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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gelassen, und die Zivoniks möchten nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr zu Fuß im Urwald unterwegs sein.«
    »Roger, man fliegt Sie heim, kein Problem.«
    »Danke. Gelte ich als offizieller Coroner für diesen Absturz?«
    »Okay, Sie haben den Job. Danke, Scott. Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.«
    »Alles klar. Ich beginne mit der einleitenden Untersuchung, obwohl an der Todesursache wohl kein Zweifel bestehen kann.«
    »Verstanden. Tut mir Leid, dass ausgerechnet Sie es sein mussten, der die Toten findet.«
    »Ja, danke. Machen Sie dem Bergungsteam Beine, okay? Die Nacht wird auch so schon lang genug.«
    »Das meine ich auch. Die Kavallerie ist unterwegs.«
    Die Comarmbänder verstummten. Karl sah aus, als hätte er sich am liebsten heftig erbrochen und beherrsche sich nur durch schiere Willenskraft. Scott empfand Mitleid für den Jungen. »Jemand sollte draußen Wache halten. Jetzt, wo die Luke offen steht, können wir wirklich nicht sagen, was von dem Gestank alles angelockt wird. Was noch angelockt wird«, fügte er hinzu, denn eindeutig waren kleinere Aasfresser durch die zerbrochenen Fenster in das Wrack eingedrungen und hatten ihr makabres Mahl begonnen. »Nimm ein Ersatzgewehr mit«, sagte er und reichte Karl seine Waffe.
    »Jawohl, Sir«, antwortete der Junge undeutlich durch die Chirurgenmaske. Er nahm das Gewehr mit zittriger Hand entgegen, dann verließ er eilig das Cockpit.
    »Wie kann ich helfen?«, fragte Aleksandr schwermütig.
    »Durchsuchen Sie die Ladung und die Ausrüstungsfächer. Schauen Sie, ob Sie vielleicht einen tragbaren Generator und ein paar Lampen finden. Wir werden noch eine Weile hier bleiben müssen, und die Sonne ist fast untergegangen. Und rufen Sie Irina an; berichten Sie ihr, was geschehen ist.«
    Der ältere Zivonik nickte und begann die Suche, während er gleichzeitig das Armbandcom einschaltete und zu Hause anrief. Mit leiser Stimme berichtete er von dem Fund.
    Scott unternahm einen letzten Versuch, den trauernden Streuner zu trösten. Der Baumkater klammerte sich an seine Hand und schaute ihn derart bittend an, dass Scott ihm kaum in die arglosen grasgrünen Augen blicken konnte.
    »Es tut mir so Leid«, flüsterte er. »Ich kann nichts mehr für ihn tun.«
    Schmale Hände mit nur drei Fingern und einem Daumen drückten kurz seine Rechte. »Bliek …«
    Er kauerte nieder, sodass er dem Baumkater geradewegs in die Augen sah. »Was?«, fragte er ein wenig enerviert. Wie er die Sprachbarriere verabscheute, die solch einen unüberwindbaren Abgrund zwischen ihnen schuf! »Bestimmt weißt du, dass man nichts mehr tun kann? Ich kann ihm nicht helfen. Was versuchst du mir nur zu sagen?«
    »Bliek!«
    Scott bemühte sich mit Hilfe des sechsten Sinnes, den er von Generationen schottischer ›Medien‹ geerbt hatte, aus den Empfindungen schlau zu werden, die von Fisher und vielleicht auch direkt vom Streuner auf ihn eindrangen. Die chaotischen Emotionen brannten in ihm nun weit stärker als zuvor, als er noch mit Fisher allein gewesen war. Überwältigende Trauer … Schmerz und Erschöpfung … und dazwischen unversöhnliche, schauderhafte Wut wie ein Strom heißen, frisch vergossenen Blutes. Er schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf diese Wut, die so überwältigend war, dass er sich ihr nicht entziehen konnte. Warum Wut ? Empfand der Streuner etwa den gleichen Zorn wie viele Menschen, denen ein sinnloses Unglück geliebte Angehörige raubte? Oder war es etwas anderes, Tieferes? Etwas … Finstereres?
    Scott blickte die Baumkatze erstaunt an. Finster? Wieso kam ihm ausgerechnet dieses Wort in den Sinn? Der Streuner hielt noch immer seine Hand gefangen. Die Krallenspitzen lugten ein wenig hervor und drückten sich in Scotts Haut. Er starrte in Augen von der Farbe des Sommergrases und fragte sich, wieso er plötzlich den Verdacht hegte, bei diesem anscheinend völlig außergewöhnlichen Absturz könnte etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Was sollte daran nicht stimmen? Den nebulösen Empfindungen einer Baumkatze konkrete Hinweise zu entnehmen war fast so schwierig wie ohne Warshawski-Segel von Stern zu Stern zu reisen.
    Doch der Verdacht blieb – eine starke Unterströmung der Wut, die beide Baumkater so deutlich verbreiteten. Glaubte der Streuner nicht an die Todesursache seines Gefährten? Oder hatte der Kopilot einen Verdacht gehabt, den der Streuner nun an Scott weiterzuleiten versuchte? Nach den Kennzeichen des Flugwagens hatte es sich um einen

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