Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
ihrem Herzen war Klarer-Sang von der Richtigkeit dieser Entscheidung überzeugt, denn die Zwei-Beine konnten auch mächtige Verbündete sein. Jetzt schon hatten die Leute vieles von ihnen gelernt, was das Leben in Dutzenden, ja Hunderten von Clans erleichterte.
    Und auch unter den Leuten war Mord kein unbekanntes Verbrechen.
    Klarer-Sang vermochte in keiner Weise einzuschätzen, was die Zwei-Beine davon hielten, wenn eines von ihnen ein anderes Zwei-Bein vorsätzlich tötete. Wenn Klarer-Sang das Unmögliche zuwege brachte und sich tatsächlich mit einem Geistesblinden wie dem Zwei-Bein Scott verständigen konnte, wenn sie ihm irgendwie begreiflich zu machen verstand, dass auf dieser Lichtung mit den zerschmetterten Bäumen ein Mord verübt worden war – was würden die Zwei-Beine dann unternehmen? Ein Wesen, das drei seiner eigenen Gefährten mordete, durfte weder unter seinesgleichen auf freiem Fuß gelassen werden, noch konnten die Leute zulassen, dass solch eine Kreatur straflos davonkam. Wie sollten die Leute sich bei einem geisteskranken Zwei-Bein, das die eigenen Gefährten vernichtete, darauf verlassen können, dass es keinen Mord an einem der Leute beging? Nach allem, was Meister-Pirscher gesehen und gehört und erduldet hatte, durfte er zu Recht um sein Leben fürchten.
    Wenn er den Zwei-Beinen folgte und versuchte, die Tat des Mörders zu enthüllen, ohne dass das Zwei-Bein Scott verstanden hatte, was Meister-Pirscher wollte, – dann, so fürchtete Klarer-Sang, würde der trauernde Jäger vom Munteren Herzen keine Hand Tage weiterleben. Blieb er aber beim Clan der Wanderer im Mondlicht oder kehrte gar zu seinem weit entfernt lebenden Stamm zurück, würde der Mörder auf immer nur den Leuten bekannt sein. Und das konnte Klarer-Sang nicht zulassen. Zumindest musste sie unbedingt versuchen, das Zwei-Bein zu erreichen. Sie sandte ihren Ruf in die Lichtung, wo die beiden harrten, die ihr Kommen erbeten hatten.
    Ich bin bereit.
    Wir kommen bald.
    Nun war es an Klarer-Sang zu warten.
     
    Fängt-gewandt summte leise und berührte mit den Echthänden Scotts Gesicht, um die volle Aufmerksamkeit seines Freundes zu erlangen. Dessen Geistesleuchten, das er so liebte, richtete sich mit aller glorreicher Helligkeit auf ihn.
    »Fisher?«
    Schon an jenem Tag, an dem er das Zwei-Bein namens Scott MacDallan zum ersten Mal erblickte, hatte Fängt-gewandt gelernt, dass der Mundlaut ›Fisher‹ der Name war, den sein Freund ihm gab. Scott konnte Fängt-gewandts Geistesstimme nicht deutlich genug hören, um seinen wahren Namen zu erfahren. Trotzdem war ›Fisher‹ in der Bedeutung so dicht an seinem echten Namen, dass es Fängt-gewandt jedes Mal entzückte, ihn von Scotts Lippen zu hören.
    »Was ist denn, Fisher?«
    Fängt-gewandt wies in die Dunkelheit jenseits des abgestürzten Flugwagens, auf die Stelle, wo der Clan der Wanderer im Mondlicht versammelt war und nun mit seiner wertvollen, unersetzlichen obersten Sagen-Künderin wartete. Dass die Zwei-Beine den offenen Wald bei Nacht aus gutem Grund fürchteten, wusste er. Trotzdem musste er Scott dazu bringen, ihm den Wunsch zu erfüllen. Er deutete wieder. »Bliek?«
    In diesen kläglichen Laut legte Fängt-gewandt seine innige Wunschvorstellung, dass Scott ihm folgen möge. Meister-Pirscher – dessen Trauer schmerzhaft wie ein Messer in Fängt-gewandts Geist steckte – fiel eindringlich in das Flehen ein. Nun nahm er Scotts Hand und drückte sie beschwörend mit beiden Echthänden.
    Scott verzog das Gesicht zu einer Miene, die Kummer bedeutete. »Du willst, dass ich dorthin mitkomme? In den Wald?«
    In seinem Geistesleuchten flackerte eine dickköpfige Widersetzlichkeit auf, die Fängt-gewandt zu erkennen gelernt hatte. Nachts im Wald war es gefährlich. Nicht einmal den Bäumen am Rande der Lichtung wollte Scott sich nähern.
    »Bliek!« Meister-Pirscher eilte an die zerbrochenen Fenster des Flug-Werkzeugs, bliekte seine Not heraus, kam zurück und ergriff Scott wieder bei der Hand, schüttelte sie und zerrte Scotts große, glatte Finger in Richtung des Waldes, wo Klarer-Sang wartete. »Bliek! Bliek! «
    Meister-Pirschers Verhalten hatte Scott erschreckt; er riss die wasserblauen Augen auf. »Was um alles in der Welt ist nur in euch gefahren?«
    Das zumindest war der emotionale Unterton der Frage. Fängt-gewandt musste noch viel von der Mundsprache der Zwei-Beine lernen. Obwohl er etliche grundlegende Wörter gemeistert hatte, fiel es ihm sehr schwer, komplizierte

Weitere Kostenlose Bücher