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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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»Marktplätze« voller Verkaufsstände und Läden; einmal schritt sie sogar unbekümmert durch eine Art Vorlesung oder öffentliche Versammlung und verließ die Veranstaltung durch eine Hintertür in der Nähe der Waschräume. Die einzige Logik, die Victor an ihrer Route zu erkennen vermochte, bestand darin, dass die »Straßen« stetig schmaler wurden, die Decke niedriger, die künstliche Beleuchtung trüber.
    Zumindest muss ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob wir verfolgt werden.
    Als habe er diesen Gedanken laut ausgesprochen, neigte die Frau vor ihm den Kopf zur Seite und sagte: »Siehst du. So macht man das.« Sie kicherte kehlig. »Wenn einer fragt, sagst du einfach, du wolltest dich mal flachlegen lassen. Wer soll dir das Gegenteil beweisen?«
    Plötzlich blieb sie stehen und drehte sich um – so abrupt, dass Victor beinahe mit ihr zusammengestoßen wäre. Zwar schaffte er es, noch rechtzeitig anzuhalten, doch standen sie nun praktisch Nase an Nase. Nun … Nase an Stirn. Wie die meisten mesanischen Gensklaven, abgesehen von den Zuchtserien für Schwerstarbeit und Kampf, war die Frau sehr klein.
    Sie grinste zu ihm hoch. Ihr Grinsen glich im Großen und Ganzen dem professionell-anzüglichen Lächeln, das sie ihm in der Transportkapsel geschenkt hatte, indes barg dieses hier mehr echtes Gefühl. Hauptsächlich Belustigung.
    Wie alle ernsten und pflichtbewussten jungen Männer, die nicht an extremer Einbildung leiden, nahm Victor an, dass sie sich auf seine Kosten lustig machte. Sogleich bestätigte die Frau ihm seinen Verdacht.
    »Du musst es ihnen nicht einmal vorgaukeln«, bemerkte sie vergnügt. »Wenn du was Ausgefallenes willst, berechne ich das natürlich extra. Es sei denn, es ist zu ausgefallen, dann mach ich’s nämlich überhaupt nicht.«
    Victor gefiel ihr Grinsen. Es wirkte beinahe freundlich, auf kecke Weise. Trotzdem lehnte er auch diesmal ab, wenn auch eher stammelnd.
    »Zu dumm. Du hättest bestimmt Spaß gehabt, und ich hätte das Geld gut brauchen können.« Sie beäugte ihn spekulativ. »Bis du sicher?« Das Grinsen wurde noch kecker. »Vielleicht ein paar Fesselspiele? Nicht« – wieder kicherte sie kehlig – »dass du nicht ohnehin so aussehen würdest, als hättest du dich längst in was verstrickt.«
    Glücklicherweise brauchte Victor sich darauf keine passende Antwort einfallen zu lassen. Die Frau zuckte einfach die Achseln, drehte sich um und ging wieder voran.
    Weitere fünf Minuten lang folgten sie ihrer wirren Route. Nach zwei Minuten merkte Victor an, er sei sich völlig sicher, dass sie jeden abgeschüttelt hätten, der ihnen vom Krankenhaus gefolgt sein könnte.
    Schnaubend entgegnete die Frau: »Wer will das versuchen? Das hier ist der Weg zu meiner Wohnung, Wunderknabe.« Wieder dieses kehlige Kichern. »Ich bin nicht in diesem Geschäft, um Männer auf diese Weise abzuschütteln.«
    Das Kichern wurde zu einem offenen Lachen. In der darauffolgenden Minute, während derer sie ihn durch die überfüllten »öffentlichen Schlagadern« führte, zeigte die Frau ihm auf atemberaubende Weise, wie sie mit ihrem Allerwertesten zu wackeln verstand. Allmählich bedauerte Victor es, ihr Angebot abgelehnt zu haben.
    Zuerst die Arbeit! Disziplin!
    Aber er behielt den Gedanken für sich. Er konnte sich nur zu gut ausmalen, was sie dazu zu sagen hätte – und hörte auch schon das kehlige Kichern, das ihre Worte begleiten würde.
     
    Victor verbrachte die restlichen Minuten ihres Wegs schlicht damit, seine Umgebung zu studieren. Chicagos Altes Viertel – oder »die Schleife«, wie es manchmal aus einem Grund genannt wurde, den niemand begriff – war in der Solaren Liga weit und breit bekannt, sogar berüchtigt wie alle größtenteils von Immigranten besiedelten Wohngegenden in der Geschichte – Lasterhöhlen und Sündenpfuhle natürlich.
    In der Schleife kannst du alles kaufen. Doch war die Gegend von keiner bezaubernden Aura umgeben. Künstler, Schriftsteller und Musiker gab es im Überfluss, sie füllten die vielen Wirtshäuser und Cafes des Alten Viertels. (Wo man richtigen Kaffee bekam – die echt terranische Sorte. Victor hatte sie einmal probiert und festgestellt, dass sie ihm nicht schmeckte. In diesem Punkt, wie in so vielen anderen auch, war der ernste, junge Revolutionär aus den Slums von Nouveau Paris konservativer als jeder dekadente Elitarist.) Die Künstler schufen ausnahmslos »Avantgarde«, was sie durch ihre Armut belegen konnten. Bei den Schriftstellern

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