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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Industrieungetüms. Deshalb bezwang Victor mit Hilfe seines Zorns seinen Abscheu. Erneut lehnte er ihr Angebot ab – sogar noch bestimmter als zuvor –, diesmal jedoch mit einem sehr freundlichen Lächeln.
    Zwecklos. Nun führte die Frau den Mund an seine Wange, als wolle sie ihn küssen.
    »Halt die Klappe, Wunderknabe«, flüsterte sie. »Er will mit dir reden. Steig am Transferpunkt Jackson aus und folge mir.«
    Victor war steif wie ein Brett. »Junge, Junge«, wisperte die Frau. »Er hatte Recht. Du bist mir vielleicht ein hilfloses Lämmchen.«
     
    Anton
     
    Das Stirnrunzeln des Chicagoer Polizei-Lieutenants war beeindruckend. »Ich warne Sie, Anton – wenn wir demnächst anfangen, in diesem Komplex eine Leiche nach der anderen zu finden, sitzen Sie im Nullkommanichts hinter Gittern.«
    Zilwicki hob den Blick nicht von dem Päckchen, dass der Lieutenant ihm überreicht hatte. »Keine Sorge, Muhammad. Ich suche nur nach einigen Informationen, das ist alles.«
    Lieutenant Muhammad Hobbs musterte den kleineren Mann einen Moment lang. Dann sah er den zierlichen Robert Tye an, der auf dem Wohnzimmerboden saß. Schließlich blickte er zur Kybernetikkonsole in der Zimmerecke. Schon auf den ersten Blick erkannte er, dass die Fähigkeiten dieser Konsole alles überstiegen, was man normalerweise in einer Privatwohnung vorfand.
    Einen Moment lang verfinsterte sich Hobbs ohnehin schon finstere Miene noch mehr. Dann seufzte er leise und murrte: »Also denken Sie dran. Wir könnten Ihretwegen echte Schwierigkeiten bekommen, Anton. Wenigstens ein halbes Dutzend von uns, angefangen bei mir, könnten sich glücklich schätzen, wenn man uns nur die Pension streicht.«
    Der manticoranische Offizier sah schließlich von den gerichtsmedizinischen Unterlagen auf und nickte. »Das habe ich begriffen, Muhammad. Keine Leichen. Nichts, das irgendwie unangenehm für die Polizei werden könnte.«
    »Wie beispielsweise, wenn plötzlich massenhaft Leute mit Knochenbrüchen ins Krankenhaus eingeliefert würden«, knurrte der Polizeibeamte. Wieder schaute er zu Tye. »Oder mit Schlimmerem.«
    Tye lächelte sanft. »Ich glaube, sie haben eine falsche Auffassung vom Wesen meiner Kampfkunst, Lieutenant Hobbs.«
    Muhammad schnaubte. »Sparen Sie sich das für die Touristen auf. Ich habe Sie auf Turnieren gesehen, Sensei . Auch wenn Sie sich an die Regeln gehalten haben, waren Sie Furcht einflößend genug.«
    Er deutete mit dem Daumen auf Zilwicki. »Und der da? Ich kann mich nicht erinnern, ihn je dabei beobachtet zu haben, wie er in Lotusstellung dasitzt und über das Warum von irgendwas meditiert. Aber ich benutze manchmal die gleiche Turnhalle wie er und habe ihn auf Hantelbänken mehr Kilos stemmen sehen, als ich ausrechnen kann.«
    Der Polizist richtete sich auf und straffte die Schultern, als befreie er sich von einer kleinen Last. »Aber genug jetzt«, knurrte er. Dann wandte er sich ab und ging zur Tür. »Nur noch mal zur Erinnerung: keine Leichen, keine Krankenhauszugänge.«
     
    Noch ehe die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, saß Zilwicki an der Konsole. Innerhalb weniger Sekunden hatte er die Daten aus dem gerichtsmedizinischen Polizeibericht geladen und war völlig vertieft in die Informationen, die auf dem Bildschirm erschienen.
     
    Victor
     
    Victor war noch nie im Alten Viertel gewesen. Er hatte die Grenzen des Viertels oft genug umfahren und es auch in öffentlichen Transportkapseln durchquert. Nun aber lief er zum ersten Mal richtig durch die Straßen.
    Wenn man den Begriff »Straßen« überhaupt verwenden durfte. Die Städteplaner, der Neigung zur Jargonbildung nachgebend, die alle Sozialwissenschaften charakterisiert, bevorzugten den Begriff »Ader«, wenn sie von öffentlichen Hauptverkehrswegen sprachen. Auf das Alte Viertel angewandt, war dieser Euphemismus plötzlich gar kein Euphemismus mehr. Abgesehen davon, dass diese »Straßen« im Querschnitt nicht rund, sondern viereckig waren und nicht von Blutkörperchen, sondern von Menschen durchquert wurden, waren sie so komplex, gewunden, verschlungen und dreidimensional wie der menschliche Blutkreislauf. Sogar noch viel komplizierter, denn dieses System unterschied nicht deutlich zwischen Arterien und Venen.
    Schon nach wenigen Minuten hatte Victor hoffnungslos die Orientierung verloren. In diesem kurzen Zeitraum führte die Frau ihn durch mehr Straßen, als er sich merken konnte – einschließlich vier Aufzugstransits und drei unterirdischer

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