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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Botschaftspersonal angemietet hatte. Bedauerlicherweise lag der Komplex im östlichsten Stadtbezirk, auf aufgeschüttetem Gelände, das im Laufe der Jahrhunderte langsam in den Michigansee vorgedrungen war. Gewiss eine renommierte Adresse, doch musste man von dort eine lange Fahrt mit dem labyrinthischen öffentlichen Transportsystem in Kauf nehmen. Das Krankenhaus lag am Rand des Alten Viertels, unweit des Gasthauses, die Ushers bevorzugtes Wasserloch war.
    Victor seufzte. Und das bedeutete …
    Victor hegte zwar keine Vorurteile gegen die Horden von armen Immigranten, die im Alten Viertel zusammengedrängt lebten und im weiteren Umkreis alle öffentlichen Verkehrsmittel verstopften. Tatsächlich fühlte er sich in ihrer Mitte sogar wohler als bei der solarischen Elite, mit der er bei gesellschaftlichen Anlässen der Botschaft regelmäßig zu verkehren hatte. Die Einwohner des Alten Viertels erinnerten ihn an die Leute, mit denen er in den Dolistenwohntürmen von Nouveau Paris aufgewachsen war. Doch hatte Victor nicht ohne Grund hart darum gekämpft, den Wohntürmen zu entkommen. Deshalb hielt sich seine Begeisterung darüber in Grenzen, eine Stunde lang in überfüllten Verkehrsmitteln verbringen zu müssen. Die Hauptstadt der Solaren Liga prahlte gern mit ihrem öffentlichen Nahverkehrssystem. Trotzdem war Victor nicht entgangen, dass die Elite Chicagos es nie benutzte.
    Was gibt’s sonst Neues? Er tröstete sich mit dem Gedanken an die unausweichlich näher rückende Revolution in der Solaren Liga. Er hielt sich schon lange genug auf Terra, um unter der glitzernden Oberfläche die Fäulnis zu erkennen.
    Kaum fünf Minuten, nachdem er sich in die Menschenmenge geschoben hatte, die in eine der Transportkapseln strömte – ein guter Name für diese Dinger , dachte er reumütig –, spürte er, dass sichjemand an ihn drängte.
    Wie alle anderen musste auch Victor stehen. Er hatte gehört, die im Alten Viertel verkehrenden Kapseln seien ursprünglich mit Sitzplätzen ausgestattet gewesen, die man aber wegen der großen Fahrgastzahlen vor langem wieder ausgebaut habe. Victor war wie jeder Havenit, der mit der Dolistenspeisung aufgewachsen war, von relativ kleiner Statur, und dennoch überragte er die meisten Immigranten im Alten Viertel. Er senkte den Blick; die Person, die sich so dicht an ihn drückte – zu dicht, selbst für Kapselstandards –, war eine junge Frau. Ihrem Teint und ihren Gesichtszügen nach zu urteilen, war sie wie die meisten Chicagoer Immigranten südasiatischer genetischer Abstammung. Selbst wenn die Frau ihn nicht mit ihrem lasziven Lächeln angestrahlt hätte, wäre ihm sofort klar gewesen, dass sie eine Prostituierte war. Ihre Kleidung wirkte wie aus ferner Zeit, als habe dem Schneider ein Sari als Vorlage gedient. Ihre Version des Kleidungsstückes aber war so geschnitten, dass es die geschmeidigen Glieder der Frau und ihren sinnlichen Bauch betonte.
    Im Alten Viertel nichts Ungewöhnliches. Victor konnte schon gar nicht mehr zählen, wie viele unsittliche Anträge von Prostituierten er seit seiner Ankunft auf Terra vor weniger als einem Jahr bekommen hatte. Wie immer schüttelte er den Kopf und murmelte eine Ablehnung. Allein schon aus Klassensolidarität war Victor nie unhöflich zu Prostituierten. Deshalb fiel seine abschlägige Antwort zwar freundlich, aber dennoch entschieden aus.
    Zu seinem Erstaunen ließ die Frau nicht locker. Mittlerweile umarmte sie ihn regelrecht. Sie streckte die Zunge hervor und wackelte damit vor seinem Gesicht herum. Als er die Oberfläche ihrer Zunge sah, erstarrte Victor.
    Wenn man vom Teufel spricht. Die Gentechniker von Mesa markierten ihre Sklaven auf diese Weise. Die Markierung diente dem gleichen Zweck wie die Brandzeichen oder Tätowierungen, die früher von Sklavenhändlern verwendet worden waren, nur ließ sich diese hier nicht entfernen … es sei denn, man entfernte die ganze Zunge. Die Markierung war ins Fleisch eingewachsen, schon während der genmanipulierte Embryo sich entwickelte. Aus technischen Gründen, von denen Victor nichts verstand, eigneten sich Geschmacksknospen besonders gut für diesen Zweck.
    Victors steife Haltung war zum Teil auf seinen Abscheu, größten teils aber auf blanke Wut zurückzuführen. Falls es irgendwo im Universum eine Scheußlichkeit gab, die an Mesa und Manpower Unlimited heranreichte, so hatte Victor noch nicht davon gehört. Die Frau vor ihm, rief er sich zu Gedächtnis, war ein Opfer dieses

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