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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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handelte es sich größtenteils um Dichter mit vergleichbar geringem Einkommen. Im Gegensatz zu ihnen ging es den Musikern oft recht gut. Außer auf dem Gebiet der Opernmusik stellte die Schleife das Zentrum des musikalischen Nachtlebens von Chicago dar.
    Ob reich oder arm, die kulturell interessierten Stammgäste der Riesenmetropole ›Altes Viertel‹ drängten sich dicht an dicht an ihre gefährlicheren Brüder. Im Laufe der Jahrhunderte war die Schleife sowohl zum Zentrum für die kriminelle Elite der Solaren Liga als auch für jede Sorte von politischen Radikalisten geworden.
    Chicago zog sie alle an wie ein Magnet, von überall aus der riesigen Liga. Aber da die respektable solarische Gesellschaft generell über Dinge wie die weit verbreitete Armut und Kriminalität hinwegsah, sorgten die Bürokraten (welche die echte politische Macht in der Liga bildeten) dafür, dass das unwillkommene Gesindel der Öffentlichkeit aus den Augen blieb … und damit auch aus dem Sinn. Solange die Immigranten abgesehen von jenen, die als Diener arbeiteten, die Schleife nicht verließen, behelligten die Behörden sie nicht. Innerhalb der eigenen Grenzen war die Schleife schon fast eine eigenständige Nation. Chicagos Polizei patrouillierte auf den Hauptverkehrsstraßen und in jenen Sektoren, die den ›guten‹ Bürgern der Liga als Unterhaltungszentren dienten. Für den Rest galt: Lasst sie verrotten.
    In mancher Hinsicht – Armut, Gefahr, Übervölkerung – erinnerte die Schleife Victor an die schmutzigen Dolistenslums, die sich während der langen Herrschaft des legislaturistischen Regimes auf Haven wie Krebsgeschwüre ausgebreitet hatten – doch glichen sie ihnen nur bis zu einem gewissen Punkt. Die Dolistenslums, in denen Victor geboren war und gelebt hatte, bis er sich freiwillig zur Systemsicherheit meldete, waren grausige, triste und düstere Gegenden. Allmählich änderte sich das, da der öffentliche Eifer für die Revolution und den Krieg gegen die manticoranische Elite wuchs; zudem begann Victors Gesellschaftsklasse allmählich zu akzeptieren, dass Disziplin vonnöten war. Trotzdem blieben die Dolistenviertel der Volksrepublik Haven Slums .
    Victor nahm an, dass die Schleife sogar noch gefährlicher war als die Slums auf Haven. Und doch bestand zwischen beidem ein entscheidender Unterschied. Die Schleife war ein Getto , nicht lediglich eine Ansammlung von Wohnhäusern. Und, wie in vielen Gettos im Lauf der Geschichte, hatte das Leben hier etwas Beschwingtes, Vibrierendes an sich. Trotz der Herablassung der respektablen Gesellschaft, des Schmutzes und der Armut verströmte die Schleife einen gewissen Schwung und Elan.
    Leider griff diese schneidige Lebensfreude auch auf die Taschendiebe über. Als die Frau und Victor schließlich ihr Ziel erreichten, besaß Victor keine Brieftasche mehr. Immerhin verhinderte er den Diebstahl seiner Uhr, aber nur knapp.
     
    Als die Frau an ihrem Apartment ankam, begann sie die Öffnungskodes für die Tür einzutippen. Angesichts der vielen Schlösser war das ein zeitraubender Prozess. Für ein Schloss hatte sie sogar einen Schlüssel – einen echten, altmodischen Metallschlüssel . Während Victor wartete, wurde ihm plötzlich bewusst, dass er nicht einmal ihren Namen kannte. Dass er in solch ein elitäres Verhalten verfallen war, berührte ihn zutiefst peinlich.
    »Entschuldigen Sie«, murmelte er. »Ich heiße Victor. Ich habe vergessen, Sie nach Ihrem …«
    Triumphierend drehte die Frau den Schlüssel um, und die Tür öffnete sich endlich. Ebenso triumphierend bedachte sie Victor mit ihrem typischen Grinsen.
    »Tut mir Leid, Wunderknabe. Meinen Namen verrate ich nur zahlenden Kunden.«
    Sie rauschte durch die Tür wie eine Grande Dame, die einen Palast betritt. Kleinlaut folgte ihr Victor.
    Gleich hinter der Tür lag ein kleines Wohnzimmer. Usher rekelte sich auf der Couch.
    »Er gehört ganz dir, Kevin«, sagte die Frau. »Aber ich warne dich lieber gleich. Mit dem ist rein gar nichts los.«
    Sie ging nach rechts, auf eine Tür zu – voll Schwung, Elan und Lebensfreude mit dem Allerwertesten wackelnd.
    Victor sog tief den Atem ein und stieß ihn schnaubend wieder aus. »Sie hat wirklich was«, sagte er.
    Usher lächelte. »Ja, ich weiß. Deshalb habe ich sie auch geheiratet.«
    Als er Victors große Augen sah, wurde Ushers Lächeln sehr dünn und niederträchtig. »In meiner Akte wird sie mit keiner Silbe erwähnt, stimmt’s? Das ist Lektion Numero eins, Junge. Die Karte ist

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