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Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1

Titel: Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Rest hatte sich doch tatsächlich, wie dahergelaufene Bauern, mit Dreschflegeln und Mistgabeln bewaffnet. Dazu mussten sich drei dieser armen Kerle immer eine Uniform teilen. Der eine trug Dreipitz und Schärpe, der zweite Weste und Hose und der dritte den Rock. Stiefel hatten sie keine und ihre Füße färbten sich auf der nassen Novembererde, auf die schon seit Wochen kein Sonnenlicht mehr gefallen war, dunkel und blau.
    »Die müssen schon sehr hungrig sein.« Der dicke Minister lachte, legte das Fernrohr weg, als wäre alles erledigt, und nickte seinem Oberst zu, der vor dem Zelt stand.
    Der schoss in die Luft und im selben Augenblick stoben die schwarzen Saatkrähen aus den Wipfeln des nahen Waldes hinter dem russischen Häuflein hoch in die steingraue Luft. Sie krächzten erschrocken und zwei Herzschläge später verstummten
die Vögel und suchten das Weite, als die Trommeln der Preußen erklangen.
    »Oh, ich liebe dieses Geräusch«, summte Eulenfels und klopfte mit seinen Fingern im Takt auf den Tisch.
     
    Die russischen Soldaten fuhren herum. Sie entdeckten die Preußen in ihrem Rücken. Rot leuchteten die Kragen und Schürzen ihrer Röcke zwischen den nackten Bäumen.
     
    »Wie ist Euer Blatt?«, fragte Eulenfels mit triumphierendem Grinsen. »Das sind 500 Mann gegen 50 von Euch.«
    Doch der französische Oberst verzog keine Miene, und während Eulenfels seinen zweiten Pokal mit einem Zug leerte, hielt Talleyrand seine Hand über sein Glas, in das ihm Will gerade einschenken wollte, und verlangte nach Wasser.
    »Den Wein gibt es bei mir immer erst nach dem Sieg.«
    Dabei griff er an seinen Hals und als Will sah, was Talleyrands Hände dort unter den schlichten Rüschen umfassten, fing sein Piratenherz Feuer: Es war ein kleiner Beutel aus Leder, den ein buntes, exotisches Muster zierte.
    »Südsee, Elfen und Zauberer«, flüsterte Will und bemerkte nicht, wie ihn die beiden Damen dabei mit ihren Augen verschlangen.
    »Elfen, Zauberer und ein Pirat«, flüsterten sie und ließen ihre Fingerspitzen verliebt mit den schwarzen Holzmurmeln spielen.
    »Pirat?« Talleyrand horchte neugierig auf. »Darf ich mal sehen, was Ihr da habt?« Er nahm eine Murmel und sah sie sich an. Dann befühlte er den Schriftzug mit seinem Finger.
    »Woher habt Ihr die?«, fragte er die Damen mit seiner dünnen, Mut und Nerven zerschneidenden Stimme, und die beiden
konnten nichts Besseres tun, als heimlich zu Will zu schielen: zu heimlich, viel zu heimlich für Talleyrand - und der fand den Jungen, obwohl der gerade versuchte, sich hinter zwei anderen Lakaien in Luft aufzulösen.
    Oh, ich kann Frauen nicht ausstehen!, fluchte er in Gedanken, doch dann hörte er nur noch sein pochendes Herz. Es war lauter als die Trommeln der 500 Preußen und das konnte nicht gut gehen. Das musste Talleyrand hören.
    »Kommst du noch einmal zu mir?« Der Franzose winkte ihm. »Ja du, kleiner Dreckspatz.« Und während Will mit einem zornigen Blick in Richtung der beiden Damen gehorchte, legte der Schwarze Baron seine ersten Karten auf den Tisch.
    »Weißt du, ich hab da Gerüchte gehört. Gerüchte, die man sich in Berlin erzählt und von denen die ersten auch schon nach Frankreich gelangt sind.«
    Talleyrand legte die letzte Karte neben die Murmel.
    »Pirat!«, flüsterte er so vorsichtig, als wäre dieses Wort eine Bombe.»Weißt du eigentlich überhaupt, was das ist: ein Pirat?«
    »Nein«, beeilte sich Will zu antworten und verfluchte den Frosch, der auf seinen Stimmbändern lag.
    »Mhm«, brummte Talleyrand. »Aber du kennst die Gerüchte. Gerüchte über einen Kerl namens Höllenhund Will. Er soll noch ein Junge sein.«
    »Ein Junge?«, stammelte Will. »Oh, nein. Ich meine …«
    »Ja?«, fragte Talleyrand. »Und was ist deine Meinung? Soviel ich weiß, hat man ihn gestern gesehen.«
    »Gestern? Gesehen?«, fragte der Junge und verfluchte den Teil seiner verlorenen Seele, der unbedingt berühmt werden wollte. »Das kann ich nicht sagen. Davon weiß ich nichts. Ich war im Schloss …«

    »Genau«, sagte Talleyrand, packte Wills Hände und legte sie auf den Tisch. »Und dort hast du dir deine Hände gewaschen.«
    »Nein, nein«, stammelte Will. »Das habe ich nicht.Tut mir leid. Aber Ihr habt mich doch nach meiner Meinung gefragt.«
    Er holte tief Luft, sein Herz aus der Hose und dann sah er Talleyrand ganz offen an: »Fragt bitte den Geheimen Minister«, sagte er fest, obwohl ihm ein Blick aus den Augenwinkeln genügte, um zu erkennen, dass

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