Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1

Titel: Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
und Kleidern behangen, deren Schönheit und Pracht selbst in Wills Augen wild miteinander konkurrierten.
    Der Junge kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und er zuckte erschrocken zusammen, als sein Fuß gegen einen Schuh trat. Er blickte zu Boden und bemerkte jetzt überrascht, dass dieser von Hunderten von Schuhen übersät war.Will erkannte Sandalen, Stiefel und hochhackige Ballschuhe aus Leder, Glas, Jade und Felle und viel, von ihnen unterschieden sich nur dadurch voneinander, dass die Nuance im Farbton des Edelsteins auf ihrer Schnalle eine andere war.

    »Huh!« Will pfiff durch die Zähne. »Diese Frau spinnt, und zwar richtig.«
    Da hörte er eine Stimme hinter sich aus Richtung der Tür. »Das geb ich dir schriftlich. Mit dem Siegel des Königs«, sagte die Stimme amüsiert und als Will sich - weil er den Tonfall erkannte - ganz langsam umdrehte, blickte er auf drei Puppen aus Holz. Sie trugen Kleider und bis zur Decke aufgetürmte Perücken und eine dieser Puppen kam jetzt auf ihn zu.
    »Das Siegel des Königs von Frankreich«, sagte der Schwarze Baron, der sich unter dieser Kleidung verbarg. Er hatte ganz offensichtlich mit Wills Erscheinen gerechnet und ihm in dieser Verkleidung eine hinterhältige Falle gestellt. Die schnappte jetzt zu und obwohl er das Kleid, das er trug, elegant mit den Händen raffte, um nicht auf den Saum zu treten, wirkte er ebenso unheimlich und gefährlich wie damals auf der Brücke im Nebel vor dem Berliner Dom.
    »Das war’s dann wohl«, sagte Talleyrand trocken, zog eine Pistole aus der Rockfalte und hielt sie Will vor die Stirn. »Du kleine lästige Zecke kannst dich ab jetzt an den Biestern festbeißen, die da unten in der Lagune hausen.«
    Er schob Will rückwärts zum Fenster, griff an ihm vorbei, stieß den Fensterflügel auf und drückte den Oberkörper des Jungen durch die Öffnung hinaus.
    Will spürte den Lauf der Pistole unter seinem gestreckten Kinn. Er sah die Türme am Rand der Lagune und dahinter die Stadt, in der Jo auf ihn wartete. Er sah das milchige Wasser und die Schatten der Monster, die es bewohnten, und ihm wurde ganz übel.
    Er hatte Angst.
    Will war verzweifelt und seine Verzweiflung verwandelte
sich in Ohnmacht und Wut, als ihm der Mensch, den er am meisten auf der Welt hasste, den Spiegel vorhielt.
    »Das hast du dir anders vorgestellt, was? Der Pirat von Berlin stirbt sang- und klanglos allein. Ohne dass es irgendjemand bemerkt. Er wird aus dem Badezimmerfenster des Rochens geworfen und selbst die paar mickrigen Freunde, die er besitzt, werden niemals davon erfahren. Sie werden auch deine Leiche nie finden, denn die Tierchen da unten fressen selbst deine Schuhe. Alles, was von dir bleibt, ist die Erinnerung daran, dass ich diese beiden Beutel von dir bekommen hab.«
    Talleyrand zog die Lederbeutel aus seinem behaarten Dekolleté und hielt sie Will vor die Nase. »Du hast sie mir gegeben, erinnerst du dich? Du ganz allein.« Der Schwarze Baron lachte. »Und deshalb trägst du auch ganz allein die Verantwortung für alles, was jetzt passieren wird, was ich aus der Welt machen werde, und jeder, hörst du, wird dich dafür hassen.«
    Talleyrand starrte ihn an und in seinen Augen brannte die Gier, die ihn trieb. Die Gier nach Macht. Und mit dieser Gier drückte er Will die Pistole unters Kinn. Er schob den Jungen noch ein Stück weiter aus dem Fenster hinaus und der hing jetzt kopfüber aus dem Fliegenden Rochen. Er fühlte sich nur noch als das, was er war: ein 14-jähriger Junge, der aus Angst und Verzweiflung in Panik geriet.«
    »Sie werden dich hassen«, zischte der Schwarze Baron und Will schloss die Augen.
    Er fiel in Gedanken schon in die Lagune hinab und sah die Monsterechsen und ihre Zähne.
    »Sie werden dich hassen!«, rief Talleyrand. Er holte kurz Schwung, um ihm den letzten Stoß zu verpassen - da hörte Will plötzlich eine andere Stimme.

    »Da hast du recht«, sagte die Stimme in Talleyrands Rücken. »Aber das wäre ein Fehler. Das wär wie eine Lüge, die eine Lüge erschafft. Und weil das so ist, hat es sich mein Freund zum Glück und in allerletzter Sekunde noch mal überlegt.Weißt du, er möchte seine Beutel gern wieder zurück.«
    Ja, und dann passierte das Wunder: Der, zu dem die Stimme gehörte, schien etwas zu haben, was den Baron überzeugte, und deshalb ließ der Druck des Pistolenlaufs unter Wills Kinn urplötzlich nach.
    »So ist es gut«, sagte die Stimme, die Wunder bewirkte. »Und jetzt ziehst du ihn vorsichtig

Weitere Kostenlose Bücher