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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sich als außerordentlich wirksam erweisen, wenn man es gegen strategische Ziele wie die Schlüsselfiguren oppositioneller Gruppen einsetzte. Und auch die militärische Nutzung war dem interessierten Auge nicht entgangen. Obwohl die Übereinkunft von Deneb jede Psychojustierung Kriegsgefangener untersagte, wusste man doch, dass es dazu käme, sobald jemand glaubte, ungestraft damit durchkommen zu können. Die Entwicklung von Drogen und Techniken, um der Psychojustierung zu widerstehen, standen schon seit Jahrhunderten im Budget aller großen Streitkräfte fest verankert, und meist gelang es, wirksame Abwehrmechanismen zu finden. Perfekt waren sie nicht und konnten gewöhnlich durch altmodische Brachialmethoden wie Reizentzug oder systematische Misshandlung gebrochen werden. Außerdem erforderten sie regelmäßige Aufbesserungen, da die Justierungstechniken ständig weiterentwickelt wurden, um den Abwehrmethoden voraus zu sein. Nur ein Gutes ließ sich darüber sagen: Sie hinderten die Justierer daran, den Albtraum des Vorraumfahrtzeitalters wieder Wirklichkeit werden zu lassen: die Massengehirnwäsche gefangener Soldaten.
    Doch wie bei jeder neuen Technologie war es auch im Falle der Psychojustierung außerordentlich schwierig, sie zu unterdrücken, nachdem sie einmal bekannt geworden war. Persönlich konnte Thoreau sich nicht vorstellen, sich einer derartigen Behandlung zu unterziehen. Sich ein unwiderstehliches Verhaltensmuster – auch wenn er es selbst ausgesucht hatte – ins Gehirn implantieren lassen? Nein, vielen Dank. Vielleicht ein andermal. Dennoch gab es Menschen, die es freiwillig mit sich machen ließen, ob sie nun vor allen Süchten gefeit sein oder Gewicht verlieren wollten oder fürchteten, ein Trieb in den tiefen Abgründen ihrer Seele könnte sie zu Verbrechen bewegen. Das Sternenkönigreich gestattete es zwar nicht, jemandem die Justierung aufzuzwingen, aber es stellte sich auch niemandem in den Weg, der sich freiwillig behandeln lassen wollte. Eine kleine, streng beaufsichtigte Psychojustierungsindustrie existierte unter strikten Auflagen allein zu dem Zweck, diese Dienstleistung für jene bereitzustellen, die es danach verlangte.
    Und aus diesem Grunde durfte Krogman nicht im Entferntesten mit dem jungen Mann mit dem Buchleser in Verbindung gebracht werden – nicht einmal durch die bloße Nähe. Selbst im Hirn des schwachsinnigsten Sicherheitsbeamten mussten ohrenbetäubend die Alarmpfeifen schrillen, wenn ein bekannter Justierer zufällig neben dem ›unzurechnungsfähigen, allein arbeitenden Attentäter‹ auf der Parkbank saß, der gerade die Kronprinzessin von Manticore getötet hatte.
    Schon dass Krogman sich bei der Einreise ins Sternenkönigreich als Psychojustierer hatte registrieren lassen, war ein unangenehmes Risiko gewesen. Doch es war unumgänglich gewesen. Krogman musste Zugriff auf Patientenakten und die Einrichtungen besitzen, die er benötigte. Die beste Möglichkeit dazu bestand darin, sich sozusagen unter offenem Himmel zu verbergen und als registrierter Justierer eine kleine, aber hübsche Praxis aufzubauen. Der echte Jean-Marc Krogman war ein befähigter, gut ausgebildeter Justierer in der Solaren Liga gewesen. Das war der gegenwärtige Jean-Marc Krogman ebenfalls gewesen, wenngleich er in Anbetracht seiner Klientel ein wesentlich unauffälligeres Leben führte. Da der echte Krogman seine Identität nicht mehr benötigte, hatte der Mann, der sie nun benutzte, sie ohne weitere Umstände nach seinen Ansprüchen modifiziert. Schließlich wusste außer ihm und ›Henry Thoreau‹ niemand, dass der echte Krogman längst tot war.
    Mit der Annehmlichkeit einer nach außen hin vollkommen legitimen Identität war es für den gegenwärtigen Krogman ein Kinderspiel gewesen, eine wirksame Tarnexistenz aufzubauen. Und die Organisation – ein Name für das hiesige organisierte Verbrechen, wie er nach Thoreaus Ansicht nicht einfallsloser hätte sein können –, die Organisation war sehr erfreut gewesen, unverhofft über einen eigenen Psychojustierer zu verfügen. Gangsterbosse hatten immer mal eine kleine Justierung zu erledigen und zahlten fürstlich für Krogmans Dienste. Und nicht einmal die Organisation wusste von den ›freiberuflichen‹ Aufträgen, die Krogman und Thoreau hin und wieder übernahmen, und das war auch gut so. Schließlich und endlich war einem oder zwei hohen Tieren innerhalb der Organisation die Fantasie eines ihrer Untergebenen bereits zum Verhängnis geworden.

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