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Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1

Titel: Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wichtigeren Dingen in Anspruch genommen als von einer entscheidenden Schlacht.«

    »Ja!«, lachte Eulenfels unter den kitzelnden Fingern der Frauen. Da sprangen die Türen zu seinem Schlafzimmer auf.
    »Diese Geschäfte möchte ich sehen!«, plärrte eine Frau, die noch älter war als ihre hochgeschlossenen spanischen Kleider aus dem Dreißigjährigen Krieg. »Theodor Wotan! Was fällt dir ein, deine arme und alte Mutter um die Bridgepartie mit ihrer Schwester zu bringen. Und um die köstlichen Kekse, die sie bei ihrem Tee immer serviert.«
    »Mama, aber ich hab nicht …«, versuchte Eulenfels sich herauszureden. Doch da packten ihn schon die Diener aus dem Gefolge seiner Mutter und zerrten ihn und die beiden Frauen aus dem Schlafzimmer, durch die Flure des Schlosses und hinaus in den Hof, wo die vier Sänften schon warteten, die jede von zwei Dutzend Dienern getragen wurde.
    Alles ging fürchterlich schnell und niemand bemerkte, wie einer dieser 96 in weiße Perücken und Livreen gesteckten Lakaien plötzlich verschwand. Niemand schaute unter die Treppe, die sich zum großen Ballsaal erhob, wo dieser arme Kerl nur eine Minute später gefesselt und geknebelt lag und sich noch nicht einmal traute, leise zu wimmern. Und niemand schöpfte bei dem dritten Träger von vorn an der rechten Stange vor Eulenfels’ Sänfte Verdacht, obwohl der anderthalb Köpfe kleiner war als die anderen Diener. Obwohl seine Perücke schlecht und schief saß und seine Schuhe anstatt in beschnallten Pantoffeln in klobigen Stiefeln steckten.
    Die Diener eilten im Laufschritt zuerst aus dem Schloss, dann über die Brücke zunächst hinaus aus der Festung und dann aus der Stadt, und trugen die Sänften nach Osten, wo sich zwischen zwei Wäldchen ein kleiner Hügel erhob. Auf dem stand ein riesiges Zelt, zur Lichtung hin offen, und in dem
wartete zwischen in großen Kesseln lodernden Feuern eine mächtige, mit silbernen Kerzenleuchtern und bernsteindurchwirkten Eisskulpturen geschmückte Tafel auf Eulenfels’ Clan.
    Die Russen waren schon da, und als Eulenfels’ großväterlicher und tattriger Cousin seinen fetten Vetter begrüßte, hatten die vier Diener in seiner Sänfte ganze Arbeit geleistet. Sie hatten den Dreizentnerbauch in eine weiße Hose gewuchtet. Sie hatten den Walrossbrustkorb in eine weiße Generalsjacke mit knallroten Rockschößen gezwängt. Sie hatten das fette Gesicht mitsamt der abgründigen Falten seines wulstigen Doppelkinns sauber gepudert und die silberne Perücke toupiert und frisiert. Es fehlte nur noch der mit Straußenfedern behangene Dreispitz und den setzte Eulenfels auf, als er sich vor seiner Tante (der Schwester des Drachens, der seine Mutter war) höflich verbeugte.
    Auch Eulenfels’ Damen hatten sich unter den flinken Zauberhänden ihrer Zofen verwandelt. Wespentailliert, miedergeschnürt und schönheitsgepflastert verschlugen sie mit ihren bis zum Himmel reichenden Frisuren aus falschem, mit Perlen durchwobenem Haar, sowohl dem Geheimen Minister als auch dem alten Russen die Sprache. Fasziniert sahen die beiden Männer zu, wie sich die spitzen Kuppeldächer der Sänften zu Spieluhrmelodien öffneten, damit die Trägerinnen dieser Haarprachten überhaupt aus ihren Kabinen aussteigen konnten.
    »Jetzt steht dein Mund offen, ha, wie vor drei Tagen«, lachte der Geheime Minister und schlug seine riesige Hand auf die gebrechliche Schulter des Alten, »als meine braven Soldaten deine Rotstrümpfe mit ihren Bajonetten aufgespießt und in eure russische Hölle zurückgeschickt haben.Ach ja, und da wir schon einmal bei der Politik sind …« Er ging mit dem Alten zu
der gedeckten Tafel im Zelt. »Wie geht es der Hexe aus Petersburg? Oh, ich meine natürlich unsere geliebte Tante, die Zarin.«
    »Schlecht, sehr schlecht«, nuschelte der alte Russe, während er Eulenfels zu einem Stuhl führte, der doppelt so breit war wie die der anderen. »Aber das macht diesen Drachen nicht menschlicher, weißt du. Elisabeth wird es mir niemals verzeihen, wenn ich dich noch mal gewinnen lasse.«
    »Wie bitte?«, horchte der Preuße auf. »Freiwillig? Ich habe dich die letzten drei Mal geschlagen. Und dass du überhaupt noch hier sein darfst, verdankst du meiner großherzigen«, er dachte kurz nach und lachte dann über seine eigene Spitzfindigkeit, »nein, nicht großherzig, das verdankst du allein meiner dickleibigen Gnade.«
    »Und der Tatsache, dass ich mir diese Gnade mit 15 Tonnen Kartoffeln erkauft habe, die du, wie man mir

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