr nach. Aweiku lief auf eine Felsnadel zu, die sich einen Steinwurf von ihnen entfernt vierzig Meter in den Himmel erhob, und kletterte sofort an ihr empor. Der Panther fauchte, damit sie ihr folgten, doch dieses Mal fauchte Hannah zurück: »Pass auf! Man trifft sich immer zweimal im Leben. Und wenn das passiert, bist du ein Mantel, hörst du, ein Hut oder vielleicht nur ein Schleifchen auf meinem Schuh.« Hannah war richtig wütend, doch der Raubkatze konnte sie nicht imponieren. Die kam auf sie zu und entblößte die Zähne und Hannah wurde übel bei dem Gestank.
    »Ist ja schon gut«, wich sie beschwichtigend aus. »Ich hab nicht von jetzt geredet. Das ist erst die Zukunft. Heute und hier bleibst du natürlich der Boss.« Sie drehte sich um und torkelte
los. Um gerade zu laufen, fehlte ihr noch die Kraft. »Aber in zwei Wochen oder in drei liegst du ausgestopft vor meinen Füßen. Falls ich dann noch Füße hab«, stöhnte sie und erreichte hinter Will die Felsnadel, die sich so dick wie zehn mächtige Eichen vor ihnen aus dem Boden erhob.
    Dort blieben sie stehen. Sie schauten den glatten Felsen hinauf und versuchten die Griffe und Tritte zu finden, die es der Jaguarkriegerin ermöglichten, mühelos in den Himmel zu klettern. Doch lange ließ ihnen der Panther dazu keine Zeit. Er legte Will seine mächtige Tatze auf die Schulter und hauchte ihm seinen Ratschlag ins Ohr, den Aufstieg so schnell wie möglich zu wagen.
    »Ist ja schon gut. Ich mag auch keine Katzen«, schimpfte der Junge und kletterte los. »Hannah, hast du gesehen, das Biest ist ein Weibchen.« Er grub seine Zehen- und Fingerspitzen in die Spalten im Fels. Das tat höllisch weh. »Ich hab es gewusst. Die machen nur Ärger. Egal ob es Katzen sind, Piratenbräute oder die Eingeborenentöchter von durchgeknallten Franzosen.« Er fluchte und schimpfte und kletterte den Felsen hinauf. Dabei überstieg die Sonne langsam, aber sicher ihren Zenit, und sie hatte den halben Bogen bis zum Abend beendet, als sich Hannah und Will absolut kraftlos vor Aweikus sie neugierig musternden Augen hinauf auf die Plattform zogen.
    »Wehe, du nennst mich noch einmal Piratenbraut!«, schimpfte Honky Tonk Hannah und besah ihre blutenden Finger. Sie fasste sich an ihre blutenden Zehen und suchte den Blick der Kriegerin. »Und du solltest beten, dass du den Tag nicht erlebst, an dem ich wieder Schuhe trage.« Sie fluchte vor Schmerzen. »Und einen Hut! Nein, den goldenen Hut aus der Höhle. Den werde ich tragen, wenn ich mich …« Sie zog sich einen Dorn
nach dem anderen aus der Fußsohle raus. »… wenn ich mir ganz genüsslich drei Wochen Zeit nehme, um mich an dir zu rächen. Drei lange Wochen …« Sie schaute zu Will. »Ich hasse sie, hörst du? Ich hasse sie so!« Sie weinte geräuschlos und dann war es still.
    Der Wind wehte

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