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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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immer so sehr auf ein Zeichen, dass ich ihm doch etwas bedeute? Und sollte ich wirklich so dumm sein zu glauben, dass er mir am Ende irgendwann solch ein Zeichen gibt?
    Sie verdrängte den Gedanken und lächelte strahlend, als MacClintock die Tür öffnete.
     
    Traum-Sucher kauerte sich auf die Dachrinne, und aus der Menschenmenge außerhalb des Gebäudes schlug ihm das menschliche Geistesleuchten wie ein verwaschener Hintergrundschimmer entgegen. Natürlich war es von Anfang an dort gewesen, doch Traum-Sucher hatte sich innerlich dagegen gewappnet, ohne es zu bemerken. Das empathische Gegenstück zum Blinzeln in grelles Licht war es gewesen, doch nun öffnete er die geistigen ›Augen‹ weit und suchte empathisch nach dem Geistesleuchten, das Parsifal ihm geschildert hatte. Die Energie, die vor ihm waberte, war schier erschreckend.
    Irgendwie habe ich nicht erwartet, dass zwischen den Sagenliedern und der Wirklichkeit solche Unterschiede bestehen , dachte er, halb benommen von der aufgeregten Vorfreude, die ihm aus so vielem Geistesleuchten entgegenschlug. Und doch hätte ich damit rechnen sollen. Alle Sagenlieder sind sich einig, dass das Geistesleuchten der Menschen viel stärker ist als unseres, und wie sollte selbst die größte Sagen-Künderin solch ungezügelte Kraft wiedergeben?
    Er schüttelte den Kopf und kauerte sich noch tiefer, als ginge starker Wind. Langsam vertrieb er den gärenden Tumult aus seinem Geist, löste seine Persönlichkeit davon und suchte aufs Neue nach der ›Prinzessin‹. Plötzlich zuckten seine Ohren; sein Schweif richtete sich starr auf.
    Das ist nicht möglich , dachte er. Das kann nicht sein! Ob Mensch oder einer von uns , niemand kann solch ein Geistesleuchten haben! Es muss doch jeden verzehren, in dem es brennt!
    Noch während dieses Gedankens wurde er eines Besseren belehrt, denn er spürte, wie das Geistesleuchten sich ihm durch die Halle näherte. Solche Kraft , dachte er in Ehrfurcht. Solche Klarheit, solche Stärke! Im Geistesleuchten erschmeckte er Mitgefühl, einen Sinn für Ordnung und Verantwortung, Hingabe. Und er spürte eine Liebe, die ihre Trägerin wie ein willkommen heißendes Feuer in sich trug. Dieses Feuer wollte jeden, der ihm nahe kam, wärmen und trösten.
    Und er schmeckte Schmerz, schrecklichen, peinigenden Schmerz – eine Leere, die danach schrie, gefüllt zu werden. Die Ursache dieses Schmerzes begriff Traum-Sucher nicht, denn wie konnte jemand, der so zur Liebe bemächtigt war, sich durch Abweisung und Verlassenheit zerbrechen lassen? Wo waren da die menschlichen Ältesten, die Sagen-Künderinnen und Geistes-Heilerinnen? Wie konnte ein Volk dulden, dass eine der ihren so schrecklich litt, wenn sie sich nur danach sehnte, zu lieben und wiedergeliebt zu werden?
    Nur einen Augenblick lang kauerte Traum-Sucher am Abgrund von Adrienne Wintons Einsamkeit und gebrochener Liebe, dann schauderte er, denn ihn befiel der schreckliche Verdacht, die Sagen-Künderinnen könnten sich geirrt haben: Waren die Menschen allesamt verrückt? Jawohl, das war doch die einzig denkbare Erklärung für die scharfe Qual, die er unter den anderen, prächtig glitzernden Facetten ihres Geistesleuchtens erschmeckte! Doch dann fiel ihm wieder ein, dass die Menschen geistesblind waren. Keiner von ihnen schmeckte, was er schmeckte, und vielleicht vermuteten sie darum nicht einmal, wie niederschmetternd verletzt ihre ›Prinzessin‹ war. In gewisser Weise klang das sogar vernünftig, denn in jenem Geistesleuchten kostete er außer dem Schmerz noch Stolz, Pflichtgefühl, die schlichte Weigerung zu jammern, zu bitten oder zu betteln, und den eisernen Willen, niemals Schwäche zu zeigen.
    Sein Herz schlug eine Brücke zu ihr – der Prinzessin, die er noch nicht einmal gesehen hatte –, und Traum-Sucher gab einen leisen Laut von sich, ein Wimmern fast, als er sein Schicksal erkannte. Er sah sich nach dieser hellen Pracht greifen, obwohl er wusste, dass er auch die Dunkelheit hinnehmen musste, und eine Stimme in seinem Verstand heulte ihm zu, doch die Flucht zu ergreifen. Zu fliehen und sich zu verstecken, wie er vor einem Todesrachen ausgerissen wäre und sich verkrochen hätte. Doch es gab kein Zurück. Das Geistesleuchten hatte ihn gefangen genommen. Von Parsifal neben sich schmeckte er halb erschrockenes, halb unüberraschtes Geistesleuchten – und Mitleid –, als Parsifal den menschlichen Glutofen berührte, und doch schien ihm der andere ‘Kater undeutlich, wie weit entfernt,

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