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Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Titel: Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Anschuldigungen des toten Admirals berechtigt gewesen seien und Jaruwalski dem Ratschlag ihrer Todesangst nachgegeben habe. Wenn Honor Santino auch als willensschwachen Unfähigen betrachtet hatte, hieß das noch lange nicht, dass die Frau, die von den Journalisten den Spitznamen ›der Salamander‹ bekommen hatte, den Schwanz eingekniffen hätte. Sie hätte nach einer Möglichkeit Ausschau gehalten, den überlegenen Gegner auf intelligente Art anzugreifen, statt ihm kampflos ihre Station zu überlassen. Doch Honor hatte eine Frage gestellt, und Andrea Jaruwalski hatte sie wahrheitsgemäß beantwortet, obwohl sie fürchtete, ihre Aufrichtigkeit könnte sie die einzige mitfühlende Person kosten, die sie nach mehr als einem T-Jahr in bitterer Schande gefunden hatte.
    »Gut«, sagte Honor leise und lächelte schief, als der Commander zusammenzuckte.
    Sie wusste nicht, ob sie Jaruwalskis Antwort auch dann für ›gut‹ befunden hätte, wenn der Link zu Nimitz und ihre eigene Empathie nicht gewesen wären; so aber erlebte sie unmittelbar, wie aufrichtig Commander Jaruwalski zu ihr war. Honor hoffte zwar, dass sie auch ohne den Link zu dem gleichen Ergebnis gekommen wäre, doch meldete sich nun ihre eigene Aufrichtigkeit nörgelnd zu Wort und zog in Zweifel, dass sie Jaruwalskis Antwort denn wirklich mit der nötigen Leidenschaftslosigkeit hätte begutachten können. Im Augenblick jedoch war diese Frage ohne Belang.
    »Ich bin froh, dass Sie das sagen«, fuhr Honor schließlich fort. »Froh, weil ich es für die richtige Entscheidung halte. Man muss sich nur den Wert – oder besser, die Wertlosigkeit – von Seaford Neun vor Augen halten und daran denken, welcher Kampfkraft Sie sich gegenüber sahen. Und ich bin froh, dass Sie ohne Umschweife geantwortet haben. Ich hatte mir schon ein Bild von der Person gemacht, vor der Elvis Santino sich so klein fühlen würde, dass er ihretwegen seine Furcht gerade so lange überwindet, um sie zu ruinieren. Nun hatte ich Gelegenheit, diese Person selbst in Augenschein zu nehmen, und auch darüber bin ich froh.«
    »Das sind Sie, Hoheit?« Jaruwalski klang verblüfft, als traue sie ihren Ohren nicht, und Honor nickte.
    »Wir setzen bei einem Offizier der Königin ein gewisses Maß an … physischem Mut voraus, Andrea«, erklärte sie. »Im Großen und Ganzen liegen wir damit nicht verkehrt. Vielleicht wirft es kein besonders helles Licht auf die menschliche Intelligenz, dass unsere Offiziere mehr als den Tod fürchten, der Saganami-Tradition keine Ehre zu machen – zumindest in den Augen ihrer Kameraden. Wenn man einen Krieg zu gewinnen hat, ist diese Eigenheit jedoch ganz willkommen.
    Doch was wir viel höher schätzen sollten, ist der moralische Mut, den ein Offizier besitzen muss, um jede Verantwortung auf sich zu nehmen, die sich ihm stellt. Dazu muss man über die ›Saganami-Tradition‹ hinausblicken und kommt an einem Punkt, an dem ein Offizier aus Pflichtbewusstsein etwas tut, was das Ende der eigenen Karriere bedeuten kann. Etwas, das ihr oder ihm sogar die Verachtung von Leuten einbringt, deren Meinung fraglichem Offizier etwas bedeutet, die aber nicht an Ort und Stelle waren und nicht die gleichen Entscheidungen treffen mussten. Einem meiner engsten Freunde musste ich befehlen, sein Schiff den Havies zu übergeben. Er war bereit, bis zum bitteren Ende zu kämpfen, und an seiner Stelle hätte ich wohl ähnlich gedacht. Meine Pflicht aber bestand darin, ihn daran zu hindern, das Leben seiner Leute in einem Gefecht zu opfern, das er nicht gewinnen konnte.
    Es war sehr schwer, eine der schwierigsten Entscheidungen, die ich je treffen musste, und ich wäre deswegen beinahe gehängt worden. Aber selbst wenn ich gewusst hätte, was die Havies mir antun würden, wäre es dennoch meine Pflicht gewesen, den Befehl zu geben.«
    Sie sah Andrea Jaruwalski tief in die Augen, und was sie dort erkannte, milderte ihren Blick.
    »Ich glaube Ihnen, dass Sie Admiral Santino zum Rückzug geraten haben, und ich glaube, dass Sie es ihm aus den richtigen Gründen nahe legten. Nicht aus Furcht, sondern aus Vernunft und gesundem Menschenverstand. Es ist Ihnen nicht leichter gefallen, als mir mein Entschluss fiel, Alistair McKeon die Kapitulation zu befehlen, denn man bricht mit solchen Anweisungen wirklich die Tradition. Trotzdem kommt ein Zeitpunkt, an dem wir an der äußeren Form dieser Tradition vorbeischauen und uns auf die Gründe konzentrieren müssen, auf denen sie eigentlich fußt.

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