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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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die Flasche halb leer, stand torkelnd auf und stürzte dann auf sein gebrochenes Bein. Jo brüllte vor Schmerz.
    »Oh, das tat weh!«, seufzte sie übertrieben verlegen, »aber ich hab dich gewarnt. Hierherzukommen, war ein Fehler. Ein großer, ein sehr großer, ein nicht mehr gutzumachender Fehler. Denn Will hat’s versaut. Dabei haben ihn alle an der Nase gepackt und ihn in die Schüssel mit dem Nachtisch gestoßen. Hicks. Wir haben’s ihm aufgemalt, beschrieben und vorgekaut. Und trotzdem hat er’s dann vermasselt. Los, komm, ich zeig’s dir.«
    Sie stand wankend auf, packte Jos Bein – zum Glück das, das heil war – und zog ihn durch die gewundenen Gänge aus der Tiefe des Bergs hinauf zu der Tür in der Steilwand. Durch die hatte sie schon vor einigen Wochen, als Will bei ihr gewesen war, den Wirbelsturm über Old Nassau beschworen. Sie riss sich den Lederbeutel vom Hals, zerfetzte ihn mit spitzen Zähnen und spuckte die Zauberflamme aus, die in dem Beutel gefangen war. Die Flamme stemmte sich gegen den Wind und entfaltete sich zu einer Membran. Sie wuchs zu einem Tunnel aus Feuer und durch ihn sah Jo auf eine nächtliche Stadt.
    »Das ist Berlin vor zwei Wochen!«, lallte Jay-Nice-Jo-Pi-Lin, schüttelte ihre kurzen Haare und wischte sich mit dem zerfledderten Mantelärmel über das tätowierte Gesicht. »Und jetzt sieh, wer da kommt.«
    Jo sah auf die Stadt. Er kannte sie gut. In ihr war er aufgewachsen, und dorthin – das hatte er sich schon zweimal geschworen – würde er nie wieder zurückkehren. Nein. Berlin war der schrecklichste Ort, den es auf dieser Welt gab. Tausendmal schrecklicher als Rum Bottle Bottom mit all seinen Giermaden, Flederkatzen oder der Hexe, die betrunken neben ihm stand.
    »Los, sieh, wer da kommt!«, wiederholte Jay Nice und stieß ihn dabei fast in den Abgrund.
    Jo konnte sich nur mit Mühe auf der Türschwelle halten, doch worüber er dabei zu Tode erschrak, war etwas anderes:
    Sie kamen zu siebt. Aus dem Nichts schossen sie über die Stadtmauer und rasten im Tiefflug durch die Gassen der Stadt. Zuerst sah Jo nur die unheimlichen schwarzen Fliegenden Krieger. Dann erkannte er Talleyrand auf dem Rücken des einen, und erst als er sich vergewissert hatte, dass der Schwarze Baron tatsächlich noch lebte, erkannte er Will an der Spitze des Trupps.
    »Das ist nicht wahr!«, sagte er stotternd leise und heiser.
    »Was ist nicht wahr?«, fragte Jay-Nice verwundert.
    »Das!«, sagte Jo und zeigte in den Tunnel aus Feuer. »Das kann nicht wahr sein. Will gehört nicht zu denen.«
    »Und wo fliegt er dann hin?« Jay-Nice verengte die Augen. »Kannst du mir das sagen?«
    Doch Jo konnte es nicht. Ihm stockte der Atem, als er sah, wie die Fliegenden Krieger auf die Schlossinsel flogen, in den Nachthimmel stießen, die Kuppel des Doms einmal schreiend umkreisten und dann aufs Schloss hinabstürzten, wo ein aufgeschreckter Eulenfels in Nachthemd und Schlafmütze auf den Schlosshof eilte.
    »Talleyrand? Ihr?« Der Freiherr erstarrte. Zuerst aus Angst vor den Fliegenden Kriegern und dann weil er erkannte, wer das Kommando hatte. »Und wen zum Teufel bringt ihr da mit?«
    Doch Will hob die Hand. Er gebot dem Schwarzen Baron, zu schweigen, und als Eulenfels protestieren wollte, weil Will auf ihn zukam und um ihn herumging, fiel Will ihm ins Wort.
    »Begrüßt Ihr so Freunde, die sich mit Euch verbünden wollen, damit wir zusammen die Welt beherrschen?«
    »Hast du das gehört?«, zischte Jay-Nice-Jo-Pi-Lin, fing mit einer Handbewegung das Zauberlicht ein und ließ den Tunnel verschwinden. »Begrüßt Ihr so Freunde, die sich mit Euch verbünden wollen, damit wir zusammen die Welt beherrschen?«
    Sie trank die Flasche leer.
    »Du hast es gehört, und jetzt sag mir einen Grund, warum ich dich nicht da hinabstoßen soll. Du bester und ältester Freund dieses Verräters. Du gehörst zu der Brut, die man auslöschen sollte.«
    Sie stieß den Jungen an den Abgrund, packte ihn im letzten Moment an seinen Locken und ließ ihn über der Tiefe baumeln.
    »Nenn mir einen Grund, Jo, oder ich lasse dich los.«
    »Ich gehe nach Berlin.« Jo sagte das leise.
    »Das ist nicht dein Ernst«, lachte die Hexe.
    »Doch, ich geh nach Berlin!«, hörte Jo sich jetzt sagen, und das klang schon viel entschlossener. »Ja, ich geh nach Berlin! Ich geh nach Berlin!« Er schrie um sein Leben. »Und ich hole Will da wieder raus. Ich hol ihn da raus. Hörst du mich, Jay-Nice.«
    »Ja, und wenn du es nicht schaffst?«,

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