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Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Titel: Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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herabließ. Buckeridge hatte nie herausgefunden, dass Mueller Fitzclarance’ stiller Partner gewesen war, und darüber musste man wohl froh sein.
    Nur mit seinen irrsinnigen Mordplänen wollte ich nichts zu tun haben , erinnerte Mueller sich. Ich kann mir noch immer nicht vorstellen, was ihm sein so genanntes Hirn dermaßen durcheinander gebracht hat, dass er auf diese Idee verfiel. Bruder Marchant hatte gewiss einiges damit zu tun, aber wie konnte selbst Marchant so dämlich sein, absichtlich Reverend Hanks zu töten?
    Er schüttelte den Kopf und wischte das vertraute Gefühl der Verwirrung beiseite. Als ob das noch eine Rolle spielte. Marchant und Fitzclarance waren beide tot, und niemand konnte Lord Mueller mit ihnen in Verbindung bringen. Er musste vorübergehend den Verstand verloren haben, sich in einen derart grobschlächtigen Plan verwickeln zu lassen, und war froh, seine inkompetenten Bundesgenossen losgeworden zu sein. Gewalt, ob offen oder verdeckt, war für Mueller keine Antwort. Nicht etwa, dass er moralische Bedenken gehegt hätte – im Gegenteil, in einem seiner liebsten Tagträume saßen Honor Harrington und Benjamin Mayhew im gleichen Flugwagen, der mitten in der Luft explodierte –, aber zum augenblicklichen Zeitpunkt wäre es völlig kontraproduktiv gewesen, einen von beiden zu ermorden. Zumal Harrington ihrer graysonitischen Hagiografie gerade erst eine Rückkehr aus dem Totenreich hinzugefügt hatte.
    Wäre ihr oder Mayhew etwas zugestoßen, hätten dennoch zu viele Menschen die Reformen weiterverfolgt. Dem konnte man nur dadurch begegnen, dass man eine Gegenorganisation aufbaute, die sich offen einer ›Verlangsamung‹ des Reformvorgangs verschrieb – aber selbstverständlich nur auf den legalen, verfassungsgemäßen Wegen. Da Mayhew seine Reformen erfolgreich institutionalisieren konnte, wäre auch zu ihrer Abschaffung wiederum ein institutionelles Gerüst erforderlich. Mueller hatte sich dem Aufbau dieses Gerüstes verschrieben. Gleichzeitig hatte er einige seiner alten, geheimen Verbindungen gepflegt. Die meisten davon stellten für ihn heutzutage reine Informationskanäle dar. Aber er besaß auch noch einige Kontakte, die sich eher an … Taten orientierten. Ihretwegen musste er sehr vorsichtig sein, doch andererseits war er schließlich ein Gutsherr und überdies Anführer der staatstreuen Opposition. Darum musste selbst Mayhew sich vorsehen, wie er mit ihm umsprang, sonst sah es so aus, als wolle der Protector jemanden allein wegen seines Widerspruchs vernichten.
    Mueller schnaubte. Vor elf T-Jahren hatte auf Grayson niemand Erfahrung mit einem Regierungssystem besessen, das auf der Gewaltenteilung beruhte. Sonst hätten die Gutsherren Mayhew gleich in die Schranken gewiesen und die verdammte ›Mayhew-Restauration‹ verhindert. Leider war es anders gekommen. Indem Mayhew während der Masadanischen Krise die geschriebene Verfassung wieder in Kraft setzte, gelang es ihm, ein autokratisches System neu zu beleben, aus dem die Schlüssel weder einzeln noch vereint ausbrechen konnten.
    Aus diesem Grund hatten sie lernen müssen, innerhalb des Systems zu arbeiten, und das war nicht leicht gewesen. Mayhew hatte Geschichte studiert und war ein außerordentlich gewiefter Politiker. Er hatte sich gnadenlos die vorübergehende Lähmung der Schlüssel zunutze gemacht, ihre Autokratie umgeworfen und dem Schwert eine beinah absolute Herrschaft gesichert, während sie noch umherirrten und sich zu erinnern versuchten, worin die alten Vorgehensweisen bestanden. Als sie es endlich lernten, kam ihnen die Autonomie ihrer eigenen Güter sehr zupass. Dadurch verfügten sie nach wie vor über eine solide, wenngleich lokal begrenzte Machtbasis, und außerdem kontrollierten sie die Regierungs- und Polizeiorgane ihrer Besitzungen. Besonders Mueller war zum Meister der parlamentarischen Taktik geworden. An der Macht des Protectors konnten seine Verbündeten und er im Augenblick leider nur kratzen, doch Mueller war geduldig. Benjamin IX. richtete seine ganze Aufmerksamkeit mehr und mehr auf die Kriegführung. Niemand besaß die Energie, sich effektiv solch einem Unterfangen zu widmen und zugleich ein wachsames Auge auf die Innenpolitik zu halten. Mueller hatte die anderen Oppositionsführer überredet, still und vorsichtig dort zu agitieren, wo Benjamin nicht mehr genau überwachen konnte. Dieses Vorgehen war weder glorreich noch spektakulär, aber im Laufe der Zeit würde sich zeigen, dass es eine andere, sehr

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