Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
Vom Netzwerk:
du begehrst …«
    Will warf einen Blick zum Schwarzen Baron und den Fliegenden Kriegern.
    »Ich hab dir gesagt, dass wir hier richtig sind«, lächelte Talleyrand, und die Höllenkrieger glucksten. Gehorsam, den kannten sie. Den hatten sie dem Baron und Prinz Gagga in deren Rücken geschnitzt.
    »Jetzt komm schon, was sagst du?«, fragte der Freiherr und zupfte ungeduldig an der Manschette von Wills duftendem Hemd. »Ist das nicht die Welt, von der alle träumen? Dass man satt ist und dankbar und dass es jemanden gibt, der einem sagt, was zu tun ist, damit man das nicht wieder verliert? Ist das nicht stärker als jeder Glaube? Und bedeutet Glaube nicht auch Glück?«
    Er nahm Will die Praline aus der Hand, die dieser noch nicht gegessen hatte.
    »Niemand wird mehr erfrieren, Will, und keiner, hörst du, der nicht erfriert, wird sich daran stören, dass du etwas mehr hast als er. Oder der Baron, wenn er will, die hässlichen Flieger oder ich und mein riesiger Walrossbauch.«
    Er lachte, dass sein Fett erneut um ihn herum Wellen warf, und stopfte Will die Praline in den Mund.
    »Und damit du mir glaubst, zeige ich euch meine Stadt. Mein Berlin, weißt du, das du so gern ›die Hölle‹ nennst.«
    Am Nachmittag verwandelten sich die Fliegenden Krieger und wurden zu der Art mumifizierter und von Schleiern verhüllter Soldaten, die Talleyrand schon bei seiner ersten Begegnung mit Will begleitet hatten. Sie eskortierten die goldene Kutsche mit Eulenfels, Will und dem Schwarzen Baron, verließen mit ihr das Schloss und die Insel und ritten langsam durch die Stadt. Die Sonne stand tief und vor ihrem dunkelrotgoldenen Licht fielen dicke weiße Flocken. Es war wie im Märchen, wenn sich der gute König seinen Untertanen zeigt und ihre Huldigungen entgegennimmt.
    Die Spuren des Kriegs waren fast alle verschwunden. Es gab keine Obdachlosen und Bettler mehr, denn jeder half mit, die Stadt wieder aufzubauen und zu vergrößern. Familien, die noch kein Zuhause hatten, wohnten bei Freunden, und diese halfen ihren Gästen dabei, deren eigenes Haus zu bauen. Alte Männer wurden um ihren Rat gefragt und alte Frauen kümmerten sich um die Kinder. Sie kochten und flickten deren Kleider und Schuhe. Ja, jeder besaß tatsächlich Schuhe und Will kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    »Da ist das Krankenhaus!«, erklärte Eulenfels stolz. »Und da ist die Schule.«
    Will und der Baron sahen ihn fragend an. »Wer kann sich das leisten?«
    »Oh, das zahle ich.« Eulenfels lächelte milde und winkte den Kindern auf der Straße zu. »Ich habe gerechnet. Ein kranker Untertan kostet mich mehr, als wenn ich dafür sorge, dass er gesund bleibt. Ich muss ihn nicht füttern, wenn er sich nicht mehr selbst füttern kann, oder einsperren, wenn er, weil er nichts mehr zu essen hat, stiehlt. Er steckt keine anderen mit seiner Krankheit an, und wenn er krepiert, muss ich ihn nicht verscharren. Das alles kostet sehr viel Geld. Mein Geld, verstehst du? Doch wenn er gesund bleibt, zahlt er selbst. Das Essen und seine Beerdigung. Ja, und was die Schule betrifft: ist das nicht der perfekte Ort, um die Schlauen zu finden, sie sich zu packen und in den eigenen Dienst zu stellen? Damit sie auf die Dummen achten.«
    Er grinste verschmitzt.
    »Dafür zahl ich doch lieber zehn Lehrer, die von den Kindern vergöttert werden, als zweihundert Polizisten, die sie nur fürchten. Denn wenn sie die fürchten, fürchten sie mich.«
    Er winkte drei Familien zu, die neben der Kutsche durch den Märchenschnee stapften, und erntete wahre Begeisterungsstürme. Die Erwachsenen hoben die Kinder auf ihre Schultern und liefen neben der Kutsche her.
    »Man gehorcht doch viel lieber aus Liebe, oder? Anstatt aus Angst oder Furcht. Womit wir wieder beim Thema sind.«
    Er kicherte pfiffig.
    »Und wenn man aus Liebe gehorcht, dann wiederholt sich auch Euer Schicksal nicht mehr, Baron. Dann muss kein Vater mehr in einem Krieg sterben, den er nicht versteht und der ihn nichts angeht. Dann weiß ab jetzt jeder, wofür er kämpft. Wofür und wogegen.«
    Eulenfels wurde jetzt ernst.
    »Und wer dieser ›Wogegen‹ ist, kannst du mir bestimmt sagen.«
    Er musterte Will.
    »Wer verkörpert das Gegenteil von Dankbarkeit und Gehorsam, von Verantwortung, Freiheit und …?«
    Er spielte mit einer der schwarzen Murmeln.
    »Komm schon, sag das Wort, vor dem wir alle erzittern. Vor dem wir uns fürchten, weil es uns alle bedroht. Wer steht für Betrug, Hass und Verrat?«
    »Der Pirat«, sagte Will

Weitere Kostenlose Bücher