Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1
und als Will, Hannah und Moses auf dessen Deck landeten, sahen sie sich von allen Seiten umstellt.
»Nein, Jo, nein, bleib, wir sind doch gleich da«, frotzelte Hannah in Wills Richtung, und als sie erkannte, wie ratlos er war, wurde sie zornig.
»Was soll das bedeuten?«, fuhr sie ihn an. »War das schon alles? Ist das jetzt das Ende von deinem prächtigen Plan?«
»Nun, nicht so direkt«, stammelte der Junge verlegen. »Es gibt nur grad einen Engpass. Etwas, was man nicht direkt vorausplanen konnte.«
»So wie die Treppe?«, fragte Hannah verächtlich. »Als dich Whistle entdeckt hat und ich ihn küssen musste? Igitt! Und Bäh!« Sie fuhr sich angewidert mit der Hand über den Mund.
»Hast du’ne Ahnung, wie sich so etwas anfühlt?«
Sie umfasste ihre Stöckelschuhe wie zwei gefährliche Waffen. »Ich habe noch immer das Gefühl, dass in meinem Mund ein Fell wächst. Und in diesem Fell, hörst du, lebt und kriecht alles, was sich in Whistles verlausten Haaren befindet.«
Sie packte den Jungen am Nacken und zog ihn zu sich hoch.
»Also, tu was, Karl Otto Stupps, oder ich schneide dir jetzt mit dem Absatz meiner Stiefel die Nase ab.«
Will schielte von Hannah zu dem scharfkantigen Schuh und dann zu den 50 Piraten, in deren Mitte ganz urplötzlich Whistle stand.
»Das war nicht sehr nett von dir, Honky Tonk Hannah«, sagte der blinde Pirat verletzt. »Meine Gefühle zu dir kamen immer von Herzen und auch wenn ich keines mehr hab.« Er grinste jetzt böse und diabolisch. »Ich liebe dich wirklich. So, wie ich alles lieb, was ich will. Also, gebt mir den Diskus und die Amulette zurück und ich schenk euch das Leben. Ich schenk euch ein Leben an Bord meines Schiffs. Ihr werdet die Narren des Königs, die Clowns. Und du, kleiner Will, du ganz miese Ratte, du wirst mein persönliches Schoßhündchen sein.«
»Das ist sehr großzügig.« Der Junge schluckte, schob Honky Tonk Hannah zur Seite und ging ein paar Schritte auf den Piratenfürst zu. »Das ist wirklich sehr milde.«
Will blickte sich um. Er sah die Stege. Sie waren mit runden Hölzern belegt und diese Rundhölzer konnten sich drehen. »Das ist das Angebot eines Fürsten«, sagte der Junge und entdeckte drei Sargdeckel, die an einer Kajütenwand lehnten. »Das ist das beste Angebot meines Lebens, doch bevor ich es annehme, wüsste ich gern, was die Alternative ist.«
Er ging zu den Sargdeckeln und zischte: »Honky Tonk Hannah, Moses, gleich geht es los. Wir müssen nach rechts zu den drei kleinen Türmchen. Könnt ihr die sehen?«
Die Piratin und der Franzose verdrehten die Köpfe, sodass sie die Türme sehen konnten. Doch davor standen leider der Windschiefe Cutter und Ratten-Eis-Fuß. Der kleine, fiese Kerl schraubte sich gerade eine Harpune auf die Prothese, von deren ausladendem Widerhaken Will allein vom Hingucken Zahnschmerzen bekam.
»Was meint dieser Rotzlöffel? Was hat er vor?«, flüsterte Hannah, doch bevor Moses ihr antworten konnte, wandte sich Will an Blind Black Soul:
»Was passiert, wenn ich den Diskus behalte, ja, und die vier Amulette? Und wenn ich dir das hier geb: für deinen Rochen?« Er griff in die Tasche, zog einen schwarzen Beutel heraus und warf ihn zu Whistle hinüber. »Und wenn ich dir sage, du sollst dich verpissen?«
Er grinste ihn an und es amüsierte ihn prächtig, wie es in dem Piraten zu kochen begann, als er die Murmeln in dem Beutel entdeckte.
»Ich werde dich fesseln und auspeitschen lassen«, sagte Whistle langsam und wütend: »Ich lasse dich kielholen, da draußen in der Lagune, und falls die Monster, die dich dabei begleiten, beknabbern und abnagen werden, etwas übrig lassen sollten, werfe ich es den Ratten vor, den Ratten und Quallen.«
Er blitzte Will an. »Ist das Alternative genug?«, fragte er zornig. »Gibst du mir jetzt meine Schätze zurück?«
»Ich weiß nicht.« Will schluckte. Er packte die Sargdeckel und wich eingeschüchtert zurück. »Ich weiß nicht.Vielleicht. Aber vielleicht sollte Hannah dich doch besser küssen. Ich meine, das war doch sehr schön und es stimmt dich ganz bestimmt gnädig. Ja, und die Liebe, ach was, die Liebe, das weißt du doch längst aus Erfahrung, die wächst mit der Zeit.«
Er schaute zu Hannah. »Du gibst mir doch recht? Und das mit den Haaren und Läusen im Mund, das ist doch ein Klacks. Ach wo, da gewöhnt man sich dran …«
Er grinste sie an und genoss ihren Blick. Der wollte ihn töten.
»Hey, Hannah, was ist denn?«, fragte Will verblüfft. »Du
Weitere Kostenlose Bücher