Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
dass sie sich wegen der Achten keine Sorgen zu machen zu brauchen, nicht wahr?«
»Ganz genau. Natürlich ist McQueen intelligent genug, um sich das selber auszurechnen. Gleichzeitig aber muss sie die Bedrohung durch die Achte zur Kenntnis nehmen, denn woher will sie wissen, ob sie uns nicht etwa falsch eingeschätzt hat? Was mir daran wirklich Kopfschmerzen bereitet – von der inhärenten Schwäche unserer Strategie abgesehen, mit der wir dem Gegner gestatten, sich Zeit und Ort seiner Angriffe selber auszusuchen: Ich bin mir sicher, dass die Opposition während einer Geheimbesprechung über die Lage informiert worden ist.« Sie sah die Verwunderung ins Tremaines Augen und zuckte mit den Schultern. »Die Spitze der Opposition wird in Kriegszeiten auf dem Laufenden gehalten, so verlangt es die Tradition. Theoretisch könnte die Regierung Cromarty jeden Moment gestürzt werden, und dann sehen sich die Oppositionsparteien eventuell ›gezwungen‹, eine Regierung zu bilden. Ab und zu verbringe ich eine schlaflose Nacht mit Beten, dass es nie so weit kommen möge, doch wenn dieser Fall eintritt, sind wir besonders gefährdet, während die neue Regierung sich mit der Lage vertraut macht.«
»Das ist mir klar, Ma’am. Mir gefällt der Gedanke ebenso wenig, aber ich verstehe, wieso es nötig ist. Ich staune nur, warum Sie es so erschreckend finden.«
»Aus einem einfachen Grund: Obwohl die Opposition weiß, was der Premierminister und die Admiralität tun, lässt sie es sich in ihren Verlautbarungen nicht anmerken. Haben Sie in jüngerer Zeit einmal eine oppositionsnahe Zeitung gelesen? Oder Kommentare gehört?«
»Nein, eigentlich nicht. Vermutlich sollte ich das, aber …«
Diesmal zuckte Tremaine voll Unbehagen die Achseln, und Truman schnaubte.
»Ich kann’s Ihnen nicht verdenken, dass Sie denen aus dem Weg gehen. Ich neige ebenfalls dazu. Aber wenn Sie sich mit ihnen befassen, dann werden Sie feststellen, dass die Presse die Angst schürt. Man vermeidet zwar peinlich genau Formulierungen, die offensichtlich Panikmache oder Schwarzseherei sind, aber man untergräbt das Zutrauen der Öffentlichkeit in die Regierung Cromarty, wo man nur kann. Meiner Meinung nach geht es diesen Schmierfinken nur um politische Vorteile … und sie wissen, dass der Herzog ihre Behauptungen nicht öffentlich richtig stellen kann, ohne offen zu legen, was er mit der Achten wirklich im Sinn hat … und es zugleich auch den Havies zu verraten.«
»Aber die Opposition muss sich doch bewusst sein, dass sie auch das Vertrauen in die Kriegführung unterminiert.«
»Einige Oppositionspolitiker wissen das bestimmt. Aber sie – oder zumindest ihre Führung – schert sich nicht darum. Sie konzentrieren sich derart auf das politische Geschehen, dass die Kriegführung ihnen nur zwotrangig erscheint. Außerdem müssen sie nicht die Verantwortung für die Ereignisse an der Front übernehmen; die fällt schließlich dem Herzog von Cromarty und der Admiralität zu.«
»Das ist … abstoßend«, sagte Tremaine leise.
»Das ist es wohl«, stimmte Truman ihm zu, aber sie klang nachdenklich. »Andererseits ist es nur menschlich. Verstehen Sie mich nicht falsch, Scotty. Ich will nicht sagen, dass diese Menschen bis ins Mark schlecht sind oder den Krieg mit Vorbedacht verlieren wollen. Soweit es mich betrifft, fallen Leute wie High Ridge, Janacek und einige von New Kievs Beratern in die Kategorie ›schlechte Menschen‹ – und von Sheridan Wallace will ich gar nicht anfangen! Sie sind manipulativ und scheren sich den Teufel um alles außer ihren persönlichen Interessen. Die meisten anderen sind wie Houseman, aber Gott sei dank ist die Dummheit bei ihnen nicht ganz so ausgeprägt; sie sind einfach unbeleckt von militärischem Sachverstand, glauben aber, über dieses Thema alles zu wissen, und ihre militärischen Berater würde ich nicht gerade erstklassig nennen. Bei vertauschten Rollen würden besagte Berater zweifellos genauso schlecht über mich urteilen, und dass ich sie für dumm halte, macht sie noch nicht zu schlechten Menschen – auch nicht die Leute, die sich auf ihr Urteil verlassen. Aber wenn New Kiev tatsächlich glaubt, dass Cromarty den Krieg falsch führt – dass sein Entschluss, eine saubere militärische Lösung gegen einen so übermächtig wirkenden Feind wie die Volksrepublik zu finden, nur in einem Desaster enden könnte –, dann ist sie moralisch verpflichtet, etwas dagegen zu unternehmen. Ihrer Ansicht nach tut sie genau
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