Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
vermeiden. Außerdem hat er bereits mit Dr. Heinrich gesprochen, einem seiner Kollegen hier auf Manticore, ob er nicht dessen Praxis benutzen kann, anstatt mich immer wieder zwischen Manticore und Sphinx hin und her zu kutschieren.«
»Vom Standpunkt der Navy wäre das eine ausgezeichnete Lösung«, sagte Caparelli begeistert. »Ihre Gesundheit und Ihre Genesung stehen an oberster Stelle. Wenn sich herausstellt, dass Sie doch nach Sphinx müssen, und sei es ganztags, bevor Sie wieder in den uneingeschränkten aktiven Dienst treten können, dann geben Sie nur Bescheid. Ich hoffe sehr, wir verstehen uns.«
»Selbstverständlich, Sir«, sagte Honor, und zu ihrem Erstaunen schnaubte er.
»Das sagen Sie so einfach, Hoheit, aber ich habe mit mehreren von Ihren ehemaligen Vorsetzten gesprochen, einschließlich Mark Sarnow und Earl White Haven. Sogar mit Yancey Parks. Und jeder einzelne hat mich gewarnt: Falls ich wirklich Wert darauf legen würde, dass Sie Ihre Gesundheit über das stellen, was Sie so freundlich als Ihre Pflicht betrachten, gebe es nur eine Lösung. Ich solle jemanden abstellen, der Sie bewacht und Ihnen nötigenfalls eins mit der Keule überzieht.«
»Das ist wohl ein wenig übertrieben, Sir.« Honor spürte, wie ihr vor Verlegenheit das Blut in die rechte Wange schoss, und schüttelte den Kopf. »Ich bin die Tochter zwoer Ärzte. Was immer man von mir halten mag, ich bin nicht so dumm, ärztliche Ratschläge in den Wind zu schlagen.«
»Surgeon Captain Montaya war da allerdings anderer Ansicht«, stellte Caparelli mit einer Miene fest, die ein besonders herzloser Beobachter womöglich als Grinsen bezeichnet hätte. Sie spürte seine neuerliche Erheiterung, als ihr Erröten sich vertiefte. »Aber das ändert nichts – wenn Sie mir Ihr Wort geben, dass Sie uns informieren werden, sollten Sie zusätzlichen Genesungsurlaub benötigen …«
»Ich gebe Ihnen mein Wort, Sir«, sagte sie ein wenig steif, und er nickte.
»Gut! Dann will ich Ihnen erklären, was Admiral Cortez und ich uns ausgedacht haben.«
Als der Name fiel, zog Honor unwillkürlich die Braue hoch. Sir Lucien Cortez war Fünfter Raumlord und Chef des Bureaus für Personal. In mancherlei Hinsicht hatte er den schwierigsten Posten innerhalb der Navy inne, denn er war dafür verantwortlich, den immensen Personalbedarf der Streitkräfte zu stillen. Er hatte sich als Genie erwiesen, wo es darum ging, den verfügbaren Bestand zu strecken und zu verteilen. Aus offensichtlichen Gründen unterstand ihm die Flottenakademie auf Saganami Island. Dennoch war Honor erstaunt, wieso er sich persönlich in die Entscheidung einschaltete, wie die Akademie einen einfachen Commodore am besten einsetzte. Doch das Erstaunen verging ihr rasch, denn ob es ihr gefiel oder nicht, sie war kein ›einfacher Commodore‹ mehr.
»Wie Sie wissen«, fuhr Caparelli fort, »haben wir das Raumkadettenkorps auf Saganami Island seit Kriegsbeginn erheblich erweitert, aber ich bezweifle, dass irgendjemand, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, überhaupt begreifen kann, wie sehr sich die Zusammensetzung dort verändert hat. Fast die Hälfte der Midshipmen stammt heute von außerhalb des Sternenkönigreichs, aus diversen alliierten Navys; gut dreißig Prozent dieser Alliierten sind Graysons. Seit Protector Benjamin der Allianz beigetreten ist, haben wir über neuntausend graysonitische Offiziere graduiert.«
»Ich wusste, dass die Zahl hoch ist, Sir Thomas, aber nicht, dass sie so hoch wäre.«
»Das wissen nur wenige.« Caparelli zuckte die Achseln. »Andererseits zählte unsere letzte Abschlussklasse etwa achttausendfünfhundert Köpfe, davon elfhundert Graysons. Außerdem haben wir den Lehrplan gestrafft, um jeden Raumkadetten in nur drei T-Jahren hindurchzuschleusen … und die erste Klasse dieses Jahre ist über elftausend Kadetten stark.«
Honor weitete die Augen. In ihrer eigenen Abschlussklasse waren nur 241 Kadetten gewesen … aber das lag fünfunddreißig T-Jahre zurück. Sie hatte gewusst, dass die Akademie in diesen dreieinhalb Jahrzehnten gewachsen und dieses Wachstum in den letzten zehn oder elf T-Jahren explodiert war, aber dennoch …
»Ich hätte nie gedacht, dass wir jedes Jahr so viele Ensigns ausstoßen«, murmelte sie, und Caparelli zuckte wieder mit den Schultern.
»Ich wünschte, es wären doppelt so viele, Hoheit«, sagte er unverblümt. »Dass wir überhaupt den Kampf gegen eine überlegene Macht wie Haven aufnehmen konnten, liegt daran,
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