Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
froh ich war, als Honors Waffenträger mich und Alfred längst nicht so aufdringlich bewacht haben wie sie. Allison zählte elf Uniformierte in der Lounge und lachte laut auf. Da muss Gott der Herr wohl zugehört haben. Ich wusste schon immer, er hat einen eigenartigen Sinn für Humor!
Mattingly blickte sie fragend an, doch sie schüttelte nur den Kopf und winkte ihn beiseite. Grinsend gehorchte er der Geste. Allison Harrington – und Freunde – verteilten sich auf zwei übergroße Flugwagen und nahmen Kurs auf das bescheidene Anwesen mit kleiner Fünfzig-Zimmer-Villa, das die Krone der Herzogin Harrington als Zeichen ihrer hohen Wertschätzung geschenkt hatte.
15
»Der Premierminister ist nun da, Euer Majestät. Er bittet um einen Augenblick Ihrer Zeit.«
»Wirklich?« Elisabeth III. blickte von den Karten auf, die sie in der Hand hielt. »Na großartig! Ich meine, verflixt, sieht ganz so aus, als riefe das Geschäft, Justin.«
»Ach, tatsächlich?« Justin Zyrr-Winton, Prinzgemahl des Sternenkönigreichs von Manticore, lehnte sich zurück und blickte seine Gattin mit zusammengezogenen Brauen an. »Ich muss schon sagen, diese plötzliche dringende Staatsaffäre … es ist doch hoffentlich eine dringende Staatsaffäre, Edward?« Er blickte den livrierten Diener an, der ins Kartenspielzimmer gekommen war, um den Premierminister anzukündigen, und ein hinreichend ernst aussehender Edward nickte feierlich. »Wie ich schon sagte, mir kommt diese dringende Staatsaffäre ein bisschen verdächtig vor, zumal sie dir so gelegen kommt. Meinst du nicht auch, Roger?«
Er sah Kronprinz Roger an – der den Blick mit ebenso feierlicher Miene erwiderte.
»Ich weiß es nicht, Dad«, sagte der siebzehnjährige Thronfolger nachdenklich. »Es könnte eine echte Staatsaffäre sein. Möglich wäre es schon. Von Zeit zu Zeit ereignen sie sich, das habe ich jedenfalls schon gehört. Aber dass sie so günstig kommt, das macht mich schon misstrauisch.«
»Ach komm schon, Roger!« Seine jüngere Schwester, Prinzessin Joanna, blickte von ihrem Buchleser auf. »Ich gebe ja zu, dass Mom die Verschlagenheit der Wintons geerbt hat. Und ich gebe auch zu, dass sie nicht gerne verliert. Ich würde sogar sagen, die Opposition hat nicht ganz Unrecht, wenn sie Mom manchmal als ›hinterhältig‹ bezeichnet. Aber bei alledem hätte sie doch unmöglich vorher wissen können, dass sie ausgerechnet jetzt eine Unterbrechung braucht! Ich meine, sie müsste doch Wahrsagerin sein, um vorherzusehen, dass Dad ausgerechnet in diesem Spiel ein Double Run erhält!«
»Pah!« Ihres Vaters hochherrschaftliche Herablassung hätte auch nicht vom verwöhntesten Spross des vornehmsten Adelshauses im ganzen Sternenkönigreich überboten werden können, und das, obwohl er als Bürgerlicher geboren war; nach dem Gesetz hatte Elisabeth keinen Adligen heiraten dürfen. »Du vergisst die Sicherheitssysteme, Jo. Glaubst du wirklich, jemand von der Hinterlist deiner Mutter lässt sie während einer wichtigen Operation wie einem Binokelspiel abgeschaltet? Wahrscheinlich trägt sie einen dieser winzigen Ohrhörer, und einer ihrer finsteren Komplizen innerhalb des Palastwachdienstes spitzelt mit Hilfe der Kameras mein und Rogers Blatt aus! Und ein anderer Komplize hat den Premierminister angerufen und ihn herbeizitiert, damit er das Spiel unterbricht, bevor ich sie haushoch verlieren lasse.«
»Mein Lieber, damit treibst du das Misstrauen und den Verfolgungswahn gegenüber dem Mächtigen einfach zu weit.« Elizabeth gelang eine bewundernswert ernste Stimme, obwohl sie lächelte. »Und wenn es mir wirklich so wichtig wäre zu gewinnen – was natürlich nicht der Fall ist, denn meiner willfährigen, freundlichen Natur ist der Drang, überall und um jeden Preis zu gewinnen, zutiefst fremd –, wenn mir das also so wichtig wäre, dann würde ich doch nicht Allen behelligen, um vom Spieltisch aufstehen zu können. Ich würde dich einfach wegen Hochverrats oder einer anderen erfundenen Anklage festnehmen und in die Zitadelle schaffen lassen, wo du in einer kalten, dunklen, feuchten Zelle verschmachten kannst.«
»Das glaube ich kaum!«, entgegnete Justin voll Elan. »Erstens ist die Zitadelle klimatisiert; es gibt dort gar keine kalten, dunklen, feuchten Zellen. Und wenn doch, haben wir immer noch die Verfassung, jawohl, und diese Verfassung begrenzt doch sehr eng, was tyrannische Monarchen ihren Untertanen aus einer Laune heraus antun können.«
»Das ist wohl
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