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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Befunde, sondern auch die Profile von allen besorgen, die in diesem Komplex arbeiten. Es dürfte nicht allzu schwer werden, die Verdächtigen einzugrenzen, bis nur noch eine sehr kurze Liste übrig ist.«
    »Wird die Polizei in solchem Umfang kooperieren?«
    »Ich glaube schon. Man ist mir da noch ein paar Gefallen schuldig. Außerdem haben Polizisten ihre eigenen Ansichten, was Entführungen angeht, und deshalb beugen sie da gern schon mal die Regeln.«
    Er musterte noch einmal den Erpresserbrief auf dem Beistelltisch. Eine richtige Nachricht, von einem echten Menschen geschrieben, auf echtem Papier. Wieder stieß der Captain ein bellendes Lachen aus. »Geheimdienstprofis!«
     

ZWEITER TAG
    Helen
     
    Zuerst wollte Helen das Schuttstück, mit dem sie grub, zusammen mit dem anderen Schutt, der den Raum halb ausfüllte, offen in der Zelle liegen lassen. Dann aber fiel es ihr noch rechtzeitig ein: Falls sich ihre Entführer die Zelle näher ansahen, würden sie sicher merken, wozu Helen die Bruchstücke in letzter Zeit benutzt hatte.
    Nicht dass eine solche Zelleninspektion sonderlich wahrscheinlich gewesen wäre. Soweit sie wusste, waren ihre Entführer derart arrogant, dass sie offenbar nicht einmal die Möglichkeit in Betracht zogen, ein vierzehnjähriges Mädchen könnte versuchen, sie hinters Licht zu führen.
    Helen hatte keinen genauen Blick mehr auf ihre Entführer werfen können, seit sie in einer Blitzaktion in die Wohnung eingebrochen waren und sie entführt hatten. Sie hatten ihr sofort eine Kapuze über den Kopf gestülpt und sie irgendwie unbemerkt aus dem großen Gebäudekomplex geschmuggelt. Wie sie das geschafft hatten, war Helen ein Rätsel, denn in dem Komplex wohnte man dermaßen dicht beieinander, wie es auf Manticore undenkbar gewesen wäre. Von der ersten schrecklichen Stunde an hatte sie begriffen, dass die Täter die Entführung sorgfältig geplant und Hilfe von jemandem erhalten hatten, der zum Personal des Wohnkomplexes gehörte.
    Nachdem sie Helen unter die Erde geschafft hatten, nahmen sie ihr endlich die Kapuze ab. Helen glaubte nicht, dass das zum Plan ihrer Peiniger gehört hatte, doch war ihnen keine Wahl geblieben; sonst hätten sie Helen tragen müssen. Der Boden in dem unterirdischen Labyrinth war so uneben, dass Helen fortwährend gestolpert war, solange sie die Kapuze aufhatte. Die Entführer hatten sie angeknurrt und mehrmals geschlagen, ehe sie sich schließlich dem Unausweichlichen beugten und Helen von der Kapuze befreiten.
    Die Wut ihrer Peiniger war nur ein weiteres Zeichen der Gleichgültigkeit, die unter ihrer arroganten Oberfläche schlummerte. Denn trotz der akribischen Planung, die der Entführung vorausgegangen sein musste, hatten die Täter augenscheinlich nie solch kleine Hindernisse einkalkuliert. Helen befasste sich gründlich mit Militärgeschichte (sie hatte fest vor, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten und eine Navylaufbahn einzuschlagen) und hatte darum eines erkannt: Ihre Entführer zeigten die klassischen Anzeichen eines Gegners, der zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist und nicht darüber nachdenkt, was der Feind vorhaben könnte. Und offenbar hatten sie auch nicht begriffen, was der alte Clausewitz mit der unvermeidbaren »Friktion im Kriege« meinte.
    Nachdem sie Helen die Kapuze abgenommen hatten, wurde sie geschlagen, wann immer sie den Blick auf die Entführer richtete. Und seit man sie in diese Zelle geschubst hatte, verlangte man jedes Mal, wenn man ihr das Essen brachte, dass sie sich mit dem Gesicht zur Wand drehte. Den Romanen zufolge, die Helen gelesen hatte, war das ein gutes Zeichen: Entführer, die nicht erkannt werden wollten, planten auch nicht, ihr Opfer umzubringen.
    Zumindest theoretisch. Helen glaubte nicht allzu fest daran. Sie wusste noch immer nicht, wer sie entführt hatte, oder warum. Indes zweifelte sie keine Sekunde, dass die Kidnapper sie mit derselben Skrupellosigkeit töten würden, mit der sie ein Insekt zerdrückten. Zugegeben, mit vierzehn konnte sie sich wohl kaum als Expertin für menschliche Schurkerei bezeichnen. Doch hielten sich die Entführer offensichtlich selbst für einen besonderen Menschenschlag – allein schon ihrem Gang nach zu urteilen. Von ihren Gesichtern hatte Helen nur wenig gesehen, ihr großspuriges Auftreten aber war ihr nicht entgangen. Wie Leoparden, die sich vor Schafen putzten.
    Insgesamt waren es vier: zwei Männer und zwei Frauen. Helen hatte nur wenig von ihnen gesehen, aber dabei war

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