Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
Commodore, und als sie sich das letzte Mal im Sternenkönigreich aufhielt, hatte man sie lediglich als Kommandeurin eines Kreuzergeschwaders verwenden wollen – eines Geschwaders, das erst noch gebildet werden musste! Sie war erleichtert, von Caparelli keinerlei Neid wegen der Höhen zu spüren, in die man sie seitdem erhoben hatte. Dennoch herrschte zwischen ihnen eine unleugbare Verlegenheit, als müsse Caparelli sich noch immer zwingen, ihr neustes, von ihr selbst unerwünschtes Avancement im Kopf zu behalten.
Gleichzeitig spürte sie von ihm ehrliche Freude darüber, dass sie überlebt hatte, und sein Händedruck war fest. Es war nicht einmal unangebracht gewesen, dass er das Händeschütteln initiiert hatte (obwohl einige der hochmütigeren Pedanten unter ihren Mitaristokraten – wie etwa High Ridge – die aristokratische Nase gerümpft und Caparelli zu spüren gegeben hätten, was sie von seiner Aufdringlichkeit hielten). Eine angemessene Begrüßung wäre es gewesen, hätte er sich vor ihr höflich verbeugt, vorzugsweise begleitet von einem respektvollen Zusammenschlagen der Hacken … vielleicht hätte die Verbeugung auch in einen kleinen Kratzfuß übergehen können. Denn schließlich und endlich war Thomas Caparelli nur ein Bürgerlicher, der sich seinen bescheidenen Ritterschlag im Dienste der Krone verdient hatte, anstatt einen Titel zu erben, wie es sich für einen richtigen Adligen gehörte.
Honor mochte Leute wie Caparelli lieber. Jene Aristokraten mit geerbten Titeln nämlich repräsentierten das, was sie stets als den größten Makel einer im Allgemeinen zufrieden stellenden Gesellschaftsordnung und eines brauchbaren Regierungssystems empfunden hatte. Die Meinung dieser Leute hätte ihr nicht gleichgültiger sein können, wohingegen sie auf Caparellis Urteil größten Wert legte. Und für Honor wogen die beiden Aspekte, in denen Caparelli sie nach wie vor im Rang übertraf, mindestens ebenso schwer wie der ihr zugefallene Aufstieg.
Wie sie war auch er Ritter im Orden von König Roger, doch während Honor nach Hancock Eins in den Rang des Komturs erhoben worden war, war Caparelli Großkreuz. Und noch wichtiger – besonders in diesem Büro und unter diesen Umständen: Jede und jeder einzelne uniformierte Angehörige des Royal Manticoran Navy unterstand seinem Befehl – einschließlich Commodore Honor Harrington.
»Ich freue mich, Sie zu sehen«, sagte der Erste Raumlord und blickte sie forschend ab. »Wenn ich richtig verstanden habe, hat man Sie in Basingford eingeschränkt diensttauglich geschrieben?«
»Nicht ohne dass man gehörig herumgedruckst hat, fürchte ich«, stimmte Honor ihn mit mattem Lächeln zu. »Die Untersuchungen sind abgeschlossen, und meine alten Krankenakten wurden aus den Archiven abgerufen. Ich glaube, die Ärzte sind weitaus besorgter, als sie zugeben wollen, weil die Regenerationstherapie bei mir nicht anschlägt und ich Nerventransplantate abstoße. Eigentlich möchten sie mich am liebsten in Watte packen, bis die neuen Nerven installiert sind und der neue Arm gefertigt ist … und man ist überhaupt nicht glücklich, dass ich mich außerhalb der Navy behandeln lasse.«
»Das erstaunt mich nicht«, schnaubte Caparelli. Anders als viele Menschen empfand er – wie Honor zufrieden feststellte – keinerlei Scheu, ihre Verwundungen nüchtern zu taxieren. Was Verwundungen bedeuteten hatte er am eigenen Leibe erfahren: Als Caparelli noch Captain gewesen war, hatte man ihn nach einem Gefecht regelrecht mit dem Spatel vom Brückenschott seines Schiffes kratzen müssen. Im Gegensatz zu ihr war er in den Genuss der Regenerationstherapie gekommen. Aber er hatte Jahre in den Fängen von Ärzten und Therapeuten verbracht.
»Basingford Medical Center ist vermutlich das beste Krankenhaus im ganzen Sternenkönigreich«, fuhr der Erste Raumlord beiläufig fort, während er Honor zu den bequemen Sesseln führte, die einen Couchtisch mit Kristallplatte umgaben. »Die Navy versucht jedenfalls, die Spitzenposition zu erreichen, und auf jeden Fall ist es das größte Hospital. Aber alles hat seine Schattenseiten, denn BuMed scheint nicht zugeben zu wollen, dass niemand in allem der Beste sein kann. Ich schätze, man ist noch immer ein wenig verärgert, Ihren Vater an eine zivile Praxis verloren zu haben. Aber wenn man sich beruhigt hat, wird man schon einsehen, dass nur eine Irrsinnige auf Dr. Harringtons Erfahrung verzichten würde, wenn sie in ihren Genuss kommen kann.«
Caparellis
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